Neuer Bundestag Im Bundestagspräsidium dominieren die Frauen

Freude über ihre Wahl: Bärbel Bas am Dienstag im Bundestag.
Freude über ihre Wahl: Bärbel Bas am Dienstag im Bundestag.

Die neue Parlamentschefin Bärbel Bas hat vier Stellverterinnen und nur einen Stellvertreter. Die AfD bleibt erneut außen vor. Deren Kandidat Michael Kaufmann verfehlte die Mehrheit – wie bereits die anderen Kandidaten der AfD-Fraktion in der vorangegangenen Legislaturperiode.

Bärbel Bas (SPD): Die dritte Chefin

Der SPD als stärkster Fraktion im Bundestag steht der Posten der Bundestagspräsidentin zu – das ist in der neuen Sie nominierte für den Chefposten ihre bisherige Vizefraktionschefin Bärbel Bas. Sie folgte in dieser Funktion 2019 Karl Lauterbach und schreckte in der großen Koalition nicht vor Streit mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über die Corona-Politik zurück. Die Wahl auf die 53-jährige Sozialversicherungsfachangestellte fiel auch, damit in der Spitze des Staates mit Bundespräsident, Bundesratspräsident und Kanzler nicht zur reinen Männerriege wird. Die Parteilinke Bas gehört seit 2009 dem Bundestag. Nach Annemarie Renger und Rita Süssmuth ist sie erst die dritte Frau im Amt der Bundestagschefin.

Aydan Özoguz (SPD): Eltern aus Türkei

Die 54-jährige Sozialdemokratin verfügt über jede Menge politische Erfahrung: Von 2001 bis 2008 saß sie in der Hamburger Bürgerschaft, im darauffolgenden Jahr zog sie erstmals in den Bundestag ein. Ende Dezember 2011 wurde sie für sechs Jahre stellvertretende Vorsitzende der SPD - und damit die erste türkischstämmige Frau in der engeren Parteiführung der SPD. Dass sie in Sachen Migrationspolitik klare Kante zeigen kann, hat Özoguz 2011 bewiesen: In ihrer Funktion als Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion rief sie dazu auf, die vom damaligen Bundesinnenminister Peter Friedrich (CSU) einberufene Islamkonferenz zu boykottieren.

Yvonne Magwas (CDU): Erst 41 Jahre

Die in die Opposition verbannte Union tat sich schwer, den begehrten Vizeposten zu besetzen. Es gab mehrere Bewerber und es drohte eine Kampfabstimmung. Am Ende wurde es die CDU-Abgeordnete Yvonne Magwas. Unionsfraktionschef Ralf Brinkhaus (CDU) verwies darauf, dass die 41-Jährige ein Direktmandat im sächsischen Vogtlandkreis erringen konnte und als Mutter eines Kindes „mitten im Leben steht“. Die Diplom-Soziologin startete ihre politische Karriere im Stadtrat von Auerbach. Seit 2013 sitzt sie im Bundestag. Seit 2018 ist sie Vorsitzende der Frauen der CDU/CSU-Fraktion. Sie sah einen Grund für das schlechte Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl darin, dass „deutlich weniger Wählerinnen als zuvor CDU und CSU gewählt“ hätten, weil für diese wichtige Themen fehlten.

Claudia Roth (Grüne): Seit 2013

Für die 66-Jährige frühere Grünen-Chefin ist die Tätigkeit im Präsidium eine Herzensangelegenheit. Im Bewerbungsschreiben für eine weitere Amtszeit betonte sie, dass sie dieses Amt stets „aus tiefster Überzeugung, mit Leidenschaft, mit Herz und Haltung für uns und für unsere Demokratie“ ausübe. Den Posten der Vizepräsidentin hatte die frühere Parteichefin 2013 übernommen, nachdem die Grünen bei der Bundestagswahl eher mager abgeschnitten hatten. An der Spitze ihrer Partei stand die quirlige Politikerin zweimal: von 2001 bis 2002 sowie von sowie von 2004 bis 2013.

Wolfgang Kubicki (FDP): Bald Fraktionschef?

Auch der FDP-Vertreter im Bundestagspräsidium betrachtet sein Amt als „richtig tollen Job“. Allerdings weiß der 69-jährige Jurist sehr wohl, dass er auch für eine andere Funktion im Gespräch ist: den Fraktionsvorsitz der Liberalen im Bundestag. Doch zumindest vorerst wird der Vizeparteichef der FDP sein Amt als Bundestagsvizepräsident behalten. Der Jurist Kubicki saß von 1990 bis 1992 erstmals im Bundestag. Danach war er Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein, bevor er 2017 in den Bundestag zurückkehrte. Er ist einer der Architekten des Jamaika-Bündnisses in Kiel.

Petra Pau (Linke): Seit 2006

Die 58-jährige frühere PDS-Politikerin bekleidet ihr Amt seit 2006 - und ist damit die Dienstälteste in der Riege der Vizes. Sie wurde in das Amt gewählt, nachdem der ursprüngliche Linken-Kandidat, der damalige Parteichef Lothar Bisky, wegen der gegen ihn erhobenen Stasi-Vorwürfe mehrmals durchgefallen war. Petra Pau gehört seit 1998 dem Bundestag an, von 2002 bis 2005 war sie eine von zwei PDS-Abgeordneten. Sie hatte ihr Direktmandat verteidigt, ansonsten scheiterte die Partei an der Fünf-Prozent-Hürde. Eine herbe Enttäuschung musste sie in diesem Jahr hinnehmen: Sie verlor ihr Direktmandat im Berliner Wahlkreis Hellersdorf-Marzahn an die CDU.

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