Rhein-Pfalz Kreis Neue Fenster für alte Sternwarte

„Fenster geben dem Gebäude ein Gesicht“, meint Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU). Umso mehr freut er sich über die Spende von 80.000 Euro, mit denen der Verein Stadtbild Mannheim die Sanierung der 15 Originalfenster der 1774 erbauten Sternwarte finanziert. Insgesamt sind für die Instandsetzung des ältesten wissenschaftlichen Gebäudes in Baden-Württemberg 1,7 Millionen Euro vorgesehen.

Der Turm ist hinter dem Baugerüst nur noch zu erahnen. Die Steinfliesen im Erdgeschoss sind uneben wie ein Feldweg, die Wände haben Löcher, Türen sind ausgehängt, die Luft ist abgestanden, und der Parkettfußboden ist stumpf. Trotzdem riecht es in der alten Sternwarte nach Fortschritt. „Im Dezember ist der erste Bauabschnitt der Sanierung abgeschlossen“, sagt Projektleiterin Ute Wagner. Für sie wie für den Vorsitzenden des Vereins Stadtbild Mannheim, Lothar Stöckbauer, ist die Sternwarte mittlerweile eine Herzensangelegenheit. „Historische Gebäude tragen zur Attraktivität einer Stadt bei. Sie sind deren Gedächtnis und Vermächtnis“, betont Stöckbauer und meint damit nicht nur die Gästebucheinträge von Wolfgang Amadeus Mozart oder Benjamin Franklin, die in der Sternwarte zu Gast waren. Ihm und seinem Verein geht es darum, das Bewusstsein für solche historischen Orte zu schärfen. Auch für das Gebäude. Seit März ist die Wiederinstandsetzung der Sternwarte in Gang, dank der Finanzierungszusage der Stadt, des Landes und vor allem dank des Aktionsbündnisses Alte Sternwarte unter Leitung der Landtagsabgeordneten Helen Heberer (SPD), das sich maßgeblich um die Landesmittel bemüht hatte und einen Zuschuss aus dem Topf der Toto-Lotto-Zentrale generierte. „Das alles ist eine besondere Form bürgerschaftlichen Engagements“, so Bürgermeister Specht bei der Übergabe der historischen Fenster. Dabei stammen nur noch 15 aus dem 18. Jahrhundert. „Bei Sanierungen in den 1950er- und 1970er-Jahren wurden schon Fenster ersetzt“, berichtet er. Diese wurden durch moderne, isolierverglaste Eichenholzfenster getauscht. Die Originalfenster wurden möglichst sanft und nicht nach energetischen, sondern Denkmalschutzgesichtspunkten saniert. „Die Räume werden nicht zum Wohnen oder Arbeiten genutzt, sondern für Stadtführungen und kleinere Ausstellungen. Daher sind die Energieverluste dort gering“, erklärt die Projektleiterin. Die endgültige Nutzung des Baudenkmals ist noch nicht geklärt, wie Specht und Stöckbauer betonen. „Aber die Sternwarte ist natürlich mit Schloss und Zeughaus ein Bestandteil des Barock-Dreiecks. Möglicherweise kann man das Gebäude in Führungen einbinden“, meint Stöckbauer. Im Dezember sollen die Außenarbeiten abgeschlossen werden. Die bereits begonnene Innensanierung ist bis September 2015 angesetzt. Stöckbauer: „Uns schwebt noch eine Beleuchtung der Sternwarte vor. Die elektrischen Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen.“ (env)

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