KOMMENTAR Der ESC im Strudel der Weltpolitik

Wütende Proteste vor dem Austragungsort des ESC.
Wütende Proteste vor dem Austragungsort des ESC.

Der Eurovision Song Contest kann nicht unpolitisch sein. Genauso wenig wie Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften.

Die Moderatorinnen des Eurovision Song Contests (ESC) im schwedischen Malmö wurden Samstagnacht nicht müde zu beteuern, dass es allein um Musik gehe, dass alle nur Spaß haben wollten. Aussagen, die von den Buhrufen und Pfiffen gegen die israelische Sängerin Eden Golan (die im Vorfeld Morddrohungen erhalten hatte) und den wütenden pro-palästinensischen Demonstrationen vor der Malmö-Halle ad absurdum geführt wurden. Und von dem Hickhack um das Lied Golans, das dem ESC vorausging.

Die Deportation der Krimtataren

Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass der ESC in den Strudel der Weltpolitik hineingezogen wurde. Man denke nur an den Ausschluss Russlands nach dessen Überfall auf die Ukraine und den überwältigenden Sieg der Krimtatarin Jamala mit ihrem durchaus nicht unpolitischen Lied über die Deportation ihres Volkes. In diesem Jahr landete die Ukraine auf Platz drei, Israel auf fünf. Beide nur wegen der überwältigenden Zustimmung in den Zuschauervoten, die sicherlich nicht selten auch politische Statements waren.

Internationale Musik- wie auch Sportveranstaltungen finden nicht im luftleeren Raum statt. Wer als Verantwortlicher oder Verantwortliche erklärt, ein solches Ereignis sei unpolitisch, wer versucht, die - derzeit leider ziemlich verstörende – weltpolitische Lage auszublenden, der stiehlt sich aus der Verantwortung und verschlimmert die Konflikte womöglich noch. Beim ESC in Malmö ist genau das passiert.

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