Mutterstadt Real-Markt: Verzögerung beim Umbau belastet Mieter

Real war einmal. Dass Edeka der neue Lebensmittelhändler hier wird, ist noch nicht offiziell.
Real war einmal. Dass Edeka der neue Lebensmittelhändler hier wird, ist noch nicht offiziell.

Seit Juni sollte die Verkaufshalle des einstigen Real-Markts renoviert und wiedereröffnet sein. Geschehen ist nichts. Wie es weitergeht, darüber gibt es nur spärliche Informationen. Ehemalige Mitarbeiter und Ladenmieter bangen.

Nachfragen werden knapp beantwortet, etwa von der SCP Group mit Sitz in Luxemburg: „Wir können im Moment noch nichts sagen, die Verhandlungen laufen, alles ist im Werden“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. SCP hat die 276 Real-Märkte 2020 von Metro erworben, darunter sechs Märkte in der Pfalz. Damals war das Unternehmen mehrheitlich in der Hand der russischen Finanzinvestoren Wladimir und Felix Jewtuschenkow. Ab Februar war die Französin Marijorie Brabet-Friel Inhaberin von SCP. Grund für Änderungen der Besitzverhältnisse sollen der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Sanktionen gegen russische Unternehmen gewesen sein.

Bis dato wurden schon etliche Real-Filialen geschlossen, darunter Frankenthal und Haßloch, andere wurden weiterveräußert (Landau, Germersheim, Kaiserslautern und Oggersheim). Nach RHEINPFALZ-Informationen wurde offensichtlich auch der Mutterstadter Real-Markt mittlerweile abgestoßen, auch wenn das weder SCP noch der mutmaßliche neue Eigentümer, die Unternehmensgruppe Van Mark mit Sitz in Westerstede, bestätigen oder dementieren. Auch das Unternehmen Edeka, das als potenzieller neuer Mieter des Marktes gehandelt wird, sagt nur so viel: „Wir stehen sowohl mit Real als auch mit dem Vermieter im Austausch.“

Kommentar

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Kommunikation ist alles

Verwaister und zugenagelter Eingang zum ehemaligen Real: Wann umgebaut wird, ist ungewiss.
Verwaister und zugenagelter Eingang zum ehemaligen Real: Wann umgebaut wird, ist ungewiss.

Viele Fragen

Dabei gibt es viele Fragen, die viele Menschen gerne beantwortet hätten, weil sie persönlich betroffen sind, weil es um ihre Jobs, um ihre finanzielle Existenz geht. Etwa: Warum ist mit dem Umbau ganz offensichtlich noch nicht einmal begonnen worden? Ein Blick durch den verglasten Eingangsbereich zeigt seit Schließung des Markts Ende Januar das gleiche Bild: eine leergeräumte Halle, mehr nicht. Am 1. Juni sollten hier ein neuer Lebensmittelhändler und die alten Mieter der Geschäfte in der Ladenzeile in eine renovierte Halle einziehen. So wurde es den Real-Mitarbeitern und auch den Händlern in Aussicht gestellt.

Doch von wem genau? Offensichtlich nie direkt von SCP, sondern von beauftragten Agenturen für Vertragsabschlüsse und Kommunikation. Auskünfte bleiben oft vage. Im April wurde ein Schreiben von einer von SCP beauftragten Agentur per Handzettel an einige Ladenmieter verteilt, indem der Ukraine-Krieg und die Auswirkungen auf die Bauwirtschaft Grund für die Verzögerungen am geplanten Umbau seien. Auch das möchte SCP auf RHEINPFALZ-Nachfrage nicht kommentieren.

Ungewissheit belastet

Doch mit jedem weiteren Tag, an dem sich nichts tut, werden die ehemaligen Mitarbeiter und Händler nervöser. Nachfragen bringen nicht viel, berichtet Sabine Guhmann. Sie und ihr Mann Kawa Tofig haben kurz vor der Schließung den Feinkostladen Messina übernommen und wollten mit der Wiedereröffnung durchstarten: „Wir waren so motiviert, hatten viele Ideen, zum Beispiel für die Grillsaison“, erzählt sie. Sie haben sich auf Juni eingestellt: „Für uns ist das wirtschaftlich ein Fiasko.“ Man habe ihr gegenüber angedeutet, dass ein Einzug möglicherweise erst Ende des Jahres möglich sein könnte. „Ein paar Monate können wir überbrücken, aber bis Ende des Jahres?“ Das möchte sich die Unternehmerin gar nicht vorstellen und hofft auf einen früheren Einzug. „Unsere Kunden erwarten uns dort“, sagt sie. Was sie zudem belaste, sei die Ungewissheit, dass sie keine konkreten Informationen bekomme. Wenn sie wenigstens wüsste, was die Gründe für die Verzögerungen sind, „dann könnte ich auch Verständnis dafür haben“. So kreisten die Gedanken um alle möglichen Szenarien und die ständige Frage: Wie geht es weiter?

Auch Ali Ördek muss finanzielle Einbußen hinnehmen: Mit seinem türkischen Grill-Restaurant Antalya und dem VIP-Eiscafé ist er einer der Mieter mit den größten Flächen im Ladenbereich der Markthalle. Um seine Kunden zu halten, bietet er seine türkischen Spezialitäten an einem Stand auf dem Real-Parkplatz an. Das decke aber gerade einmal die Kosten, „in manchen Monaten lege ich drauf“, sagt er offen. Viele seiner Mitarbeiter muss er weiterhin in Kurzarbeit schicken. Darum wartet auch er sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung, zumal er bei der Gelegenheit auch sein Restaurant umbauen und vergrößern möchte. „Meine Bauunternehmer könnten sofort mit dem Umbau beginnen“, sagt er.

Leere Halle, kein Umbau: Das Bild bietet sich seit Monaten.
Leere Halle, kein Umbau: Das Bild bietet sich seit Monaten.

Kritik an Hinhaltetaktik

Etliche Mitarbeiter von Andrea Andres sind ebenfalls in Kurzarbeit. Sie und ihr Mann Volker Andres betreiben den Friseursalon Haarschnitt. Für die Zeit des Umbaus frisieren sie und ein Teil ihres Teams ihre Kunden in einem Salon-Truck auf dem Mutterstadter Messplatz gegenüber dem Palatinum. Gedacht war das als Übergangslösung für die vier Monate. „Wir können hier auch nicht ewig bleiben, denn das Geschäft ist so nicht kostendeckend“, sagt Andrea Andres. Sollte sich bis August weiter nichts tun im Markt, will sie sich nach einer anderen Immobilie umschauen. „Ich habe schließlich Verantwortung für 25 Mitarbeiter. Auch darum ist das aus meiner Sicht keine faire Art und Weise, uns Mieter so hinzuhalten“, moniert sie.

Auch Christoph Gehrke, Betreiber der Easy-Apotheke, fehlen jeden Monat Einnahmen. „Das tut schon wirtschaftlich weh. Aber das Schlimme ist, dass man so gar keinen Anhaltspunkt hat, wann eine Wiederöffnung möglich ist“, sagt er und kritisiert ebenfalls die dürftige Kommunikation. So könne er auch keine Entscheidungen für die Zukunft treffen. „Im Moment gehe ich aber von einer Wiedereröffnung aus.“

Bis Jahresende freigestellt

Das hofft auch Peter Görtz, denn: „Alles andere wäre schade um den Standort.“ Wirtschaftlich sei die Verzögerung für sein Unternehmen aber „nicht so dramatisch“. Der Geschäftsführer der Bäcker Görtz GmbH war nicht überrascht, dass die Immobilie weiterverkauft sein soll, das wurde ihm nach eigenen Angaben von seinem Ansprechpartner angedeutet. Er hofft, dass mit dem neuen Eigentümer der Umbau endlich vorangeht.

Etwas deutlicher wurde man den ehemaligen Real-Mitarbeitern gegenüber. Sie sind weiterhin bis Ende des Jahres freigestellt bei Fortzahlung der Bezüge. Bis dahin seien die Bauarbeiten, die noch in diesem Monat beginnen sollen, abgeschlossen, so der Plan des neuen Eigentümers. Das deckt sich in etwa mit den Informationen von Frank Schröder, Geschäftsführer Logistik und Vertrieb bei Rofu Kinderland. In der vergangenen Woche habe Van Mark als neuer Eigentümer Kontakt mit ihm aufgenommen. Ihm wurde mitgeteilt, dass die Verhandlungen mit Edeka sich noch hinzögen. „Aber alle anderen Mieter sollen möglichst schnell einziehen können, der Bereich für Edeka soll zunächst mit einer Staubschutzwand abgetrennt werden“, berichtet er. In der kommenden Woche sollen Abstimmungsgespräche mit Van Mark und Rofu stattfinden. „Wir hoffen, dass wir spätestens im Oktober eröffnen können, damit wir das Weihnachtsgeschäft mitnehmen können“, sagt Frank Schröder.

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