Rhein-Pfalz Kreis Mit Tränen in den Augen

LUDWIGSHAFEN. Es ist zwar nicht so knapp wie vor fünf Jahren, aber es ist wieder eine Geduldsprobe, bis feststeht, wer im Wahlkreis 37 das Direktmandat holt: Johannes Zehfuß macht schließlich das Rennen. Am Ende hat der Christdemokrat 1566 Stimmen mehr als der Sozialdemokrat Bernhard Kukatzki. Die letzten Ergebnisse kommen – genauso wie vor fünf Jahren – aus Altrip.

Um 20.50 Uhr fehlt immer noch ein Stimmbezirk aus Altrip. Johannes Zehfuß ist angespannt. Der Böhl-Iggelheimer steht im Sitzungssaal des Kreishauses in einer Ecke und nippt an einer Flasche Cola. Erschöpft vom vielen Hin- und Herlaufen. „So viele Wähler sind das nicht mehr. Dein Vorsprung ist nicht einzuholen. Lach halt endlich“, ruft jemand. Aber der Christdemokrat bleibt kritisch: Es könnte ja, man weiß doch nie ... Um 21.06 Uhr wird er schließlich erlöst. Da hat er in Gedanken schon so einige Polderpläne für Altrip entworfen, die der Gemeinde am Rhein bei entsprechenden Wasserverhältnissen zum Verhängnis werden könnten. Erleichtert fällt Johannes Zehfuß seiner Frau in die Arme. Tränen in den Augen. Geschafft! „Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin. Auch wenn die CDU als Partei nicht das erreicht hat, was sie wollte. Wir wollten übernehmen und haben es nicht geschafft. Gratulation der SPD.“ Deren Kandidat im Wahlkreis fehlt bei der Wahlparty, zu der Landrat Clemens Körner geladen hat. Bernhard Kukatzki ist nicht da. Der Schifferstadter, für den Hannelore Klamm Platz gemacht hat, indem sie sich 2014 von der Landespolitik verabschiedete. Mit ihr als Kandidatin fiel das Rennen zwischen CDU und SPD vor fünf Jahren noch spannender aus. Letztlich hatte Zehfuß 127 Stimmen mehr. Klamm war über die Landesliste in den Mainzer Landtag eingezogen. Das schafft Kukatzki nicht. Er steht auf Platz 42 der Liste und damit zu weit hinten. Auch der Maxdorfer Konrad Reichert ist nicht da. Dabei hat der Freidemokrat Grund zur Freude. Die FDP ist wieder im Landtag. Die Vertreter der Grünen sind bei Bekanntgabe des Wahlergebnisses schon nicht mehr da. Direktkandidat Elias Weinacht und Kreistagsmitglied Walter Altvater sind in ihre Heimatgemeinde Mutterstadt gefahren. Im Palatinum war dort in den Jahren zuvor immer auf den Ausgang der Wahlen gewartet worden. Die beiden sind nicht begeistert vom Abschneiden ihrer Partei. „Das werden schwierige Gespräche – in der Partei, aber auch in der Koalition“, sagt Weinacht, bevor er geht. Patrick Kunz von den Freien Wählern dagegen ist zufrieden, zumindest was das Wahlkreis-Ergebnis anbelangt. „Wir liegen bei gut vier Prozent, das finde ich für das erste Mal richtig gut.“ Fünf Prozent hätte sich der Schifferstadter allerdings auf Landesebene gewünscht. „Damit wir mal einen Fuß rein bekommen.“ Tapfer ausgeharrt hat auch die 20-jährige Elisa Uhl aus Fußgönheim, Direktkandidatin für die ÖDP, die sich ganz allein ins Kreishaus aufgemacht hat, schick angezogen für den Wahlabend. „Ich freue mich über die eins vor dem Prozentzeichen“, sagt sie und lacht. Für sie ist spannend, wie sie in ihrer Heimatgemeinde abschneidet. Dort holt sie letztlich 5,7 Prozent. Gegen die politischen Schwergewichte Zehfuß und Kukatzki könne er nichts ausrichten, sagt Klaus Räuchle, der AfD-Kandidat. Aber schon als die ersten Prognosen aus Mainz kommen, lächelt er. „Es ist wichtig, dass wir als echte Opposition in den Landtag einziehen, die Unterschiede zwischen SPD, CDU und Grünen verwischen“, findet der Mutterstadter. Die Brezelkörbchen sind kurz nach 21 Uhr gut geleert. Dabei sind – die Kreisverwaltungsmannschaft eingerechnet – gerade mal rund 30 Leute da. Beim Warten auf Altrip wurde ordentlich zugegriffen. Essen aus Nervosität – das kennt Zehfuß: „Was haben wir in den letzten Tagen zu Hause Kalorien vertilgt.“ Damit ist nun Schluss. „Für den Rest der Fastenzeit wird auch gefastet“, sagt seine Frau. Das trübt Zehfuß’ Freude nicht. Noch nicht. Vielleicht sieht das am Frühstückstisch schon anders aus.

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