Leiningerland Was Leser 2022 online besonders interessiert hat

Dania Jäger ist die Anwältin der einsamen Toten.
Dania Jäger ist die Anwältin der einsamen Toten.

Kurz vor und nach dem Jahreswechsel veröffentlichen die Lokalredaktionen der RHEINPFALZ gern Artikel, in denen die wichtigsten Themen des ausklingenden oder vergangenen Jahres noch einmal aufgegriffen werden, um sie den Lesern in Erinnerung zu rufen. Welche das sind, darüber entscheidet die Redaktion anhand eigener Einschätzung. Das muss sich nicht immer mit dem decken, was die Leser wichtig oder spannend finden, aber um deren Meinung in Erfahrung zu bringen, müsste quasi eine Umfrage gestartet werden ...

So war es jedenfalls die längste Zeit. Heute sieht das anders aus – dem Internet und der Webpräsenz der RHEINPFALZ sei Dank. Werden Artikel auf der Webseite angeklickt, zählen fleißige Programme im Hintergrund mit, und das ermöglicht den Redakteuren einen etwas anderen Rückblick auf das vergangene Jahr. Statt der gewohnten Erinnerung an politische und kriminelle Machenschaften, gibt es daher diesmal eine Auswahl, die von den Lesern zusammengestellt wurde und bei der der Fokus anderswo liegt: auf Menschen und ihren Schicksalen in erster Linie.

Gelähmt nach einer Corona-Infektion

Der meistgeklickte Artikel der Unterhaardter Rundschau im Jahr 2022 ist bereits im Januar erschienen. Er handelte von einer jungen Frau aus Carlsberg, die nach einer Corona-Erkrankung im Rollstuhl saß, sich davon aber nicht aus der Bahn werfen ließ, sondern darum kämpfte, wieder auf die Beine zu kommen. Mehr als 14.000 Mal wurde der Artikel über Lea Schütze angeklickt und löste große Anteilnahme aus. Lea geht es heute viel besser: „Ich kann schon fast wieder alles wie früher“, sagt sie. Und auf den Rollstuhl ist sie auch nicht mehr angewiesen. Wie sie sich zurückgekämpft hat – darüber werden wir demnächst berichten.

Knapp 7000 Mal ist ein Artikel aus dem Mai aufgerufen worden, der vom Schicksal einer Witwe aus Grünstadt handelte: Sie wurde am Tag der Beerdigung ihres Mannes bestohlen, indem jemand – vermutlich von der Post – die als solche klar erkennbaren Kuverts von Trauerkarten aufschlitzte und das beiliegende Geld entnahm.

Prozess zum Horror-Unfall

Gleich drei Mal taucht der tödliche Unfall zwischen Kirchheim und Weisenheim am Berg unter den meistgeklickten Artikeln des Jahres 2022 auf. Im Jahr 2020 hatte er das Leben zweier junger Frauen und eines Kleinkinds gekostet – allein Baby Nora überlebte den Crash. Wie es dem Mädchen zwei Jahre später geht, wollten im vergangenen September knapp 7000 Leser wissen und klickten den Artikel darüber an. Auch der Prozess gegen den Unfallverursacher, einen 29-jährigen Jaguar-Fahrer, wurde genau verfolgt: Sowohl die Meinung des Witwers zum Urteil als auch die Aussage des Beifahrers interessierten im Sommer über 5000 Leser. Der Fahrer wurde übrigens wegen fahrlässiger Tötung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Mehr als 6000 Menschen wollten im April gemeinsam mit Nachlasspflegerin Dania Jäger einen „Blick in die Wohnung zweier einsam Verstorbener“ werfen. Sie klickten auf den so betitelten Artikel und nahmen sich überdurchschnittlich viel Zeit, um ihn zu lesen – ja, auch so etwas erfassen die fleißigen Programme im Hintergrund. Über die „Anwältin der einsamen Toten“ gab es vergangenes Jahr mehrere Artikel, die auf viel Interesse stießen – sicher nicht zuletzt, weil Einsamkeit und Verwahrlosung zwei Themen sind, die Menschen bewegen.

Die Folgen des Kita-Gesetzes

Mit knapp 8500 Klicks ist auch ein Artikel darüber, warum Deutsche im Jahr 2022 weniger Lust auf Spargel hatten, gut gelaufen. Die Eisenbergerin Rebecca Funck erklärte die genaueren Hintergründe dieser Entwicklung und die ganze Pfalz interessierte sich dafür – der Artikel erschien nämlich nicht nur in Grünstadt, sondern auch überregional, was ein Grund für die hohen Klickzahlen sein dürfte.

Ebenfalls nicht nur in Grünstadt erschienen ist ein Artikel, in dem es dann doch tatsächlich mal um Politik ging, oder vielmehr: um das, was sie bei Menschen bewirkt. „Kita-Personal gelangt an seine Grenzen“ wurde im Februar veröffentlicht und erhielt mehr als 9000 Klicks. Angestellte der Obrigheimer Kita schilderten darin, welche Folgen das Kita-Gesetz des Landes für die Einrichtung, ihren Arbeitsalltag und für sie persönlich hat.

Und dann noch: „Nichts als Murks“

Viele Klicks gibt es aber nicht nur für große Artikel, die sich hinter der Bezahlschranke befinden, sondern auch für Kommentare und Meldungen. Den Vogel abgeschossen hat 2022 der Beitrag „Deutsche Glasfaser: Nichts als Murks“, den knapp 55.000 Personen aufriefen – bestimmt nicht nur aus dem Leiningerland. Der Grund dafür? Murks eben, der die Gemüter überall im Landkreis erhitzt. Interessiert hat die Leser außerdem die Meldung „Maihof: Türen schließen endgültig“. Dafür gab es 14.000 Klicks.

Insgesamt verzeichnete die Grünstadter Unterseite der RHEINPFALZ-Präsenz im Internet vergangenes Jahr 750.000 Artikelaufrufe.

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