Steinbach Ukraine-Flüchtlinge können kommen

Die ehemalige Jugendherberge in Steinbach.
Die ehemalige Jugendherberge in Steinbach.

Wenn, wie nicht anders zu erwarten, die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland kommen, ist der Donnersbergkreis gerüstet: Mit einem Erstaufnahme-Quartier in Steinbach und möglicherweise auch mit einer Außenstelle in Falkenstein.

Es war der Tag der kurzen Entschlüsse. „Am Samstag meldete sich Brigitte Enders, die Bürgermeisterin von Höringen, bei mir“, sagte Rudolf Jacob, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Winnweiler am Montag. Eine Person aus der Ukraine, die in Höringen lebt, habe sich an die Gemeinde gewandt, weil sie eine Flüchtlingsfamilie aus der alten Heimat erwartete und selbst nicht genug Platz habe, um die acht Leute – darunter sechs Kinder – bei sich unterzubringen. Die Höringer Ortschefin habe gefragt, ob es vielleicht möglich sei, Betten aus der ehemaligen und jetzt leerstehenden Jugendherberge in Steinbach zu bekommen. Jacob wiederum wandte sich an die Steinbacher Ortsbürgermeisterin Susanne Röß.

Schnell war klar: Betten aus der Jugendherberge herauszuschaffen ist zwar nicht möglich, aber es gibt noch eine bessere Lösung: „Das Gebäude steht leer, kann aber praktisch so wie es ist wieder genutzt werden. Also haben wir beschlossen, dass wir dem Kreis anbieten würden, die Jugendherberge als Erstaufnahmeeinrichtung zur Verfügung zu stellen“, so Röß. Zwar ist das Gebäude, das im März 2020 vom Deutschen Jugendherbergswerk aufgegeben und im Oktober desselben Jahres von der Ortsgemeinde übernommen wurde, inzwischen verkauft. „Aber der Verkauf wird wahrscheinlich erst im April notariell bestätigt. Bis dahin steht uns das Gebäude auf jeden Fall zur Verfügung“, so Röß. Der Käufer, es handelt sich um den Trainer der Steinbacher Fußballmannschaft, Timothy Hanauer, habe sich aber darüber hinaus bereiterklärt, seine Pläne auch nach der Übernahme zurückzustellen und der Nutzung als Flüchtlingsunterkunft „so lange wie nötig“ zugestimmt.

Lagebesprechung mit Landrat

Bereits am Wochenende gab es vor Ort ein erstes Treffen. Am Montag folgte ein weiteres, bei dem eine Delegation des Kreises, angeführt von Landrat Rainer Guth, mit Jacob und Röß in der Jugendherberge das weitere Vorgehen besprach – immer vor dem Hintergrund, dass derzeit noch kaum Informationen, etwa Zahlen über zu erwartende Flüchtlinge vorliegen. „Wir rechnen aber mit täglichen Zuläufen“, so Guth. Er erwarte, dass die Flüchtlinge wie schon im Jahr 2015 nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel zugeteilt würden. Von jeder Million kämen demnach 870 Personen auf den Donnersbergkreis zu. Das alles sagte Guth unter Vorbehalt, da noch keine offiziellen Anweisungen von Bund und Ländern eingegangen seien. Es sei auch noch nicht geklärt, wie es mit der Aufnahmebereitschaft der anderen EU-Länder, vor allem der osteuropäischen, bestellt sei. Bereits jetzt aber sei zu spüren, dass es eine hohe Bereitschaft in der Donnersberger Bevölkerung gebe, diese Menschen aufzunehmen.

Eines wurde schnell klar: In Steinbach kann man sofort und praktisch problemlos 60 Personen unterbringen. Es gibt Betten, die Bettwäsche wurde schnell noch in den großen Maschinen der Winnweilerer Feuerwehr gewaschen, die Küche ist voll funktionsfähig, gleiches gilt für Duschen und Toiletten, und Öl für die Heizung wurde laut Rudolf Jacob vor kurzem erst geliefert.

Betreuung durch das Rote Kreuz

Was die Betreuung der Menschen angeht, hat Jacob noch am Wochenende mit dem Roten Kreuz gesprochen: Dessen freiwillige Helfer sind bereit und in der Lage, sich sieben Tage die Woche rund um die Uhr um die Menschen zu kümmern. Auch der Katastrophenschutz des Kreises ist einbezogen, unter anderem weil noch eine Brandmeldeanlage installiert werden muss. Mit der Leitung der ebenfalls in dem Gebäude untergebrachten Kindergartengruppe sei auch bereits gesprochen worden, sagt Susanne Röß. Die Flüchtlingsunterkunft soll den Betrieb nicht beeinträchtigen, was auch zu bewerkstelligen ist, da die Kita-Gruppe über einen eigenen Eingang verfügt. Was die Verständigung mit den Flüchtlingen angeht, so gibt es in Steinbach eine Bürgerin, die aus der Ukraine stammt und sich laut Röß bereits als Dolmetscherin zur Verfügung gestellt hat.

Rudolf Jacob teilte außerdem mit, dass sich der katholische Pfarrer von Winnweiler, Carsten Leinhäuser, bei ihm gemeldet habe um mitzuteilen, dass die Kolpingfamilie aus dem saarländischen Rohrbach bereit sei, das Kolpingheim in Falkenstein zur Verfügung zu stellen. „Das wären dann noch einmal 58 Plätze“, so Jacob. Außerdem hätten auch mehrere Privathaushalte Obdach angeboten.

Bitte um Zurückhaltung bei Sachspenden

Die Finanzierung der Hilfsmaßnahmen wird über die Kreisverwaltung geregelt. Spenden seien natürlich willkommen, so Landrat Guth, er bitte aber alle Hilfswilligen darum, sich zunächst mit Sachspenden zurückzuhalten und erst abzuwarten, was gebraucht werde, sonst laufe man Gefahr, auf vollen Lagern ohne die entsprechenden Abnehmer zu sitzen. Susanne Röß, die bereits zahlreiche Unterstützungsangebote erhalten hat, schloss sich diesem Appell an und teilte außerdem mit, dass sich die Donnersberger Initiative für Menschen in Not bei ihr gemeldet habe und 10.000 für Erstmaßnahmen zur Verfügung stellen wolle. Auch die Rotary-Frauenorganisation „Inner Wheel“ habe bereits ihre Hilfe angeboten.

Die ehemalige Jugendherberge soll keine Dauerunterkunft darstellen. Sie soll die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Kreis Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen kann. Danach sollen die Menschen auf die fünf Verbandsgemeinden aufgeteilt werden. Laut Landrat Guth gibt es dort bereits Initiativen und auch schon Angebote.

VG-Bürgermeister Rudolf Jacob und Ortsbürgermeisterin Susanne Röß inspizieren die Küche. Sie kann praktisch sofort wieder genutz
VG-Bürgermeister Rudolf Jacob und Ortsbürgermeisterin Susanne Röß inspizieren die Küche. Sie kann praktisch sofort wieder genutzt werden.
Das sogenannte „Burgfräuleinzimmer“ kann als Familienzimmer dienen.
Das sogenannte »Burgfräuleinzimmer« kann als Familienzimmer dienen.
Im Feuerwehrhaus in Winnweiler wird die Bettwäsche gewaschen.
Im Feuerwehrhaus in Winnweiler wird die Bettwäsche gewaschen.
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