Meinung Coronavirus: Keine Panik, bitte!

Die Corona-Gesichtsmaske wurde zum Symbol der Pandemie.
Die Corona-Gesichtsmaske wurde zum Symbol der Pandemie.

Die Anzahl der Corona-Fälle in Deutschland wächst stetig. Was dagegen kaum ansteigt, ist die Lernkurve im Umgang mit dem Virus. Die Politik hat bis heute kein schlüssiges Konzept vorgelegt.

Es gibt keine Corona-Verschwörung. Das Virus und die Gefahr einer Infektion sind real. Die Bundesregierung führt mit ihrer Corona-Politik auch nichts im Schilde, will keine neue Weltordnung schaffen, wie manche glauben. Sie hat keinen geheimen Plan. Leider – so scheint es – hat sie gar keinen Plan.

Dabei sitzen nicht nur Künstler und Veranstalter auf glühenden Kohlen. Das ganze Land ist wie gelähmt, Psychotherapeuten in Rheinland-Pfalz rechnen mit einer deutlichen Zunahme von Depressionen, Ängsten, Sucht und Selbsttötungsversuchen.

Gut gemeint, aber hilflos

Die Antwort aus Berlin lautet: „Mit AHA durchs Jahr“. Die Kampagne der Bundesregierung („Abstand, Hygiene, Alltagsmaske“) wirkt gut gemeint, aber hilflos. Bis heute hat die Politik kein schlüssiges Konzept zum Umgang mit der Krise vorgelegt. Dabei ist Corona inzwischen schon seit acht Monaten nachweislich in Deutschland aktiv.

Anlässlich der wieder angestiegenen Infiziertenzahl reden einige Politiker von einer zweiten Welle und drohen mit einem erneuten Lockdown. Dabei sprechen die Zahlen eine weniger dramatische Sprache. Denn natürlich steigt mit der Anzahl der Corona-Tests auch die Anzahl der erkannten Infizierten. Anders als im März und April lassen sich heute auch viele jüngere Menschen mit mildem Krankheitsverlauf testen, deren Erkrankung ansonsten womöglich unerkannt geblieben wäre. Das räumt in Teilen auch das Robert-Koch-Institut ein.

Deutlich weniger Intensivpatienten

Klar ist: Die Todesfälle (mit und an Corona) nehmen seit April ab, die Anzahl der Corona-Intensivpatienten liegt derzeit laut DIVI-Intensivregister bei 223 (davon fünf in Rheinland-Pfalz). Mitte April lagen noch mehr als 2000 Corona-Kranke auf der Intensivstation.

Anhand dieser Lage erneut über die Beschneidung von Freiheitsrechten nachzudenken, ist ungerechtfertigt, weil maßlos. Der Wissensstand von heute ist ein anderer als zu Beginn der Pandemie.

Katastrophe ist ausgeblieben

Damals wurde vor allem vor einer Überlastung der Krankenhäuser gewarnt. Es folgten Kontaktbeschränkungen und schließlich der Lockdown. Heute wissen wir: Die medizinische Katastrophe ist – vielleicht auch dank der geübten Vorsicht – weitgehend ausgeblieben. Ärzte und Krankenhäuser in Deutschland meldeten von März bis Mai Kurzarbeit für 400.000 Menschen an.

„Mit dem Wissen von heute“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag, würde man „keine Friseure und keinen Einzelhandel mehr schließen.“ Das werde nicht noch mal passieren. „Wir werden nicht noch mal Besuchsverbote brauchen in den Pflegeeinrichtungen.“

Müssen aus den Fehlern lernen

Ist die Politik damals übers Ziel hinausgeschossen? Ganz sicher. Man denke nur an das bayerische Verbot, alleine auf einer Parkbank zu sitzen und ein Buch zu lesen.

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War der Lockdown im Frühjahr deswegen ein Fehler? Nein. Denn das Wissen von damals ist nicht das Wissen von heute. Die tatsächliche Gefahr, die von dem neuen Virus ausgeht, war im Frühjahr nicht abzuschätzen. Niemand wusste, wie man eine Situation wie in Italien verhindern konnte.

Aber sechs Monate später reicht es nicht, die Fehler von damals einzugestehen, wir müssen aus ihnen lernen. Wir brauchen maßvolle Vernunft statt Panik.

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