Köln Festjahr: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache beim Festakt zum Auftakt des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache beim Festakt zum Auftakt des Festjahres »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«.

Speyer, Worms und Mainz waren im Mittelalter bedeutende Zentren jüdischen Lebens in Deutschland. Aber die jüdische Geschichte geht viel weiter zurück. Seit dem Jahr 321 leben Juden nachweislich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Mit einem Festakt in der Kölner Synagoge begann am Sonntag der bundesweite Auftakt zum Festjahr.

Momentan leben in Deutschland etwa 150.000 Jüdinnen und Juden. Ihre größte Dachorganisation ist der Zentralrat der Juden in Deutschland. Dessen Präsident, Josef Schuster, spricht anlässlich der 1700-Jahr-Feierlichkeiten lieber von einem Festjahr als von einem Jubiläumsjahr. „Wir werden keine Jubelarie aus diesem Festjahr machen“, betonte Schuster am Sonntag in Köln.

Im Kampf gegen Antisemitismus mahnte Schuster mehr Bildung an, denn mangelndes Wissen führe fast immer zu Vorurteilen. Auch sei es wichtig, dass Juden nicht länger als fremd empfunden würden, damit Vorurteile verschwänden. Er freue sich, dass jetzt die Möglichkeit bestehe, ein breites Publikum mit jüdischer Tradition und Kultur vertraut zu machen.

Erinnerung auch an Ausgrenzung

Nach den Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Schirmherr des Festjahres ist, trug das Judentum entscheidend zum Aufbruch Deutschlands in die Moderne bei. Er erinnerte aber auch an jahrhundertelange Ausgrenzung und Verfolgung von Juden. Heute sei jüdisches Leben hierzulande „vielfältig, facettenreich, lebendig, voller Schwung“ – zugleich jedoch weiter bedroht. Dem müsse entgegengetreten werden, mahnte Steinmeier.

Das Festjahr geht auf ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin von 321 zurück, das er nach Köln adressierte: „Mit einem allgemeinen Gesetz erlauben wir allen Stadträten, Juden in den Rat zu berufen.“ Das Dokument gilt als der früheste schriftliche Nachweis für jüdisches Leben nördlich der Alpen. Wegen der Corona-Pandemie fand die Eröffnung des Festjahres ohne Publikum mit Wortbeiträgen aus der Kölner Synagoge statt. Bundesweit sind rund 1000 Veranstaltungen geplant.

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