Zweibrücken Wie junge Leute die Wirtschaft in Zweibrücken ankurbeln können

Die riesige Logistikhalle ist fix und fertig neu gebaut und nachts beleuchtet. Trotzdem ist Amazon hier nicht eingezogen.
Die riesige Logistikhalle ist fix und fertig neu gebaut und nachts beleuchtet. Trotzdem ist Amazon hier nicht eingezogen.

Wie kann Kommunalpolitik den Wirtschaftsstandort Zweibrücken stärken? Das wollten Gymnasiasten vor der Wahl von Lokalpolitikern wissen.

Die Tadano-Führung droht mit Werksschließung. Ungewissheit herrscht über die Zukunft der riesigen leeren Amazon-Halle am Steitzhof. Es wird immer mehr zur Herausforderung, Unternehmen hier zu halten und neue anzulocken. Ein Thema, an dem die Veranstaltung in der Hofenfels-Aula nicht vorbeikam.

„Ja, wir haben Probleme hier vor Ort“, bestätigte Verena Ecker (CDU). Die Schwierigkeiten hätten nicht erst mit der Schließung des Evangelischen Krankenhauses angefangen, und bekanntlich werden auch bei Kubota Stellen abgebaut. Junge Leute zögen weg. Die Kommunalpolitik spiele aber immer noch eine gewichtige Rolle: „In der Diskussion um Tadano unterstützt der komplette Stadtrat den Betriebsrat und die Gewerkschaft.“ Ecker hält es für wichtig, dass neue Gewerbeflächen erschlossen werden. „Und wir müssen zusehen, was wir in die Amazon-Halle reinbringen können.“ Ein kleines Erfolgsmodell kommunalpolitischer Wirtschaftsbemühungen in Zweibrücken sei der Pop-up-Store in der Fußgängerzone, in dem neu gegründete Unternehmen ihre Marktchancen erproben können.

„Sammelt Erfahrungen“

Julia Igel (Grüne) betonte, dass ihre Partei in Zweibrücken sich schon seit Langem für das Einberufen regelmäßiger Runder Tische ausspreche. Dort könnten Abgesandte aller Stadtratsfraktionen mit Vertretern „der kleinen und großen Wirtschaftsunternehmen in unserer Stadt“ untereinander im Gespräch bleiben. „Denn es ist ganz wichtig, dass wir mit der Wirtschaft ständigen Kontakt halten.“ Außerdem müssten der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und die Bevölkerung auch in ländlichen Gebieten mit einem „vernünftigen Takt“ versorgt werden. „Und wir brauchen funktionierende Kitas. Wenn solche Rahmenbedingungen stimmen, dann wird Zweibrücken für Fachkräfte wieder interessanter – und damit auch für die Unternehmen.“

„Ihr lieben jungen Leute“, wandte sich Erika Watson (FDP) an ihre jugendlichen Zuhörer: „Geht nach der Schule raus in die Welt, sammelt Erfahrungen und kommt dann zurück nach Zweibrücken, wo ihr euch in das Wirtschaftsleben hier vor Ort einbringen könnt.“ Gut ausgebildet, den persönlichen Horizont erweitert, werde die junge Generation die Chance haben, „Leben in unsere Stadt zu bringen und etwas gegen die Leerstände zu unternehmen“.

„Sagt, was ihr haben wollt“

In unternehmerischen Angelegenheiten kann Dieter Becker (Freie Wählergruppe FWG) nur wenig Gestaltungsspielraum für die Kommunalpolitik erkennen. „Wirtschaft ist nicht die Macht des Stadtrats. Der hat kaum Einflussmöglichkeiten. Wir müssen halt schauen, dass mittelständische Betriebe sich hier ansiedeln.“ An die Gymnasiasten im Saal gewandt, meinte Becker: „Sagt doch mal, was ihr hier an Betrieben haben wollt. Und redet mit dem Stadtrat.“

„Klar, wir als Stadtrat allein können Tadano in Zweibrücken nicht retten“, bekannte Rebecca Wendel (SPD). „Trotzdem kann der Stadtrat sehr wohl seinen Einfluss geltend machen.“ Das Gremium stehe im engen Kontakt mit Betriebsrat und Vertrauensleuten, „und wir waren mit einer Delegation bei Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Mainz. Damit haben wir die Tadano-Führung so unter Druck gesetzt, dass die später ebenfalls zu Malu Dreyer gefahren ist.“

Eine weitere wichtige Aufgabe für die lokale Politik in Zweibrücken besteht in Rebecca Wendels Augen darin, den Hochschulstandort zu stärken und weiter auszubauen.

Stadt im Wald oder am Wasser?

„Ich fände es ja auch toll, wenn bei Tadano noch ein Wunder geschehen würde“, zeigte sich Aaron Schmidt (Die Partei) eher pessimistisch. „Den Verantwortlichen dort ist es egal, was der Stadtrat oder der Oberbürgermeister dazu sagen.“ Um die Wirtschaft anzukurbeln, würden er und seine Freunde von der Satirepartei „lieber eine ,Stadt im Wald’ kreieren als die ,Stadt am Wasser’. Das fänden wir besser.“

„Die Gewerbesteuern müssen gesenkt werden. Wir haben hier in Zweibrücken mit die höchsten Gewerbesteuersätze in ganz Rheinland-Pfalz“, lautete das kurze und knappe Statement von Falk Dettweiler (AfD) zum Thema Wirtschaft vor Ort.

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