Donnersbergkreis Winnweiler: Dorf und Fluss sollen die Kurve kriegen

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Eine Renaturierung der Alsenz sowie ein Rundweg für Spaziergänger mit Verbindung zum Park Saint-Laurent-Nouan: Das Gelände am Bahnhof, wo sich früher einmal ein großer Ortsweiher befand, möchte der „Bürgertisch Weiherwiesen“ aufwerten. Doch den neun Mitgliedern geht es um mehr als ein Projekt: Ihr Ziel ist es, das Erscheinungsbild ihrer Heimatgemeinde zu verbessern.

„Das ist sozusagen das Eingangstor von Winnweiler. Hier kommen viele Menschen mit dem Auto oder Zug vorbei, andere steigen am Bahnhof ein beziehungsweise aus“, sagt Uli Giloi – Karl Baus, Peter Becker und Theo Demmerle nicken zustimmen. Das Quartett erklärt im Gespräch mit der RHEINPFALZ, warum ihnen das Gelände am nordöstlichen Ortsrand besonders am Herzen liegt. Sie bilden mit weiteren fünf Männern den „Bürgertisch Weiherwiesen“ – eine Gruppe engagierter Senioren, die sich seit Jahren freitags im Eiscafé „Garden“ treffen. Die Bezeichnung „Stammtisch“ gebrauchen sie ungern, wie Demmerle erläutert – geht es ihnen doch um mehr als lockere Plauderei zum Zeitvertreib bei einem Glas Bier. Vielmehr machen sich die Teilnehmer über (Fehl-)Entwicklungen in „ihrer“ Gemeinde Gedanken, wobei sie auch konkrete Lösungsansätze entwerfen. So geht es beispielsweise auf ihre Anregung zurück, dass in Winnweiler gerade ein zusätzlicher Gemeindearbeiter plus zwei 450-Euro-Kräfte für die Grünpflege sowie die Reinigung öffentlicher Wege und Plätze eingestellt worden sind. Der Beschluss des Gemeinderates war auch eine Reaktion darauf, dass die „Bürgertischler“ im Vorjahr eine Reihe weniger schöne Ecken des Dorfes in Wort und Bild dokumentiert hatten. Ein besserer Standort für die Mülleimer am Bürgermeister-Simon-Haus und eine korrigierte Ausrichtung der Gienanth-Gießpfanne am Museum sind ebenfalls in Arbeit. „Unser Hauptanliegen“, wie Becker es formuliert, ist allerdings das Areal, nach dem sich die Initiative benannt hat: die im Volksmund so genannten Weiherwiesen zwischen Bahnhof und den Kirchen, verbunden durch den von Fußgängern genutzten Lorenz-Steinbrückner-Weg. In diesem Bereich existierte bis ins 18. Jahrhundert ein Woog, der den Lauf der Alsenz unterbrach und von Alsenbrück bis ans Winnweilerer Schloss reichte (siehe „Zur Sache“) – dessen steinerne Altsubstanz, am Eingang zur heutigen verkehrsberuhigten Zone gelegen, befindet sich seit 200 Jahren im Besitz der Familie Baus. Karl Baus war es auch, der vor mehr als zehn Jahren im damaligen Stadtmarketing die Wiederbelebung des Ortsweihers ins Spiel brachte – das Projekt stand in den Jahren 2005/2006 auf der Agenda der „Zukunftswerkstatt Winnweiler“ ganz oben. Diese für Winnweiler so „notwendige und vielseitige“ Initiative sei „gut gestartet“, betont Giloi. Mangels Unterstützung durch die damals politisch Verantwortlichen hätten die Teilnehmer aber bald „frustriert aufgegeben“. Vor rund zwei Jahren hat Baus dann seine Idee für eine Aufwertung der brach liegenden Weiherwiesen erneuert – seine „Bürgertisch“-Kollegen waren rasch Feuer und Flamme. Wobei man sich bald einig war, dass ein Woog kaum zu realisieren wäre. „Zum einen ist das technisch schwer machbar, weil mittlerweile in das Tal hineingebaut wurde. Als Schutz vor Hochwasser bräuchte man einen Überlauf oder müsste mordsmäßig ausbaggern, das wäre viel zu aufwändig“, erläutert Baus. Zum anderen gäbe es für das Anlegen eines Weihers keine Zuschüsse – im Gegensatz zu einer Renaturierung der durch die Wiesen verlaufenden Alsenz, wie Becker betont: Eine solche Maßnahme werde von der Oberen Wasserbehörde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd aus Gründen des Arten- und Hochwasserschutzes „sehr stark subventioniert“. Daher richteten sich die Bemühungen der Gruppe fortan auf eine Mäandrierung des Flusses – beginnend an der Stelle, wo die B 48 aus Richtung Münchweiler/Lohnsfeld die Alsenz und die Bahnlinie überquert. Enden soll die „planerische Abfolge von Fluss-Schlingen“ – so die Definition – nach etwa 500 Metern in der Nähe des Bahnhofsgebäudes. Apropos: Dass dieses sich nach zwischenzeitlichen Abriss-Überlegungen nun im Besitz der Gemeinde befindet und samt Umfeld aufgewertet werden soll, hat „uns noch mal einen richtigen Schub verliehen“, so Giloi. Ihre Pläne hat der Verbandsgemeinderat abgesegnet, da die VG für das (in diesem Bereich) Gewässer dritter Ordnung zuständig ist. Auch der Ortsgemeinderat habe das Projekt begrüßt, die SGD Süd das Gelände bereits inspiziert. Einzig Grundstücksfragen sind noch zu klären, berichtet das Quartett. Mit den meisten Eigentümern seien die Verhandlungen auf einem guten Weg, nur ein Fall gestalte sich etwas problematisch. Doch auch hier hoffen die Initiatoren auf baldige Einigung, damit die SGD mit der Feinplanung beginnen kann – mit zwei bis drei Jahren sei hiermit zu rechnen, sagt Giloi. Erst dann könnten auch verlässliche Angaben über Kosten gemacht werden. Dankbar sind die Bürgertisch-Mitglieder Orts- und VG-Chef Rudolf Jacob, der ein offenes Ohr für ihr Anliegen habe. Nicht minder wichtig ist der rührigen Initiative ein weiteres, mit der Mäandrierung zusammenhängendes Vorhaben: das Anlegen eines Spazierwegs um die Weiherwiesen. Dieser soll über die (sanierungsbedürftige) Bahnhofstraße ein Stück Richtung Alsenbrück führen, dann mittels einer kleinen Brücke die Alsenz überqueren und unterhalb der katholischen Kirche zurück zum Bahnhof verlaufen. „Der Weg muss allerdings aus Naturschutzgründen ein Stück abseits des Flusses liegen, damit beispielsweise Wasservögel nicht gestört werden“, erklärt Baus. Weitere Idee: eine fußläufige Verbindung von diesem Rundweg zum Winnweilerer Friedhof und von dort zum Park Saint-Laurent-Nouan. Von hier könnten Besucher durch den Ortskern zurück zum Ausgangspunkt wandern und dabei Abstecher ins Museum oder die örtliche Gastronomie machen. Zukunftsmusik – bis es soweit ist, wird noch einiges Wasser die Alsenz herunterlaufen. Aber die Winnweilerer Urgesteine versprechen, an diesem Thema dran zu bleiben. Jedenfalls soweit es ihnen möglich ist: „Unser Durchschnittsalter ist 76 Jahre, um in unserer Gemeinde etwas zu bewegen, bräuchte es engagierte, junge Mitbürger“, sagt Giloi. Ihm schwebt als Fernziel die Neugründung eines Kultur- und Verkehrsvereins vor, als Nachfolger inzwischen „gestorbener“ Zusammenschlüsse wie dem Heimat-, Dorfverschönerungs- oder Verkehrsverein. Denn die Mitglieder des Bürgertischs hoffen, dass nicht nur die Alsenz, sondern auch ihr Dorf bald wieder die Kurve(n) kriegt.

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