Politik Fieser Spruch zu Minijobs

Versuchte gestern zu beschwichtigen: Peter Tauber.
Versuchte gestern zu beschwichtigen: Peter Tauber.

Peter Tauber, seines Zeichens CDU-Generalsekretär, wollte am Montag die Gunst der Stunde nutzen: Werbung für das neue Unions-Wahlprogramm machen, in dem Vollbeschäftigung bis 2025 als Ziel ausgegeben wird, und gleichzeitig der SPD mit ihrer Gerechtigkeitsdebatte eins drauf geben. Doch Tauber schoss übers Ziel hinaus – und wie. Auf dem Onlinedienst Twitter setzt Tauber am späten Montagabend seine Kurznachricht ab: „Vollbeschäftigung ist besser als Gerechtigkeit.“ Ein Nutzer stolpert über die fünf Worte: „Heißt das jetzt 3 Minijobs für mich?“, will er vom CDU-General wissen. Dieser, im Twitter-Modus und vielleicht etwas verärgert, weil sein prägnanter Satz nicht so richtig verstanden wird, vergreift sich im Ton: „Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen sie keine drei Minijobs.“ Das sitzt. Doch schon nach wenigen Minuten schlägt über Tauber im Internet eine Welle der Empörung zusammen. Viele fühlen sich persönlich angegriffen, denn heute schützt selbst eine gute Ausbildung nicht mehr vor schlecht bezahlten Jobs, mit denen man kaum eine Familie ernähren kann. Alleinerziehende oder Akademiker, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters oder anderer Lebensumstände keine reguläre Beschäftigung mehr finden, stutzen Tauber und seine „arrogante Haltung“ zurecht. Klar, dass die politische Konkurrenz sich nicht zweimal bitten lässt und nachlegt. Allen voran SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann: „Und wer keinen Anstand gelernt hat, wird CDU-Generalsekretär.“ Damit hat er die Lacher auf seiner Seite. Nun ist Tauber nicht der einzige, der gedankenlos einen Sturm der Entrüstung losgetreten hat. Wir erinnern uns an Kurt Beck und den Arbeitslosen Henrico F.. Der Mann beschimpfte 2006 den damaligen SPD-Chef und rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten auf einem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden wegen Hartz IV. Er sehe nicht so aus, als ob er in seinem Leben schon viel gearbeitet habe, blaffte Beck den Mann an und gab ihm einen guten Rat: „Wenn Sie sich waschen und rasieren, haben Sie in drei Wochen einen Job.“ Die Reaktionen – siehe Tauber. Der CDU-Generalsekretär versucht unterdessen zu beschwichtigen. „Ich wollte niemanden zu nahe treten, der in so einer Situation ist“, schreibt er auf Twitter. Er habe das „so blöd formuliert“. Wie wahr!

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