Wahlen Kehrt Boris Palmer zurück zu den Grünen?

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat die Grünen im Mai 2023 verlassen.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat die Grünen im Mai 2023 verlassen.

Die Grünen haben bei der Kommunalwahl in Tübingen ihre führende Position mit nur minimalen Verlusten behauptet. Den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, ursprünglich als Grüner gewählt, aber inzwischen aus der Partei ausgetreten, würde Bundesagrarminister Cem Özdemir gerne zu den Grünen zurückkehren sehen.

Die Grünen lagen laut dem vorläufigen Ergebnis in Tübingen bei rund 33,7 Prozent, das waren 0,9 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2019. Außerdem erreichte auch noch eine erstmals angetretene Klimaliste 4,6 Prozent. Auf Platz zwei lag mit rund 14,6 Prozent die SPD. Danach folgten die Tübinger Liste mit knapp 14 Prozent und die CDU mit 13,3 Prozent. Die Linke landete bei rund 9,3 Prozent, die FDP bei 5,2 Prozent. Die AfD trat bei der Wahl nicht an.

Palmer zweimal wiedergewählt

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hatte bei den aktuellen Kommunalwahlen für die Freie Wähler Vereinigung (FWV) im Wahlkreis Tübingen für einen Sitz im Tübinger Kreistag kandidiert. Palmer saß von 2001 bis 2007 für die Grünen im Landtag und fiel dabei unter anderem durch seine profunde Sachkenntnis beim Projekt „Stuttgart 21“ auf, zu dessen profiliertesten Kritikern er gehörte. 2006 wurde er als Kandidat der Grünen zum Oberbürgermeister von Tübingen gewählt und im Oktober 2014 wiedergewählt. Seine zweite Wiederwahl erfolgte im Oktober 2022 mit absoluter Mehrheit im ersten Wahlgang als parteiloser Kandidat, nachdem er bei seiner Partei immer wieder angeeckt war und seine Mitgliedschaft als Kompromiss in einem Parteiausschlussverfahren ruhend gestellt worden war.

Nach einem neuerlichen Eklat am Rande einer Konferenz über Migrationspolitik trat Palmer im Mai 2023 selbst aus der Partei aus. Gleichzeitig kündigte er an, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen, um Mechanismen der Selbstkontrolle in Konfliktsituationen zu erlernen und Konfrontationen auf professionellere Art aufzulösen.

Özdemir kann sich Rückkehr vorstellen

Gut ein Jahr nach dem Austritt von Palmer bei den Grünen gibt es nun Signale der Annäherung zwischen dem Tübinger OB und seiner ehemaligen Partei. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kann sich eine Rückkehr Palmers zu den Grünen unter bestimmten Bedingungen vorstellen. Er würde sich wünschen, dass es einen Weg zurück gebe, sagte Özdemir bei einer Veranstaltung der „Zeit“-Verlagsgruppe. „Menschen für immer abschreiben, das sollte man ganz selten machen.“ Als Voraussetzung nannte Özdemir zugleich: „Natürlich würde ich mich freuen, wenn er sagt: ,Ich lasse mir helfen, ich höre jetzt auf mit dem Blödsinn, dass ich nachts um zwölf Uhr bei Facebook mir Schlachten liefere mit irgendwelchen Leuten und konzentriere mich auf meinen Job.’ Er ist ein hervorragender Oberbürgermeister, das soll er machen und das andere weglassen. Dann hätte er natürlich seinen Platz. Und ich wäre glücklich, wenn es so wäre.“

Auch Palmer selbst kann sich eine Rückkehr zu den Grünen vorstellen. „Eine Entwicklung, an deren Ende ich wieder respektiertes Mitglied der Grünen sein könnte, wäre für beide Seiten gut“, sagte der Tübinger OB der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. „Ich schätze Cem Özdemir sehr und freue mich über seine versöhnlichen Worte.“

Grünen-Landeschefs skeptisch

Die Landeschefs der baden-württembergischen Grünen haben sich dagegen sehr skeptisch zu einer möglichen Rückkehr des Tübinger Oberbürgermeisters zu seiner ehemaligen Partei geäußert. Palmer habe jegliche Brücken, die man versucht habe zu bauen, selbst eingerissen, sagten Lena Schwelling und Pascal Haggenmüller. „Neue, stabile Brücken zu bauen, erscheint uns vor dem Hintergrund der tiefen Gräben eine Mammutaufgabe zu sein, die beiden Seiten sehr viel abverlangen würde und sicher nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen wäre.“

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