Politik Hackerangriff „von langer Hand geplant“

Einfallstor auf der Datenautobahn: Offenbar waren Hacker über Wochen im Netz des Bundes unterwegs.
Einfallstor auf der Datenautobahn: Offenbar waren Hacker über Wochen im Netz des Bundes unterwegs.

«Berlin.»Bei dem Hackerangriff auf das Netz des Bundes handelt es sich nach den Worten von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) um eine anspruchsvolle Aktion. Es sei ein Erfolg, dass der Hackerangriff habe isoliert und unter Kontrolle gebracht werden können. „Der hoch professionelle Angreifer wurde dabei beobachtet, um weitere Erkenntnisse über den Angriffsmodus und Zielsetzung des Angreifers zu erhalten.“ Die Maßnahmen seien noch nicht abgeschlossen. Auch der Geheimdienstausschuss des Bundestags bewertet den Hackerangriff als schwerwiegend. „Der Geheimnisverrat an sich ist ein beträchtlicher Schaden“, so der Ausschussvorsitzende Armin Schuster (CDU). Laut Schuster lief der Angriff gestern noch. Das Kontrollgremium will sich Mitte März treffen, um über den Angriff zu beraten. Unklar blieb, wer für die Hackerattacke verantwortlich ist. Westliche Geheimdienstler sehen eine Verbindung zu Computerspionen der Gruppe APT28, die verdeckt im Auftrag der russischen Regierung arbeiten soll. Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) sagte aber, noch sei nicht geklärt, ob die Spur nach Russland führe. Das Bundesamt für Verfassungsschutz macht Russland bereits für einen Cyberangriff auf den Bundestag 2015 verantwortlich. Russland weist dies zurück. APT28 ist auch unter den Namen Sofacy und Fancy Bear bekannt und gilt als eine der aggressivsten Cybergruppen der russischen Geheimdienste. Auch der CDU-Geheimdienstexperte Patrick Sensburg warnte vor vorschnellen Schlüssen. „Im Internet wird sehr viel verschleiert, wird sehr viel getäuscht“, sagte das Mitglied des Kontrollgremiums. Das Innenministerium hatte den Hackerangriff am Mittwoch bestätigt. In Sicherheitskreisen hieß es, der Vorfall sei seit Dezember bekannt. Nach bisherigem Stand seien die Systeme der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums nicht unmittelbar betroffen. Grüne und Linke beklagten, dass sie im Kontrollgremium nicht früher informiert wurden. Es möge Gründe dafür geben, warum bestimmte Informationen sehr eng gehalten worden sein. Es sei aber inakzeptabel, wenn die Experten des Bundestags über die Medien davon erführen. Der Südpfälzer FDP-Abgeordnete Mario Brandenburg sprach gegenüber der RHEINPFALZ von einem „untragbaren Zustand“. Eine Sondersitzung des Ausschusses Digitale Agenda sei nicht genehmigt worden, eine Sondersitzung des Ausschusses für Verkehr und Digitale Infrastruktur wieder abgesagt. „Die Regierung ist dem Parlament auskunftspflichtig“, mahnte Brandenburg. Kommentar, Interview Seite 2

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