Fragen und Antworten Warum die Ukraine unbedingt Leopard-Panzer will

Ein Leopard 2A4, also ein etwas älteres Modell.
Ein Leopard 2A4, also ein etwas älteres Modell.

Nun geht es wohl Schlag auf Schlag. Als erstes Land hatte Polen bei der Bundesregierung eine Liefererlaubnis für 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4 an die Ukraine beantragt. Dann folgte die Meldung: Die Deutschen liefern auch selbst. Darum geht es.

Warum fordert die Ukraine den Leopard so dringend ein?
Vom ersten Kriegstag an hat die Ukraine die russischen Angreifer mit ihren militärischen Fähigkeiten überrascht: Der Vormarsch wurde gestoppt und im Lauf der inzwischen elf Kriegsmonate auch zurückgedrängt. Aber Russland lässt nun neue gepanzerte Kräfte für einen erwarteten großen Vorstoß aufmarschieren, bei dem die Ukraine schwere Verluste erleiden oder weitere Gebiete verlieren könnte. Der frühere Nato-General Hans-Lothar Domröse etwa erwartet, wie andere Experten auch, „eine fürchterlich blutige Frühjahrsoffensive“.

Welche Kampfpanzer hat die Ukraine bisher, was können die Leopard-Panzer besser?
Die Ukraine hat aus eigenen Beständen und von Partnern („Ringtausch“) hunderte Schützenpanzer sowie Kampfpanzer aus sowjetischer Entwicklung. Darunter sind ältere Kampfpanzer wie T-72 oder T-80 und - als Beute-Panzer, von russische Truppen zurückgelassen - auch das Folgemodell T-90. Westliche Kampfpanzer, hier vor allem der Leopard, sollen nun die Fähigkeit der Ukraine zur Offensive erhöhen, also zur Rückeroberung besetzter Gebiete. Diese Panzer sind vor allem in den moderneren Versionen dem russischen Gerät überlegen und können den Gegner im „Duell“ vielfach zerstören. Der Leopard gilt Fachleuten dabei in seiner jeweiligen Generation als bester Kampfpanzer weltweit.

Der ehemalige Oberkommandierende der US-Armee in Europa, Ben Hodges, machte im US-Radiosender NPR deutlich, dass die Ukraine damit zu einem Schlag gegen den von Russland eroberten Korridor vom Donbass zur annektierten Halbinsel Krim ausholen könnte. Dazu könne die Ukraine mit westlichen Kampfpanzern einen schwer gepanzerten Verband bilden, „die Speerspitze einer Truppe, die die russischen Linien in Richtung Mariupol durchbrechen könnte“. Und auch generell könne der Infanterie mit solchen Kampfpanzern der Weg zum Vormarsch geebnet werden.

Könnte die Bundesregierung Leopard-Panzer noch rechtzeitig zur befürchteten Frühjahrsoffensive Russlands liefern?
In Deutschland stehen Leopard-Panzer in den Werkstätten und Lagern der Industrie sowie bei der Bundeswehr. Rheinmetall-Chef Armin Papperger sagte dem „Stern“, bis Ende März seien rund 29 Kampfpanzer Leopard 2A4 einsatzbereit, die für den Ringtausch mit Tschechien und der Slowakei vorgesehen sind. Weitere Leopard einsatzbereit zu machen, dauert demnach.

Die Bundeswehr verfügte im vergangenen Jahr noch über 312 Leopard-2-Panzer, darunter aber kein einziges Modell der älteren Version Leopard 2A4. Nun sollen offenbar Leopard 2A6 geliefert werden. Dieser fußt auf den Varianten 2A5 und 2A4 und wurde in manchen Bereichen modifiziert und modernisiert.  In der Version Leopard 2A5 werden derzeit mehrere Exemplare im Gefechtsübungszentrum benutzt, um bei der Ausbildung den Feind darzustellen.

Gibt es noch andere Kampfpanzer, die für die Ukraine von Bedeutung sind?
Großbritannien hat schon angekündigt, den Challenger 2 an Kiew geben zu wollen. Für den Einsatz der Waffensysteme ist es aber von Vorteil, wenn das Gerät möglichst einheitlich ist. Für die Instandsetzung muss das Großgerät womöglich sogar wieder aus der Ukraine herausgefahren werden. So haben der Panzerbauer KMW und das deutsche Verteidigungsministerium ein Werkstattzentrum („Hub“) im Grenzgebiet der Slowakei zur Ukraine aufgebaut, um Systeme wie die Panzerhaubitze 2000 nach dem Fronteinsatz zu reparieren und Verschleißteile auszutauschen.

Wie viele Leopard-Panzer stehen zur Verfügung?
Der US-Sender ABC News berichtete am Dienstag unter Berufung auf einen ukrainischen Regierungsvertreter, dass zwölf Staaten grundsätzliche Bereitschaft zur Lieferung von Leopard-Panzern signalisiert hätten, darunter Spanien, die Niederlande und Dänemark. Insgesamt stehe schon damit eine Zahl von 100 Leopard zur Verfügung, wird die ukrainische Seite zitiert. Die Zusicherungen seien bereits in der vergangenen Woche bei den Ukraine-Gesprächen in Ramstein gemacht worden.

Aufgrund dieser Zahlen müssten praktisch alle europäischen Leopard-Nutzer außer der Türkei ihre Bereitschaft signalisiert haben. Die von Polen zur Lieferung beantragten 14 Leopard 2A4 sind von der Zahl her ausreichend für eine Kompanie.

Wie ist die Stimmung in Deutschland?
Eine mögliche Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine ist - so eine Umfrage - in der deutschen Bevölkerung umstritten. 46 Prozent der Befragten im aktuellen „Deutschlandtrend“ für das ARD-„Morgenmagazin“ sprechen sich dafür aus, fast ebenso viele sind dagegen (43 Prozent). Die verbleibenden 11 Prozent können oder wollen sich nicht festlegen. Vor allem im Osten Deutschlands sind die meisten Befragten dagegen (32 zu 59 Prozent).

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