Landau Nach Vorwürfen gegen Vulcan: Was ist dran am Umwelt-Frevel?

Der Ebenberg war früher Truppenübungsplatz und ist jetzt ein Naturschutzgebiet.
Der Ebenberg war früher Truppenübungsplatz und ist jetzt ein Naturschutzgebiet.

Bei der geologischen Untersuchung des Landauer Untergrunds auf Heißwasservorkommen sollen im Naturschutzgebiet auf dem Ebenberg und dem dortigen Flugplatz schwere Schäden angerichtet worden sein. Das behauptet die Bürgerinitiative Geothermie Landau. Die Beweislage ist dünn.

Die Bürgerinitiative Geothermie Landau-Südpfalz hat Strafanzeige gegen die Vulcan Energie Ressourcen GmbH gestellt, die im Raum Landau nach heißem Wasser für die Energie- und insbesondere die Lithium-Gewinnung sucht. Die BI unter ihrem Vorsitzenden Werner Müller wirft dem Unternehmen vor, im Naturschutzgebiet am Ebenberg Schäden angerichtet zu haben.

Müller selbst hat dabei versucht, die schweren Rüttler-Fahrzeuge aufzuhalten. Seine BI kritisiert auf ihrer Homepage, dass die Flugplatzgemeinschaft Landau und die DBU Naturerbe GmbH „dem Betreten des Geländes ohne erkennbare Notwendigkeit in verantwortungsloser Weise“ zugestimmt hätten. Bei besagter GmbH handelt es sich um eine 2007 gegründete Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit Sitz in Osnabrück. Sie verwaltet, schützt und pflegt rund 70.000 Hektar Naturschutzflächen, überwiegend ehemalige Truppenübungsplätze. Dazu gehören 196 Hektar auf dem Ebenberg.

Fotos von BI zeigen keinen Natur-Frevel

Um zu verhindern, dass die Rüttler-Fahrzeuge quer zur Start-und Landebahn auf das Gelände fahren und Fahrrillen in den weichen Boden drücken, „musste ein Mitglied den Zugang an der westlichen Seite des Platzes blockieren, um größeren Schaden am Vereinseigentum zu verhindern“, teilt die BI mit, und weiter: Die Vulcan-Rüttler seien „rücksichtslos und aggressiv“ gewesen.

Müller war wegen eines Auslandsaufenthalts nicht erreichbar. Ein Handyrückruf seinerseits ist mehrfach abgebrochen. Die Staatsanwaltschaft Landau kann bisher auch nur den Eingang einer entsprechenden Anzeige bei der Polizei bestätigen.

Müller hat unterdessen der RHEINPFALZ einen kurzen Text und Fotos zumailen lassen, die die Schäden dokumentieren sollen. Demnach hätten sich die Rüttler-Trucks und deren Begleitfahrzeuge im Naturschutzgebiet Ebenberg größtenteils auf nicht befestigten Wegen bewegt. Die Begleitfahrzeuge seien sogar kreuz und quer über das geschätzte (Anmerkung der Redaktion: es dürfte ,geschützte’ gemeint sein) Wiesengelände gefahren. Bilder könnten die Vorwürfe belegen, schreibt die BI. Zunächst hätten die Trucks versucht, auf die Start-und Landebahn zu kommen. „Um schwerwiegende Schäden an der Start-und Landebahn zu vermeiden, wurde die Schranke mit einem PKW blockiert“, so die BI. Ob an Trinkwasserbrunnen, in deren Nähe gerüttelt worden sei, Schäden entstanden seien, müsse sich erst noch herausstellen.

Auf den von der BI zugesandten Fotos sind Rüttler-Fahrzeuge an verschiedenen Stellen des Ebenbergs zu sehen. Auf einem Foto bewegen sie sich deutlich erkennbar auf einem Fahrweg. Auf einem anderen sind ein Markierungsstock und eine Fahrspur im Gras zu erkennen. Ein weiteres Bild zeigt die Nahaufnahme eines Reifenabdrucks im Gras, aber auch dies scheint keinen schweren Schaden zu dokumentieren.

Nach Angaben der BI beziehungsweise Müllers habe das Personal vor Ort keine schriftliche Genehmigung zum Betreten und Befahren des Naturschutzgebietes vorzeigen können. Es habe sich allerdings später herausgestellt, dass eine Genehmigung der DBU Naturerbe GmbH und der Flugplatzgemeinschaft Landau vorgelegen habe.

Vulcan verwahrt sich gegen die Vorwürfe, von denen man zuerst über einen Radiobericht des SWR erfahren habe: Die 3D-Seismik zur Erkundung des Untergrunds rund um Landau sei in einem umfangreichen Verfahren genehmigt worden. Fachlich heißt dies „Hauptbetriebsplan für die Durchführung von explorationsseismischen Messungen“. Mit den Rüttler-Untersuchungen selbst ist ein polnisches Unternehmen beauftragt.

Eigentümer und Behörden: Keine Schäden erkennbar

Nach Vulcan-Angaben wurden „vereinzelt auch Wege im Bereich des Landauer Naturschutzgebietes Ebenberg“ befahren – aber nur Wege. Diese seien ebenso wie alle Messpunkte in einer Karte verzeichnet, die Bestandteil des Genehmigungsverfahrens gewesen sei. Die Karte liegt der Redaktion vor. Die Naturschutzbehörde sei in den Genehmigungsprozess eingebunden gewesen. Zudem sei eine „ökologische Baubegleitung“ vor Ort gewesen, um die Arbeiten zu überwachen. Sie habe auf die Einhaltung der vom Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (LGB) erlassenen Vorschriften geachtet.

Diese ökologische Begleitung habe Messpunkte weggelassen, um die Natur im Naturschutzgebiet Ebenberg zu wahren, aber keinerlei Bedenken gehabt bei der Messung auf Wegen. Dass man auf den genehmigten Wegen geblieben sei, könne man belegen.

Das Geologische Landesamt hat sich auf RHEINPFALZ-Anfrage zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert. Doch die Stadtverwaltung Landau als Untere Naturschutzbehörde teilt auf Anfrage mit, dass ihr von Schäden im Naturschutzgebiet nichts bekannt sei. Im Ergebnis ähnlich fällt die Auskunft von Rechtsanwalt Thilo Ott aus, dem Vorsitzenden der Flugplatzgemeinschaft Landau (FPG). Diese habe die Untersuchungen auf dem ihr gehörenden Flugplatzgelände erlaubt, diene im Kern dem Segelflugsport und habe kein Interesse daran, in Konflikte um Geothermie einbezogen zu werden. „Uns sind bis dato keine Schäden auf dem Flugplatzgelände bekannt“, so Ott. Im Übrigen habe auch niemand die Befugnis, für die FPG wie ein Eigentümer zu handeln – eine klare Distanzierung vom Vorgehen Müllers und der BI.

Auch die DBU Naturerbe GmbH teilt die Kritik nicht: Die Messungen seien unter Auflagen sowie mit Zustimmung der Oberen Naturschutzbehörde „von uns genehmigt“ worden. Die Durchführung und der Zeitpunkt der Messungen seien mit dem zuständigen Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel abgestimmt worden. „Es sind uns sowie dem Bundesforstbetrieb keine Schäden bekannt“, so eine Sprecherin der Gesellschaft.

Die Rüttler-Fahrzeuge eines polnischen Unternehmens.
Die Rüttler-Fahrzeuge eines polnischen Unternehmens.
Markierungsstock und Fahrspur im Gras.
Markierungsstock und Fahrspur im Gras.
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