Donnersbergkreis Wieder zahlreiche Pro-Ukraine-Aktionen

Helfer beladen am Samstag einen Wagen, den die Donnersberger Initiative für Menschen in Not los schickt. Darunter auch Medikamen
Helfer beladen am Samstag einen Wagen, den die Donnersberger Initiative für Menschen in Not los schickt. Darunter auch Medikamente im Wert von 3000 Euro, gestiftet vom Kirchheimbolander Stadtbürgermeister Marc Muchow.

Auch in der vergangenen Woche gab es im ganzen Donnersbergkreis wieder zahlreiche Privatinitiativen in Sachen Ukraine-Hilfe und Hilfe für ukrainische Flüchtlinge in Deutschland. Wir haben wieder einige Beispiele gesammelt.

In Münsterappel sind am 14. März sechs ukrainische Frauen und drei Kinder ins Gemeindehaus eingezogen. Sie kommen aus Charkiw und Kiew. Innerhalb eines einzigen Tages hatten freiwillige Helfer das Gebäude „nicht nur bewohnbar, sondern wohnlich“ gemacht, wie Ortsbürgermeister Gernot Pietzsch sagte. Davor waren die Flüchtlinge eine Woche lang in einer Kuseler Aufnahmeeinrichtung untergebracht, dann eine Nacht in der früheren Jugendherberge in Steinbach, bis sie dort von einer Münsterappeler Delegation abgeholt wurden. Am Samstagabend davor hatten die Münsterappeler Bürger kurzfristig Farbe und Malerbedarf im Baumarkt gekauft. Ganz früh am Sonntagmorgen ging es ans Werk: In allen Räumen wurde abgeklebt, repariert, gestrichen und geputzt. Insgesamt wurden drei Wohnräume, eine separate Toilette sowie die Küche und vorhandene Duschen auf Vordermann gebracht. Acht Betten wurden von der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung gestellt, Nachttische, Lampen, Regale, außerdem Geld, von der Münsterappeler Bevölkerung gespendet.

Ortschef Pietzsch ist auch voll des Lobes über andere Beteiligte: Kreisfeuerwehrinspekteur Eberhard Fuhr übernahm persönlich die Brandschutzprüfung, Nina Windecker, Leiterin des örtlichen Kindergartens, teilte mit, dass die drei Kinder dort aufgenommen und betreut werden könnten, der Rewe-Markt Krüger in Bad Kreuznach, Nahversorger auch für Münsterappel, erklärte sich bereit, kostenlos Lebensmittel ins Appeltal zu liefern. Die Firma Pfalz Connect aus Löllbach stellte kurzfristig einen Internetzugang ins Dorfgemeinschaftshaus bereit. Auch ein Fernseher mit Zugang zu ukrainischen Sendern wurde bereitgestellt.

Und so waren am Ende alle ein wenig stolz auf sich. Pietzsch fehlten am Ende fast die Worte, als er den Helfern Bernd Iwers, Erich Blasius, Karl Weindorf, Hartmut Rudolf, Kaloyan Kenov, Kurt Mates, Susanne Knobloch, Andrea und Burkhart Grünewald, Heidi Lorenz, Sabine und Kai Differenz sowie Marietta Schläfer dankte.

Schon 66.000 Euro auf dem Spendenkonto

Jamill Sabbagh, Vorsitzender der Donnersberger Initiative für Menschen in Not, kann auch einige Erfolge vermelden. „Die Spendenbereitschaft der Menschen ist enorm. Vor wenigen Wochen hatten wir 10.000 Euro auf unserem Konto, inzwischen stehen wir bei 66.000.“ Und die Spender kommen nicht nur aus dem Donnersbergkreis. „Der Betreiber des Hardrock-Cafés in Kaiserslautern ist im Internet auf unsere Initiative gestoßen und hat sie für gut befunden und spontan eine Spendenaktion initiiert, die 2000 Euro erbracht hat“, so Sabbagh.

Dieses Geld wurde unter anderem dafür verwendet, einen Spendentransporter mit Hilfsgütern zu bestücken, der sich am Samstag auf den Weg in die Ukraine gemacht hat. Das Ziel: die Stadt Rokytne, wo Sabbagh über Kontakte verfügt und die er selbst auch bereits besucht hat. „Der Kontakt kam über Lena Sobotina zu Stande, die in Alzey ein Reisebüro hat und selbst Ukrainerin ist“, erläutert Sabbagh. Über dieses Reisebüro hätten die Kirchheimbolander immer ihre Fahrten in die Partnergemeinde Tschernjachowsk gebucht. Sobotinas Mutter habe in Rokytne viele Jahre lang den Kindergarten geleitet. Die Gemeinde selbst liege – noch – nicht im Kriegsgebiet, die Bürger dort hätten aber viele Binnenflüchtlinge aufgenommen.

Bei den Sachspenden handelt es sich um gezielt gekaufte Artikel, die besonders benötigt wurden, palettenweise Reis, Mehl, gespendet von der Firma Bindewald, weil die Geschäfte derzeit keine großen Mengen Mehl mehr abgeben, Zucker, Nudeln, Konserven und Milchpackungen. „Speiseöl und Babywindeln wollten wir auch noch besorgen, aber auch da gibt es derzeit einen Mangel in den Geschäften“, so Sabbagh. Die Lebensmittel stammen von Edeka Röß in Pfeddersheim. „Dort konnten wir sie teilweise unter dem Einkaufspreis bekommen“, so Sabbagh.

Spende von Kuchenaktion übergeben

Mit auf die Reise gehen auch Infusionslösungen, Spritzen, verschreibungsfreie Medikamente, Schmerzmittel, Einmalhandschuhe, Verbände, Pflaster und andere Apothekenartikel im Wert von 3000 Euro – eine Spende von Apotheker Marc Muchow, in Personalunion Kirchheimbolander Stadtbürgermeister.

Der Transporter in die Ukraine wurde am Freitagabend in Albisheim beladen, und diese Gelegenheit nutzen Mila Maiwald und ihre Freundin Jolie Korschelt, um den Erlös einer zweitägigen Kuchenverkaufsaktion an Sabbagh zu überreichen. Die selbstgebastelte Spendenbox enthielt die stolze Summe von genau 1241 Euro und 34 Cent. „Am Samstag um 12 Uhr waren schon alle Kuchen weg“, berichtete Mila stolz. „Wir mussten dann noch Nachschub besorgen, und Jolies Oma von der Metzgerei Korschelt hat noch 100 Mettbrötchen gespendet. Manche Leute sind aber auch vorbeigekommen und haben einfach etwas in die Box gesteckt, auch ohne Kuchen mitzunehmen.“

Über putinfreundliches „Z“ geärgert

Ein Zeichen der anderen Art hat ein Bürger in Bennhausen gesetzt: Am östlichen Ortseingang der Gemeinde findet sich seit einigen Tagen ein großes Holzbrett. Die drei eingebrachten Buchstaben bilden das Wort „Frieden“ – und zwar sowohl auf Russisch als auch auf Ukrainisch. Beide Nationen haben dafür also eine identische Bezeichnung. Ausgesprochen wird es „Mir“. Hergestellt wurde das markante Objekt von Ulrich Wolski, dem Holzspezialisten von Bennhausen. „Ich habe mich über den Buchstaben Z auf vielen Lastwagen geärgert, der ja Sympathien für Putin deutlich machen soll“, erläutert er seine Motive. „Ich fand, auch für die andere Seite sollte es ein Zeichen geben, und habe daraufhin das Brett mit diesem friedlichen Wort versehen und aufgestellt.“

Ukrainische Flüchtlinge im Bürgerhaus Münsterappel. Stehend 2. v. r.: Ortsbürgermeister Gernot Pietzsch.
Ukrainische Flüchtlinge im Bürgerhaus Münsterappel. Stehend 2. v. r.: Ortsbürgermeister Gernot Pietzsch.
Holzobjekt von Ulrich Wolski, Bennhausen. In kyrillischer Schrift steht hier „Mir“ – das heißt „Frieden“, und zwar sowohl auf Ru
Holzobjekt von Ulrich Wolski, Bennhausen. In kyrillischer Schrift steht hier »Mir« – das heißt »Frieden«, und zwar sowohl auf Russisch, als auch auf Ukrainisch.
Mehr als 1200 Euro brachte der Kuchenverkauf von Mila Maiwald (vorne mit der Spendenbox) und ihrer Freundin Jolie Korschelt (lin
Mehr als 1200 Euro brachte der Kuchenverkauf von Mila Maiwald (vorne mit der Spendenbox) und ihrer Freundin Jolie Korschelt (links daneben), hier zusammen mit ihren Helfern.
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