Rheinland-Pfalz Zehntausende FFP2-Masken wegen Qualitätszweifeln zurückgezogen

Eine FFP2-Maske.
Eine FFP2-Maske.

Mit bloßem Auge sehen die FFP2-Masken gleich aus. Doch das Land Rheinland-Pfalz hat in der Pandemie bereits mehrmals solche Masken zurückgerufen – wegen Zweifeln an der Qualität. Betroffen waren Lehrer und Polizisten, aber auch Krankenhäuser und Gesundheitsämter.

Geliefert wurden die zurückgerufenen Masken ausschließlich vom Bund, wie der Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung, Detlef Placzek, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz sagte. Die Behörde ist für die Beschaffung der Schutzausrüstung in der Pandemie zuständig.

Der Bund habe Rheinland-Pfalz etwa 150 Sorten Schutzmasken geschickt. Als Zweifel an der Qualität aufgekommen seien, habe die zuständige Marktüberwachungsbehörde SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsdirektion) in einem aufwendigen Verfahren alle Produkte überprüft, die unter die Verordnung für Persönliche Schutzausrüstung (PSA) fallen.

Unterschiedliche Mängel

Das Ergebnis: Nur 57 Sorten der FFP2-analogen Masken seien positiv bewertet worden. Die Gründe für das schlechte Abschneiden der übrigen Masken seien sehr unterschiedlich gewesen: Ein ausreichender Schutz vor dem Coronavirus wurde zuvor nicht getestet oder konnte nicht nachgewiesen werden oder konnte infolge der fehlenden Kennzeichnung – etwa weiße Masken ohne Aufdruck – nicht zugeordnet werden. „Wir hatten aber schon Ware rausgegeben“, sagte Placzek. „Wenn das Vertrauen der Empfänger missbraucht wird, hat man verloren.“

„Nicht verkehrsfähige“ Schutzkleidung im Wert von sechs Millionen Euro

In einem Brief vom 23. Dezember rief Placzeks Behörde daher Masken mit 98 verschiedenen Produktbezeichnungen zurück, die Hersteller waren längst nicht alle bekannt. Das Schreiben ging unter anderem an Krankenhäuser und Gesundheitsämter. Das Land habe nun ein ganzes Lager voll solcher „nicht verkehrsfähiger“ Masken vom Bund, sagte Placzek – insgesamt mehr als eine Million. Dazu kämen ebenso viele OP-Masken (Mund-Nasen-Schutz), bei denen unklar ist, ob die Qualität stimmt; sowie Schutzanzüge, Schutzbrillen und Faceshields. Den Wert beziffert Placzek auf mindestens sechs Millionen Euro.

Zweistufiges Prüfungsverfahren

Der Bund habe Rheinland-Pfalz bisher rund 2,1 Millionen FFP2-Masken oder vergleichbare Masken sowie knapp 4,2 Millionen OP-Masken geliefert, heißt es im Bundesgesundheitsministerium in Berlin. „Diese Masken sind alle auf Qualität überprüft worden und waren ausschließlich für den Einsatz im Gesundheitswesen vorgesehen“, sagte ein Ministeriumssprecher. Alle vom Bund beschafften und ausgelieferten Masken würden in einem zweistufigen Prüfungsverfahren qualitätsgeprüft.

„Warum sollen für die Polizei, für Lehrerinnen oder andere Institutionen andere Maßstäbe gelten als für Personen, die mit Patienten arbeiten?“, sagte Placzek. „Es geht immer um den Einsatz im Infektionsschutz und jede Person ist für uns gleich schützenswert.“

Mehrere Maskentypen zurückgerufen

Kürzlich habe das Landesamt im Zusammenhang mit einer Verteilung von Masken an Schulen zwei vom Bund beschaffte Maskentypen zurückgerufen, sagte Placzek. Anfang Dezember 2020 seien die Schulen aufgerufen worden, die Masken des Herstellers Jiangxi Mailin Kangda sicherheitshalber zu vernichten. „Das betraf insgesamt etwa 16.000 der 20.700 Masken, die an Schulen ausgeliefert worden waren.“ Der Grund: ein belgisches Labor war – anders als ein deutsches – mit geringen Abweichungen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Masken nicht den notwendigen Anforderungen entsprächen. Die SGD Süd habe trotzdem an ihrer positiven Einschätzung festgehalten.

Anfang dieses Jahres wurden rund 31.600 Masken zurückgerufen, die wiederum an Schulen gegangen waren. Dazu kamen etwa 20.000 Masken für die Polizei. Es handle sich um die Marke Lamdown des Herstellers Lanshan Shendun Technology aus China, sagte Placzek. Der Grund: Eine amerikanische Behörde war anders als ein deutsches Testlabor zu dem Ergebnis gekommen, dass die Masken des zurückgerufenen Typs nicht alle die erforderliche Filterleistung von mindestens 95 Prozent erfüllten. Dies sei erst nach der Ausgabe der Masken bekannt geworden.

Neue Masken aus hiesiger Produktion

Allerdings liegen auch dem Bundesgesundheitsministerium nach eigenen Angaben für den chinesischen Hersteller Lanshan Shendun Technology ausschließlich positive und mit „bestanden“ gewertete Prüfberichte vor. Die betroffenen Schulen bekommen jedenfalls nach dem Rückruf neue Masken. 250.000 geprüfte FFP2-Masken aus rheinland-pfälzischer Produktion seien bereits ausgeliefert.

Solche Rückrufe seien eigentlich gar nicht so selten, sagte Placzek und nennt Medikamente als Beispiele. „Das ist ja eigentlich ein gutes System“ – und im Rahmen der Sicherstellung der Patientensicherheit ein probates und gängiges Mittel.

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