Pirmasens Sorgfältige Recherchen und aktuelle Aufreger: Was unsere Leser 2023 am meisten interessierte
Leser, die sich die Zeitung online anschauen, haben für die Redaktion einen Vorteil: Die Statistik zeigt, wie viele RHEINPFALZ-Abonnenten einen Artikel gelesen und wie lange sie sich dafür Zeit genommen haben. Das hilft uns zu erkennen, welche Themen unsere Leser besonders interessieren. Wir beziehen diese Zahlen in die Planung unserer künftigen Berichterstattung ein. Zweifellos ist die Statistik nicht lückenlos und deckt nicht alle Aspekte ab, aber als Richtschnur mag sie dienen.
Im Jahr 2023 finden sich auf den vorderen Plätzen unserer Statistik zur Reichweite unserer Plus-Artikel eine Mischung aus sorgfältig recherchierten Hintergrundgeschichten und aktuellen Aufregern. So haben viele Leser nachgelesen, wie sich die Insolvenz der Firma Dara entwickelte. Drei Artikel zu diesem Themenkomplex finden sich oben in der Rangliste. Verständlich, denn erstens hatte das Gebaren der Geschäftsführer viele Leute verärgert, und zweitens hat die Insolvenz einige Auswirkungen auf das Leben und die Freizeitgestaltung der Südwestpfälzer. So steht die Gemeinde Fischbach mit ihrem Biosphärenhaus wieder im Regen und streitet sich mit einem ehemaligen Dara-Geschäftsführer um Geld. Und die Firma hat das Pirmasenser Quasimodo verkauft. Kein Wunder also, dass es auch der Artikel in die Top Ten geschafft hat, in dem wir berichteten, dass das Veranstaltungshaus von anderen Betreibern weitergeführt wird und künftig Matrix heißt.
Multimillionär und Schleuser-Razzia
Weiter geht es mit einer anderen Insolvenz: Weit oben in unserer Statistik findet sich ein Artikel von Redaktionsleiter Andreas Ganter, der recherchiert hat, wie die Pleite des österreichischen Multimillionärs René Benko mit der Sparkasse Südwestpfalz zusammenhängt. Das Bankhaus ist nämlich, ebenso wie die Sparkasse Südpfalz, ein Gläubiger von Benkos Signa-Gruppe: Sie hatten dem Österreicher und seinem Firmenimperium Geld geliehen.
Im April hatte die RHEINPFALZ die Hintergründe einer Schleuser-Razzia recherchiert, bei der ein Schwerpunkt in Pirmasens lag. Scheinunternehmen und Scheinwohnsitze sollen in Pirmasens und Zweibrücken aufgebaut worden sein, mit dem Zweck des „banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern“, so die Ermittler. Auch dieser Artikel stieß bei unseren Digital-Abonnenten auf viel Aufmerksamkeit.
Die Männerhand auf dem Po
Redakteurin Steffi Blinn hat sich im November und Anfang Dezember in einer aufwendigen Recherche mit aus Politik und Wirtschaft bekannten Südwestpfälzerinnen unterhalten und sie nach ihren Erfahrungen mit Sexismus befragt. Die Ergebnisse sind – für eine Frau – wenig überraschend, teilweise jedoch erschreckend: eine Hand auf dem Po, Sprüche über Aussehen, Alter und wie die Betreffende wohl im Bett ist ... Frauen, die sich ins Licht der Öffentlichkeit wagen, müssen sich heute noch einiges an Widerwärtigkeiten anhören. Nicht nur die Statistik verriet das Interesse der Leser: Die Redakteurin bekam zu diesem Artikel auch persönliche Rückmeldungen.
Interesse fand auch der junge Pirmasenser Bäckermeister Lukas Zimmermann, der den Betrieb seines alten Meisters Volker Drebes übernommen hat und jetzt gegen die Windmühlen bürokratischer Auflagen kämpft. Steigende Energiekosten machen dem jungen Handwerker zusätzlich zu schaffen, berichtete er Redakteurin Meike Frank im August.
Bahn stürzt Klassenfahrt ins Chaos
Die höchste Reichweite unter unseren Digital-Abonnenten erreichte eine einigermaßen skurrile Geschichte aus dem Juni über eine Klassenfahrt der Pirmasenser BBS, die um ein Haar an der Deutschen Bahn gescheitert wäre. Das große Engagement der mitfahrenden Lehrer und der Einsatz einer Bahn-Sprecherin, die von der RHEINPFALZ auf die missliche Lage der Schüler aufmerksam gemacht wurde, retteten die Fahrt.
In der Liste der zehn Plus-Artikel der „Pirmasenser Rundschau“, die die Digital-Abonennten 2023 am meisten aufriefen, sind zwei historische Themen vertreten: Die Frage, warum man in Europa ohne Pirmasenser Vorfahren nicht König werden kann, hat unsere Leser im Mai besonders interessiert. Antwort: Mit dem Amtsantritt des englischen Königs Charles III. stammen wirklich alle heutigen Monarchen vom Pirmasenser Landgrafen Ludwig IX. und seiner Frau Caroline von Zweibrücken ab.
Aber auch ein deutsch-amerikanisches Drama aus den frühen 90er Jahren fand seine Leser: Eine Pirmasenserin kämpfte erbittert um das Sorgerecht für ihre Tochter, die der US-amerikanische Vater nach Amerika hatte entführen lassen. Die scheußliche Episode zog sich hin, fand aber für Mutter und Tochter ein glückliches Ende.