Landau Martin: für Historische Forschung bislang nie gezahlt

Michael Martin hat viel Zeit in Archiven verbracht. Aktuell schreibt er an einem Buch über die Geschichte von Landauer Häusern.
Michael Martin hat viel Zeit in Archiven verbracht. Aktuell schreibt er an einem Buch über die Geschichte von Landauer Häusern.

Der ehemaligen Stadtarchivar Landaus, Michael Martin, äußert sich zu dem jüngst erschienenen Buch „Juden in Landau“. Der promovierte Historiker ist selbst Autor mehrerer Bücher und gilt als Kenner der Landauer Geschichte wie kaum ein anderer.

Zuerst einmal sei es erfreulich, dass die Geschichte der Juden In Landau umfassend dargestellt werden solle, schreibt der 74-Jährige in einer Stellungnahme. Der Titel sei vielversprechend. „Wenn die Autorin nach eigener Aussage den Schwerpunkt auf das 19. und 20. Jahrhundert legt, wäre es dann vielleicht doch sinnvoll gewesen, sich als Zeithistorikerin auch auf diese Zeiten zu beschränken.“ Knapp 50 Seiten für die Zeit von der Stadtgründung bis 1790 hält Martin für etwas wenig. So bleibe es mehr oder weniger bei einer Zusammenfassung älterer Literatur, mit ihren großen Lücken und auch Fehlern. Es hätte freilich intensiver Archivstudien bedurft, um zum Beispiel die Mär vom „Wucherjuden“ oder ein altes böses Landauer Wort von den „Judenhäusern“ an den Ringstraßen zu widerlegen. Quellenmaterial dazu gebe es reichlich.

Schon mal Namen genannt

„Schade, dass bei der eindrucksvollen Beschreibung von Enteignung, Flucht, Vernichtung und Wiedergutmachung nicht auch das Material des ,Mémorial de la Shoah’ in Paris ausgewertet wurde“, unterstreicht der Historiker, der viel in französischen Archiven forscht.

Wenn Bernhard Scholten in seiner Buchvorstellung in der RHEINPFALZ von einem „brisanten Sachbuch“ schreibe, in dem auch Namen genannt würden, so sei dies nicht die erste Publikation dieser Art. „Landau im Nationalsozialismus“, erschienen 2013 und von Martin initiiert und herausgegeben, habe ebenfalls Namen genannt, ohne dass es eine Reaktion darauf gegeben hätte. Insofern „schmerzt die Aufarbeitung (leider) nicht so sehr“. Martin verweist darauf, dass „die 200 Mappen, die die Verfasserin im Stadtarchiv ,fand’, übrigens Resultat langjähriger Forschungsarbeit des Stadtarchivs waren, unter anderem auch in französischen Archiven“.

Film nicht erwähnt

Wenn es um die Erinnerungskultur in Landau geht, möchte Martin doch auf den Besuch der Verwandten Anne Franks im Mai 1999 hinweisen, den die leider zu früh verstorbene RHEINPFALZ-Redakteurin Monika Lauer damals organisiert hatte. „Bei dieser Gelegenheit drehte Patrick Elias, der Sohn des Cousins von Anne Frank, einen beeindruckenden Film, in dem er sich mit Lore Metzger, der Witwe des letzten Rabbiners, auf Spurensuche in Landau begab. Leider wird der Film auch nicht in der Publikation erwähnt.“

Auch zur Finanzierung des Werks äußert sich Martin. Wenn der Historiker Maximilian Ingenthron 21.000 Euro für „eine knapp fünfjährige Archiv- und Schreibarbeit preiswert“ finde, so sei dies doch in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. „Zum einen werden Arbeiten in der Regel nach ihrer Qualität und nicht nach dem Aufwand bezahlt. Zum anderen war es bislang in Landau – und auch sonst – nicht üblich, einer Privatperson für historische Forschungen Geld zu bezahlen, und dies auch noch im Voraus.“ Ob dies nun ein städtischer Auftrag gewesen sei oder ein „eigener Auftrag“ der Autorin, ist nach Meinung von Michael Martin dabei völlig unerheblich.

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