Rhein-Pfalz Kreis Stromstoß statt Schlagstock

Eine Taser-Waffe im Einsatz: An zwei Drähten werden Pfeile auf einen Angreifer geschossen. Über die Drähte wird dann ein Stromst
Eine Taser-Waffe im Einsatz: An zwei Drähten werden Pfeile auf einen Angreifer geschossen. Über die Drähte wird dann ein Stromstoß auf den Körper übertragen, der zu einer kurzzeitigen Lähmung führt.

Polizisten sind bei ihren Einsätzen immer wieder mit Menschen konfrontiert, die sich aggressiv verhalten. Um sie zu überwältigen, konnten sie bisher Pfefferspray oder Schlagstöcke einsetzen. Doch in manchen Situationen reicht das nicht aus, um das Gegenüber zu bändigen. „Diese Typen spüren in diesem Moment keinen Schmerz. Man muss dann massiv den Schlagstock einsetzen. Das geht schon fast in Richtung Prügelei“, sagt ein Polizeibeamter aus Ludwigshafen. Verletzungen auf beiden Seiten seien oft die Folge. Nutzt der Einsatz körperlicher Gewalt bei einem Tobenden nichts, und er greift gar zum Messer, bleibt zum Eigenschutz als letzte Möglichkeit nur der Griff zur Schusswaffe. Mit der Einführung der Elektroschock-Pistole soll den Beamten bald noch ein anderes Mittel zur Verfügung stehen. Zwei Projektile schießen aus der Waffe und bewirken mit einem Stromstoß eine Kurzzeitlähmung. Eine äußerst schmerzhafte Erfahrung für den Angreifer, der wehrlos zu Boden sinkt. „Ich finde das gut. Das verschafft uns Respekt“, sagt der Ludwigshafener Beamte und verweist auf positive Erfahrungen mit den Stromstoß-Pistolen in den USA sowie bei einem einjährigen Pilotprojekt in Trier. Dort sind seit März 2017 die Geräte der US-Firma Taser getestet worden. Laut Innenministerium haben Polizisten in der einjährigen Testphase die Geräte 30-mal gezückt, aber nur in neun Fällen die Stromstöße tatsächlich fließen lassen. Bei der Polizeiinspektion Trier wurden die Taser nach Angaben des Ministeriums vor allem bei Vorfällen mit gewalttätigen und aggressiven Menschen eingesetzt, die häufig unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standen oder psychisch auffällig wirkten. In 21 Fällen habe es gereicht, wenn Polizisten die Elektroschock-Waffe nur zeigten oder bedrohlich knattern ließen. „Dies beweist die hohe deeskalierende Wirkung. So konnten in emotional aufgeheizten und gefährlichen Einsatzlagen Verletzungen bei allen Beteiligten verhindert werden“, betont Innenminister Roger Lewentz (SPD). Das für die Polizei zuständige Innenministerium hat deshalb 50 Taser bestellt. 15 Geräte sollen für Ausbildungszwecke genutzt, der Rest im Laufe des Jahres an die rund zehn Polizeiinspektionen in Rheinland-Pfalz verteilt werden. In Ludwigshafen gibt es zwei Inspektionen: In der Inspektion 1 im Stadtteil Süd arbeiten 130 Polizisten. Sie sind für die Stadtteile Mitte, Süd, Mundenheim, Maudach, Rheingönheim und Gartenstadt zuständig. Die Inspektion 2 befindet sich am Ortsrand von Oppau. Hier arbeiten rund 100 Polizisten. Sie sind zuständig für Nord/Hemshof, West, Oppau, Edigheim, Pfingstweide, Friesenheim, Oggersheim und Ruchheim. Für beide Inspektionen soll es jeweils voraussichtlich drei Taser geben, wie ein Sprecher des Innenministeriums auf Nachfrage mitteilt. Das klingt für Außenstehende nach wenig Geräten. „Die Taser sind für die Streifen gedacht“, heißt es aus dem Ministerium. Und es seien ja nicht alle Beamten gleichzeitig unterwegs. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Rheinpfalz erklärt auf Nachfrage, dass pro Inspektion mindestens eine Streife permanent im Stadtgebiet unterwegs ist. Je nach Einsatzlage seien bis zu sechs Streifenwagen unterwegs. Es lasse sich nicht pauschal sagen, wie viele Wagen patrouillieren. Fest steht: Die Stromstoß-Pistolen dürfen nur von Beamten eingesetzt werden, die im Umgang damit geschult worden sind. Die Polizisten sollen danach in der Lage sein, zwei mit Drähten verbundene Pfeile gezielt auf den Brustbereich der Zielperson zu schießen – über die Drähte wird dann ein Stromstoß auf den Körper übertragen. Die Geräte sollen nicht gegen Herzkranke, Schwangere und Kinder unter 14 Jahren eingesetzt werden. Für den Einsatz gibt es rechtliche Regeln, geschult werden sollen alle Streifenbeamten. Rheinland-Pfalz will die Taser als erstes Bundesland im Streifendienst einsetzen. Bis die Geräte in Ludwigshafen tatsächlich zum Einsatz kommen, wird es wohl noch einige Monate dauern.

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