Politik Tausende Lehrer im Sommer arbeitslos

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Berlin/Mainz (wif). In den Ferienmonaten des vorigen Jahres verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit (BA) deutschlandweit einen sprunghaften Anstieg von arbeitslosen Lehrern. Im August 2014 verdoppelte sich die Zahl der arbeitslosen Lehrer auf über 11.000 im Vergleich zum Juni davor. Dies geht aus aktuellen Zahlen der Bundesregierung hervor, die auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag zusammengetragen wurden. Es handelt sich dabei um nicht verbeamtete Vertretungslehrer, deren befristete Verträge zum Ende des Schuljahres auslaufen. Viele Bundesländer sparen die Ferien dabei aus, weil es in dieser Zeit keinen Vertretungsgrund gibt. Für die Sommermonate müssen die Pädagogen dann Arbeitslosengeld beantragen. Prozentual am stärksten nahm die Arbeitslosigkeit der Lehrer in Baden-Württemberg zu. Dort stieg die Anzahl der Meldungen von Juni bis August vorigen Jahres um 462 Prozent an. Auch in Rheinland-Pfalz war die Zunahme erheblich. Dort waren im Juni 219 Lehrer arbeitslos gemeldet. Diese Zahl erhöhte sich zum August auf 1011 – eine Steigerung von 362 Prozent. Andere Bundesländer verzeichneten keine so gravierenden Schwankungen. In Brandenburg etwa kletterte die Arbeitslosenzahl im genannten Zeitraum um 55 Prozent, in Nordrhein-Westfalen lediglich um 24 Prozent. Der Vorsitzende der Linken in Rheinland-Pfalz, Alexander Ulrich, nannte es unerträglich, dass die rot-grüne Landesregierung ihren Haushalt auf Kosten von nicht verbeamteten Lehrkräften entlaste. „Da wird Hunderten von Lehrern jedes Jahr eine feste Anstellung vorenthalten, nur um für ein paar Wochen die Gehälter zu sparen“, erklärte Ulrich. Aus dem Mainzer Bildungsministerium kommt jedoch Widerspruch. In rund der Hälfte aller Vertretungsverträge würden die Sommerferien nicht gezielt ausgespart, teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mit. Dies gelte in jenen Fällen, in denen an einer Schule damit gerechnet werde, dass der Bedarf auch im nächsten Schuljahr weiter bestehe. Zudem meldeten sich Junglehrer arbeitslos, deren Vorbereitungsdienst im Juli beendet wurde, die aber noch nicht im Einstellungsverfahren für das neue Schuljahr zum Zuge kommen konnten. Derzeit baut das Land nach Angaben des Ministeriums einen Vertretungspool mit dauerhaften Beamtenplanstellen auf. Zum kommenden Schuljahr wird er 800, im Jahr 2016 soll er 1000 unbefristete Planstellen umfassen. Diese Lehrkräfte stehen drei Jahre für längerfristige Vertretungseinsätze von sechs Monaten oder mehr den Schulen in einer Region zur Verfügung. Danach winkt eine feste Stelle.

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