Rhein-Pfalz Kreis Gesundheit, Arbeit, Freiheit

Hochdorf-Assenheim. Was ist gutes Leben? Diese Frage haben am Donnerstag Bürger der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim im Historischen Rathaus Assenheim diskutiert. Die Kommune ist eine von 100, in denen die Bundesregierung moderierte Gespräche mit Bürgern führen lässt.

Viele Bürger hatte Verbandsbürgermeister Stefan Veth (CDU) direkt angeschrieben. 30 waren geladen, 19 haben zugesagt, einige Bürger kamen auch aufgrund von Ankündigungen in der Zeitung, im Amtsblatt oder im Programm der Volkshochschule, die mit der Gemeinde die Veranstaltung organisiert hat. Neben solchen moderierten Treffen gebe es weitere Möglichkeiten, sich am Bürgerdialog zu beteiligen, etwa über Internetbefragungen, erklärte Moderator Hans-Peter Meister. Er ist Chef der IFOK GmbH, einem internationalen Unternehmen, das sich selbst als Spezialist für „Dialog- und Beteiligungsstrategien“ sowie „Strategische Kommunikation und Public Relations“ und „Change Management“ beschreibt. Vertreterin der Bundesregierung war Melanie Liebscher, Mitarbeiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Referat 113, zuständig für Strategische Vorausschau und Wissenschaftskommunikation. Sie war als Beobachterin dabei, verfolgte die Diskussionen, machte sich Notizen, sammelte Ergebnisse. „Ich habe noch nie erlebt, dass eine Regierung die Bürger direkt befragt“, sagte Meister den Teilnehmern. Ziel der Aktion sei, bis 2016 einen Bericht zur Lebensqualität in Deutschland und Kriterien zur Messung der Lebensqualität zu entwickeln. „Die Bundesregierung will sich daran messen lassen“, versprach der Dialogspezialist. In der ersten Runde sollten die Teilnehmer in Stichworten beschreiben, was für sie selbst „gutes Leben“ bedeute. Das Ergebnis in Kurzfassung: Die Bürger wollen gesund sein, Arbeit haben und mit ihren Familien in Sicherheit und Freiheit sowie in guter Infrastruktur leben. Im nächsten Schritt sollten die Teilnehmer in Kleingruppen Begriffe finden, die gutes Leben in Deutschland definieren. Die wurden zusammengefasst, und die Teilnehmer sollten dann Punkte nach Wichtigkeit vergeben. Die vordersten Plätze belegten „Bildung“, „Sozialer Friede und Integration“, „Freiheit und Recht“, „Umwelt, Gesundheit, Ernährung“. Letzte Aufgabe für die Befragten: Messbare Anhaltspunkte für die zuvor genannten Merkmale zu finden. Fragestellungen waren etwa: Wie lässt sich „Sicherheit“ feststellen? Eine der Antworten: Über Polizeistatistiken. Schwieriger war es, für abstraktere Begriffe wie „Frieden“ oder „Freiheit“ konkrete oder beobachtbare Indizien zu definieren. Zur Gruppe in Assenheim gehörten Vertreter aller Generationen, eine Migrantin, Mitarbeiter der VHS und der Verwaltung – nach Augenschein Angehörige der Mittelschicht ohne schwere existenzielle Sorgen. Darauf angesprochen erklärte Moderator Meister der RHEINPFALZ, die Zusammensetzung der Teilnehmer sei unterschiedlich, er habe auch schon Veranstaltungen moderiert, deren Teilnehmer von Hilfsorganisationen geladen worden seien – dabei seien beispielsweise mehr Flüchtlinge zu Gehör gekommen. Neben den 100 Veranstaltungen in Kommunen gebe es 100 weitere Veranstaltungen, zu denen verschiedene Gruppen oder Interessenvertreter kommen sollen. „Ich hoffe, dass man sich auf oberster Ebene mit den Anregungen der Bürger beschäftigt“, sagte Teilnehmer Detlef Höhn (66). Heike Bauer (36) fand die Arbeit in Kleingruppen anregend. „In der kleinen Gruppe spricht man offener und lernt andere Meinungen kennen.“ Sie möchte über den weiteren Verlauf des Projekts gerne informiert werden. Lothar Distler (75) wurde von seiner Tochter „geschickt“: „Du schimpfst doch immer über Politik, geh hin und sag was“, habe sie ihm geraten. „Sehr skeptisch“ sei er gekommen, der Verlauf der Veranstaltung hat ihn offenbar milder gestimmt: „Meine Meinung konnte ich sagen.“ Er berichtete über Armut, die er während einiger Jahre in Berlin beobachten konnte, und kritisierte die in seinen Augen größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Ein Rest Skepsis ist ihm geblieben: „Die Frage ist jetzt, ob die Anregungen aufgegriffen und umgesetzt werden.“

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