Games Valheim ist ein riesiger Spielplatz für Wikinger
Seit Wochen ist „Valheim“ ein Phänomen auf der Download-Plattform Steam. Mitte Februar in den „Early Access“ gestartet, also noch vor Abschluss der Entwicklungsarbeiten veröffentlicht, haben bereits mehr als fünf Millionen Menschen das Spiel gekauft. Auf den einschlägigen Streamingseiten wie Youtube und Twitch läuft „Valheim“ ebenfalls rauf und runter.
Doch um was geht’s überhaupt? Die nordische Mythologie gibt den Rahmen vor, viel mehr weiß der Spieler zu Beginn allerdings auch nicht. Odins Rabe „Hugin“ setzt zu Beginn die Spielfigur mutterseelenallein, und nur spärlich bekleidet im Wald ab. Nach einigen Erklärungen verschwindet das Tier und die nähere Umgebung wird erkundet, Beeren geerntet, Äste gesammelt, rudimentäre Werkzeuge an der Werkbank zusammengebaut und ein Unterschlupf samt Bett errichtet, um die erste Nacht zu überstehen.
Nach einigen Stunden wird die einfache Hütte zum stattlichen Haus
Mit jedem Gegenstand, den man zum ersten Mal aufsammelt, zeigt das Spiel, was sich daraus herstellen lässt. Wer mit der Axt Bäume fällt und die Stämme einsammelt, darf sich über Erkenntnisse im Hausbau freuen. Das motiviert ungemein und feuert den Erkundungsdrang kräftig an. Damit’s nicht zu einfach wird, tauchen gelegentlich Grauzwerge auf, die mit einigen Knüppelschlägen erledigt werden.
Nach wenigen Stunden im Spiel und ungezählten gefällten Bäumen, ist die anfängliche Hütte zum stattlichen Haus geworden. Die Ausrüstung mit Axt, Pfeil und Bogen und Speer komplettiert – und kaum ist der erste Boss, ein riesiger Hirsch, erlegt – öffnet sich die Spielwelt weiter: Eine aus dem Geweih des Fabelwesens gefertigte Spitzhacke erlaubt es, Kupfer und Zinn abzubauen, im Schmelzofen wird daraus Bronze, die sich ihrerseits zu neuen, stärkeren Waffen verarbeiten lässt. Die braucht’s dann schließlich auch, um den nächsten Bossgegner zu bezwingen. Was dann wieder neue Herausforderungen freischaltet.
Faszinierend: das Bausystem
Doch Gegner zu erledigen ist nicht der Hauptgrund, „Valheim“ zu spielen: Das Bausystem ist der faszinierendste Aspekt im Spiel. Denn anders als in vielen vergleichbaren Games, müssen hier die Gesetze der Physik beachtet werden – zumindest im weitesten Sinn. Wer eine Brücke bauen möchte, muss auf entsprechende Stützpfeiler achten, ebenso bei Dächern. Ein Ampelsystem hilft beim Bau – von Grün für „alles okay“ bis Rot als Hinweis für „das stürzt zusammen“.
So lassen sich, viele Stunden als Investition vorausgesetzt, ganze Wikingerdörfer bauen, vollausgestattete Burgen erstellen oder gar aus Filmen bekannte Gebäude nachbauen – eine derzeit im Streaming besonders beliebte Disziplin. Großprojekte lassen sich gemeinsam mit bis zu zehn Freunden umsetzen. Das ist auch wichtig, denn die Materialien zum Bau müssen erst gefällt, gegossen oder mit der Spitzhacke aus dem Fels geschlagen werden. Da die Werkzeuge mit jedem Einsatz an Haltbarkeit verlieren und die Spielfigur nur begrenzte Tragekapazitäten hat, dauert es seine Zeit, bis die Baumaterialien bereitstehen.
In Sachen Grafik ist noch Luft nach oben
Obwohl es also gelegentlich in Arbeit ausartet, erzeugen gerade die Baufunktionen und -möglichkeiten eine große Faszination und ein gutes Gefühl, aus einer schlichten Hütte nach Stunden ein heimeliges Langhaus mit Kochstelle, Lagern und Schlafplätzen gemacht zu haben.
Doch für die Entwickler des schwedischen Studios Iron Gate gibt’s noch einiges zu tun: Beispielsweise ist in Sachen Grafik hier und da noch Luft nach oben, gerade die Spielfigur ist doch sehr kantig und nicht wirklich zeitgemäß. Auch das Baumenü ist noch recht fummelig, nicht selten verklickt man sich und muss ein Bauelement abreißen und neu platzieren.
Wenn es die Entwickler – übrigens gerade einmal fünf Menschen – jetzt schaffen, in den kommenden Monaten das Spiel, wie bei Early-Access-Games üblich, mit Inhalten zu versorgen, dürften sich zu den bislang mehr als fünf Millionen Spielern noch einige dazugesellen. Erhältlich ist „Valheim“ bislang nur via Steam-Download für den PC.