Rödersheim-Gronau Stele soll an jüdisches Schicksal erinnern

Bildhauerin Janet Weisbrodt-Barth beim Aufstellen der Stele auf dem Rödersheimer Friedhof.
Bildhauerin Janet Weisbrodt-Barth beim Aufstellen der Stele auf dem Rödersheimer Friedhof.

Sie steht bereits, aber am 15. Mai wird sie offiziell eingeweiht: Auf dem Rödersheimer Friedhof soll fortan eine Stele an die Entrechtung, Vertreibung, Deportation und Ermordung von Rödersheimer Juden während des Nationalsozialismus erinnern.

2020 hat die Geschichtswerkstatt im Turnverein Rödersheim als Teil der Vorbereitungen für das 125-jährige Vereinsbestehen die neuere Dorfgeschichte erforscht und die Initiative ergriffen: Es sollte ein Gedenkstein für ermordete jüdische Bürger Rödersheims errichtet werden, um damit diese drei Frauen und drei Männer aus ihrer Anonymität zu holen. Ende April wurde die Stele von Janet Weisbrodt-Barth von der Bildhauerei Weisbrodt, Niederkirchen, auf dem Rödersheimer Friedhof aufgestellt. Dort wird sie Teil des geplanten Memoriam-Gartens werden.

Die feierliche Enthüllung der Stele findet am Sonntag, 15. Mai, 15 Uhr, mit einem umfangreichen Rahmenprogramm auf dem Friedhof Rödersheim statt. Für Musik sorgen ein Posaunenquartett, der MGV Frohsinn sowie eine Instrumentalgruppe. Nach der Begrüßung durch Ortsbürgermeister Thomas Angel (FWG) wird der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) die Festrede halten. Wolfgang Ettmüller von der Geschichtswerkstatt wird über die Rödersheimer Juden Elias Reiss, Richard Reiss, Alice Reiss, Isidor Heim, Paula Kahn geborene Heim und Rosalie Mann geborene Heim berichten.

Junger Jude berichtet

Boris Karasik vom Bund Jüdischer Studierender Baden schlägt den Bogen in unsere Zeit und erzählt, wie es sich heute als junger Jude in Deutschland lebt. Dieter Burgard als Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes Rheinland-Pfalz wird ebenfalls ein Grußwort sprechen. Die eigentliche Enthüllung der Stele durch vier Jugendliche der Leichtathletikabteilung des TV Rödersheim wird musikalisch vom Chor der jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz umrahmt. Dazu werden Jaroslaw Nechitajlo von der jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz sowie die beiden Ortspfarrer Michael Hergl für die katholische und Christian Mundt für die protestantische Kirchengemeinde Gebete sprechen.

Zur Einweihung der Rödersheim-Gronauer Stele erscheint ein Begleitheft, in dem ausführlich das Schicksal der fünf Rödersheimer Juden vorgestellt wird. An der Stele selbst wird es zudem einen QR-Code geben, mit dem der Text digital abrufbar sein wird. Außerdem organisiert die Geschichtswerkstatt des TV Rödersheim in Kooperation mit der Kirchengemeinde St. Leo von Juni bis September jeden Monat eine Exkursion „Rund um die Stele“ zu Stätten jüdischen Lebens in der Pfalz. Diese führen im Juni zum Judenfriedhof Wachenheim, im Juli, August und September zu den neuen Unesco-Welterbestätten in Speyer, Worms und Mainz.

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