Waldsee Forderung nach Hundeführerschein: Das Problem am Ende der Leine

Hund an der Leine: Tierschützer glauben, es gäbe weniger Beißattacken, wenn Hundehalter nachweisen müssten, dass sie mit ihrem T
Hund an der Leine: Tierschützer glauben, es gäbe weniger Beißattacken, wenn Hundehalter nachweisen müssten, dass sie mit ihrem Tier richtig umgehen können.

Die Tierschützer von Peta haben nicht nur ein Herz für Vierbeiner und klare politische Forderungen, sie wissen offenbar auch, wie regionale Medien wie die RHEINPFALZ funktionieren. Denn während eine Mail, in der eine Tierschutzorganisation Gesetzesänderungen fordert normalerweise wohl mangels regionaler Relevanz schnell im virtuellen Mülleimer der Lokalredaktion gelandet wäre, erregte eine solche Peta-Mail, die diese Woche in der Redaktion einging, dann doch die Aufmerksamkeit der Redakteure.

„Waldsee: Hund beißt 64-Jährigen in Hand und Bein, Halterin geht einfach weiter – Peta fordert Hundeführerschein in Rheinland-Pfalz“ hieß es darin. Tatsächlich hatte die Polizei vergangene Woche gemeldet, dass ein 64-jähriger Mann in der Waldseer Rheinauenstraße von einem Hund gebissen und an Hand und Bein verletzt worden war. Die Halterin des bissigen Hundes kümmerte sich nicht um den Verletzten, weshalb die Polizei nach ihr fahndete. Donnerwetter, denkt sich der Redakteur, ein Vorfall in unserem kleinen Waldsee ruft also Peta auf den Plan, um Druck auf die Landesregierung auszuüben.

Bei genauerem Hinschauen steckt dahinter aber clevere Pressearbeit der Tierschützer. Denn offenbar durchsucht in deren Team jemand die Polizeiberichte im ganzen Land nach Hundebissen, um dann die betreffenden Redaktionen vor Ort mit den passenden Peta-Positionen zu füttern. Tatsächlich findet sich auf dem Presseportal der Organisation nur wenige Tage vorher eine wortgleiche Meldung die an einen Bericht über einen Hundebiss in Würzburg angehängt ist. Und wieder ein paar Tage vorher gibt es den gleichen Text verknüpft mit einer Beißattacke in Nieder-Olm.

Kurse für Halter?

Unabhängig von solchen kleinen Tricks, um seine Positionen zu verbreiten, ist die Forderung der Tierschützer nach einem Hundeführerschein natürlich durchaus eine Überlegung wert. Den Satz, dass „das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine“ liegt, mit dem Peta seine eigene „Fachreferentin für tierische Mitbewohner“ zitiert, dürften viele unterschreiben. Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt werde, könne – unabhängig davon, ob er einer „Rasse“ angehört oder ein „Mix“ ist – zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden, schreibt Peta.

Ein Hundeführerschein sehe vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folge für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. „Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten“, finden die Tierschützer. „Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern.“

In Niedersachsen müssen Hundehalter bereits seit 2013 einen Sachkundenachweis erbringen. Laut Peta hat das zu einem Rückgang der Beißattacken geführt. Auch sei eine Mehrheit der Deutschen für einen solchen Hundeführerschein, argumentieren die Tierschützer. Das habe zumindest eine repräsentativen Umfrage im Jahr 2016 ergeben.

Mancherorts gebe es zwar keine Pflicht, aber eine Art Belohnungssystem, mit dem Halter dazu animiert werden sollen, einen Hundeführerschein zu machen. Zwar nicht in der Verbandsgemeinde Rheinauen, wo sich der jüngste Vorfall ereignete, aber dafür auf der anderen Rheinseite in Mannheim: Dort gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben.

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