Ukraine-Krieg Rätsel um Explosionen auf der Krim

Die Urlauber am Strand in Saki konnten die Rauchschwaden nicht übersehen.
Die Urlauber am Strand in Saki konnten die Rauchschwaden nicht übersehen.

Moskau behauptet, ein Verstoß gegen den Brandschutz sei die Ursache für die Explosionen auf der Krim. In der Ukraine wird indes von einer neuen Waffe geraunt.

Nach den schweren Explosionen auf einem russischen Militärstützpunkt auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim haben die Behörden dort den Ausnahmezustand ausgerufen. Schon zum zweiten Mal in diesem Sommer werden Feriengäste am Schwarzen Meer aus der Strandruhe gerissen. Bei den Explosionen auf der Basis in Saki nahe dem Kurort Nowofjodorowka wurde am Dienstag ein Mensch getötet, wie Krim-Verwaltungschef Sergej Aksjonow sagte. Es gab demnach auch 14 Verletzte. Schon am 31. Juli schlug bei der russischen Schwarzmeerflotte in der Hafenstadt Sewastopol nach Behördenangaben eine ukrainische Drohne ein. Auch da gab es Verletzte.

Beide Zwischenfälle werfen bei russischen Beobachtern inzwischen Fragen auf, wie gut die militärisch hochgerüstete Halbinsel, die sich Moskau 2014 einverleibte, tatsächlich geschützt ist.

Zehn Flugzeuge zerstört?

Überprüfbar von unabhängiger Seite ist nicht, wer genau die Attacken verübt. Die ukrainische Führung räumt nicht offiziell ein, für die Angriffe auf der Krim verantwortlich zu sein. Aber verkneifen können sich viele in Kiew die Freude nicht. „Das ist nur der Anfang“, schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak auf Twitter. Es seien mindestens zehn russische Flugzeuge zerstört worden, sagte der Sprecher des ukrainischen Luftwaffenstabs, Jurij Ihnat, am Mittwoch im Fernsehen.

Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge ist ein Verstoß gegen die Brandschutzregeln die Ursache der Explosionen. Schon als im April die „Moskwa“, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, sank, nannte das Verteidigungsministerium in Moskau einen solchen Grund. Allerdings gilt als sicher, dass die ukrainische Armee das Schiff mit Harpoon-Raketen aus US-Produktion versenkte. Russland räumt in seinem am 24. Februar begonnenen Krieg gegen die Ukraine traditionell keine Kampferfolge der Gegenseite ein.

Militärexperten des US-amerikanischen Institute for the Study of the War zufolge will die russische Führung einen ukrainischen Angriff aus Imagegründen nicht eingestehen. Dann würde Moskau einräumen müssen, dass seine Luftabwehr versagt habe, hieß es.

Haben Partisanen eine Rolle gespielt?

Von der Basis Saki flogen russische Kampfjets vom Typ Suchoi Su-24 und Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ Suchoi Su-30 viele Angriffe auf Ziele im Süden der Ukraine. Erste, noch nicht überprüfte Videos von dem Stützpunkt zeigten zahlreiche ausgebrannte Autos sowie eine zerstörte Su-24.

Während Moskau nach dem Vorfall vom Dienstag davon sprach, es sei durch Fahrlässigkeit Munition explodiert, berichtete die „New York Times“ von einem ukrainischen Angriff. Dabei sei eine von der Ukraine entwickelte Waffe eingesetzt worden, zitierte das Blatt einen ranghohen ukrainischen Militär. Bei der Attacke hätten auch Partisanen, die loyal zur Ukraine stehen, eine Rolle gespielt. Erst am Dienstag hatte der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, berichtet, ukrainische Geheimdienste würden immer aktiver junge Russen für „Terroranschläge“ anwerben.

Auch der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch sprach inoffiziell von einem Angriff mit einer neuen ukrainischen Waffe. Die ukrainische Rüstungsindustrie mache Fortschritte.

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte indes, die Krim habe sich in einen der gefährlichsten Orte Europas verwandelt. „Die Schwarzmeerregion kann nicht sicher sein, solange die Krim besetzt ist“, erklärte er. „Dieser russische Krieg gegen die Ukraine, gegen das ganze freie Europa, hat mit der Krim begonnen und muss mit der Krim enden, mit ihrer Befreiung.“

Die Bedeutung westlicher Waffen für die Ukraine

x