Eisenberg „Ich bin keiner für die erste Reihe“

Will die FDP wieder ins Licht führen: Achim Bertram, der als ehrenamtlicher Führer in der Bergbauwelt Imsbach aktiv ist.
Will die FDP wieder ins Licht führen: Achim Bertram, der als ehrenamtlicher Führer in der Bergbauwelt Imsbach aktiv ist.

„Hier haben sie im Mittelalter die Kupfer-Ader gesucht.“ Mit der Grubenlampe leuchtet Achim Bertram, der am 24. September bei der Bundestagswahl als Direktkandidat für die FDP antritt, in den Stollen der Weißen Grube in Imsbach, der vor Jahrhunderten mit primitiven Mitteln in den Stein getrieben wurde. „Das war eine Knochenarbeit. Zwei Zentimeter am Tag ging es voran. Wenn überhaupt“, sagt Bertram, der hier seit Mai ehrenamtlich als Gästeführer arbeitet.

Langsam, Stück für Stück ans Ziel. Durchbeißen durch eine harte Zeit. Die Metaphern zu seiner Partei, den Freien Demokraten, liegen auf der Hand. Das Ziel hat Bertram dabei genauso sicher vor Augen, wie deren bundesweites Aushängeschild Christian Lindner: den Wiedereinzug der FDP in den Deutschen Bundestag. „Dafür kämpfe ich. Nur dafür“, sagt Bertram ohne Umschweife. Für seine Kandidatur entschied er sich vor ziemlich genau einem Jahr, als klar war, dass einer gebraucht wird, der mit Engagement das große Ziel vor den eigenen, persönlichen Erfolg stellt. „Ich trenne das aber nicht“, sagt er. „Ich bin nur keiner für die erste Reihe.“ Auch deshalb sucht man bei ihm eine professionelle Facebook- oder Website vergebens. Trotz großer Digitalisierungs-Wahl-Kampagne der Bundespartei. „Ich sehe mich auch nicht als Politiker. Ich mache das ja nicht beruflich, sondern als ehrenamtliches Hobby. So, wie andere sich im Roten Kreuz oder im Fußballverein engagieren. Parteien sind ja auch nur Vereine.“ Für seinen „Verein“, die FDP, ist Bertram seit Wochen quasi rund um die Uhr mit seinem dunkelblauen Toyota Corolla unterwegs. Extra für den Wahlkampf hat er ihn bekleben lassen, in Gelb und Magenta. Im Kofferraum liegen eine Klappleiter, Kabelbinder und unzählige Plakate, die Bertram und Christian Lindner zeigen. Bundesweit einmalig sei das, denn eigentlich dürften die FDP-Plakate immer nur einen Kopf zeigen. Aber Bertram hat sich durchgesetzt mit diesem unbequemen Sonderwunsch. So, wie er es immer wieder macht. Auch in seinem Beruf als selbstständiger Betriebswirt und Berater kleiner und mittelständischer Unternehmen. So, wie er es wohl schon als kleiner Junge lernen musste, als sein Vater – da war Achim gerade mal drei Jahre alt – schwer krank wurde, zuhause gepflegt werden musste und schließlich starb, als Bertram elf war. „Da hat man als Kind andere Aufgaben“, sagt er rückblickend. Man müsse eben einfach mitanpacken. Für das passende Wahlergebnis schlägt sich der 46-Jährige aktuell die Nächte um die Ohren. Hängt Plakate an Laternenmasten, verteilt tausende Flyer, absolviert nach wenigen Stunden Schlaf Pressetermine im Akkord. Ein „Team Bertram“, das im Hintergrund die Arbeit macht, das gibt es nicht. Dass Trommeln eben dazu gehört, hat Bertram schon 1994 gelernt. Eben noch Jungliberaler, wurde er als Bundestagskandidat berufen – auch damals tuckerte er mit einem FDP-Mobil, einer knallgelben 2-CV-Ente, durch den noch alten Wahlkreis. 2014 kandidierte Bertram dann für das Oberbürgermeister-Amt in Kaiserslautern. Eine aussichtslose Kandidatur, das wusste der praktische Stratege genauso wie die Bundesspitze. Doch sie diente als Vorbereitung für das große Ziel am 24. September 2017. Jetzt hängen Bertram und Lindner überall im Wahlkreis – und an jedem Laternenmast in Imsbach. Dort übrigens fast als einziger Kandidat. Offenbar ist das kleine Dorf bei den anderen Parteien bisher durchs Raster gefallen. Für Bertram ist die Präsenz in seinem Heimatdorf natürlich Ehrensache. Hier sei er mittlerweile „angekommen“. Auch dank Frau und 19 Monate altem Sohn. Deshalb will er sich künftig auch mehr „vor Ort“ einbringen. Das ehrenamtliche Engagement in der Bergbau-Erlebniswelt gehört dazu.

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