Games Zurück zu den Wurzeln

Die Switch als Klavier? „Nintendo Labo“ macht’s möglich. Zuvor muss man sein Geschick beweisen und die ausgestanzten Pappteile f
Die Switch als Klavier? »Nintendo Labo« macht’s möglich. Zuvor muss man sein Geschick beweisen und die ausgestanzten Pappteile falten und zusammenstecken.

„Das kam völlig aus dem Off“, sagt Markus Schwerdtel, Mitglied der Chefredaktion von Webedia (Gamestar, Gamepro), zu Nintendos Ankündigung, die Konsole Switch nicht nur mit neuen Spielen zu unterstützen, sondern auch mit Bastelkits aus Pappe. Holger Wettstein, Inhaber und Redaktionsleiter der Nintendo-Fanseite ntower.de, ist nach eigener Aussage bei Nintendo an Überraschungen gewöhnt: „Eigentlich kann man bei Nintendo immer mit allem rechnen.“ Als Beispiel nennt er die Wii-Heimkonsole, die mit ihrer Bewegungssteuerung neue Zielgruppen erschlossen habe. Bei „Labo“ liefert Nintendo in zunächst drei Sets mit mehreren Pappbögen, Aufklebern und Gummibändern alles aus, was die Fans brauchen, um fantasievolle Kreationen zu erschaffen, die mithilfe der Switch zum Leben erweckt werden. Die kleinen Motoren der Joy-Cons, der Switch-Controller, sorgen für entsprechende Bewegungen, die mitgelieferte Software erlaubt simple Programmierungen. Schwerdtel: „Damit geht Nintendo zu seinen Wurzeln als Spielzeughersteller zurück – vor Jahrzehnten hat das Unternehmen Sammelkarten verkauft.“ Mit „Labo“ wollten die Japaner nun wieder ins Spielzimmer. Allerdings: „80 Euro für Pappe ist nicht wenig“, schränkt Schwerdtel ein. Die große Chance der Bastelkits, die es in verschiedenen Ausführungen gibt, sei, „dass ,Labo’ in den sozialen Netzwerken und bei Youtube viral geht“, also dass sich die Hobby-Erfinder mit eigenen Kreationen übertreffen und selbst Anleitungen und Ideen verbreiten. Gehe diese Rechnung auf, klingele bei Nintendo die Kasse – zumal noch weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar seien; etwa im Unterricht. Schwerdtel: „Wenn die Software so mächtig ist, wie sie ausschaut, dann wird das ein richtig cooles Tool.“ Welche Möglichkeiten „Labo“ bietet, das hängt maßgeblich von der zugehörigen Software ab, mit der alles gesteuert wird – eine Prognose dazu wagt Wettstein nicht: „Es soll auch Möglichkeiten geben, in einem gewissen Rahmen eigene Kreationen zu erstellen. Wie umfangreich das sein wird, kann man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen.“ Für Wettstein ist ein „Labo“-Einsatz in der Schule besonders im Physik- oder im Informatik-Unterricht gut vorstellbar: „Durch die Eigenkreationen kann ich mir das schon vorstellen.“ Wichtiger als Pädagogen seien für Nintendo als Zielgruppe wohl allerdings eher Eltern und Kinder: „Da steht zusammen mit den Eltern für die Kinder der Bastelspaß im Vordergrund, der anschließend von einem interaktiven und digitalen Erlebnis gekrönt wird“, schätzt Wettstein. Ob’s erfolgreich wird? Das wissen weder Schwerdtel noch Wettstein. „Wir werten Nintendo ,Labo’ als Experiment“, sagt Wettstein, „wird es erfolgreich, hat Nintendo einen weiteren Kassenschlager, wird es dagegen ein Flop, wird ,Labo’ ganz schnell in der Versenkung verschwinden.“ Die Rückmeldungen aus der ntower.de-Community seien jedenfalls sehr gemischt. Wettstein: „Nach dem letzten ausführlichen Trailer zu ,Labo’ sind immer mehr Leute begeistert – allerdings ist unsere Community nicht unbedingt die primäre Zielgruppe des Produkts.“ In Anlehnung an den Namen der Switch-Controller, Joy-Con, hat Nintendo die „Labo“-Bastelfiguren Toy-Con genannt. Davon gibt es unter anderem ein ferngesteuertes Auto, ein Klavier oder eine Angel – je nach gekauftem Set. Am 27. April sollen die ersten drei „Labo“-Bastelkits in den Händlerregalen stehen.

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