Waldsee/Schifferstadt Falknerei „Birds of Prey“ steht vor dem Aus

Mit Blaubussard Zeus und Ger-Lannerfalke Maxi: Thorsten und Courtney Iwersen.
Mit Blaubussard Zeus und Ger-Lannerfalke Maxi: Thorsten und Courtney Iwersen.

Courtney und Thorsten Iwersen haben sich vor zwei Jahren mit ihrer eigenen Falknerei in Waldsee einen Traum erfüllt. Sie kümmern sich um 20 Greifvögel und bringen die Faszination der Tiere zahlreichen Menschen nahe. Doch damit könnte bald Schluss sein.

Die Falknerei von Courtney und Thorsten Iwersen liegt versteckt hinter einer Scheune nahe dem ASV-Sportplatz am nordöstlichen Ortsrand von Waldsee. Dort leben in acht selbst gebauten Volieren zurzeit 20 Greifvögel, darunter Steinkauz, Schleiereule, Habicht, Bussard und viele mehr. Es sind Jagd-, Zucht und Gastvögel. Unter letztgenannten verstehen die Iwersens Tiere, die verletzt sind und um die sie sich kümmern, bis sie wieder ausgewildert werden können.

Die Kosten für Tierarztbehandlungen und Futter investiert das Falkner-Ehepaar aus eigener Tasche beziehungsweise aus Spenden. Courtney Iwersen macht deutlich, dass es viel Geld sei, das sie dafür ausgeben, und ihr Mann nennt als Beispiel, dass für ein Röntgenbild allein 100 Euro gezahlt werden müssten. Die Behandlung und die Anreise zur Tierklinik nach Karlsruhe oder zu einer spezialisierten Tierärztin in Bad Dürkheim seien da noch nicht eingerechnet. Je nach Schwere der Verletzung lebt ein Tier kürzer oder länger bei den Iwersens. Als Zeitspanne nennt Thorsten Iwersen drei Tage bis sieben Monate.

Interesse ist groß

Das Paar hat sich mit der Falknerei einen Traum erfüllt. Er arbeitet hauptberuflich als Fachkraft für Lagerlogistik, sie ist ausgebildete Integrationskraft, widmet sich jetzt aber mit Unterstützung ihrer Schwiegereltern und Thorsten Iwersens Sohn Cedric vollständig der Falknerei. Die Leidenschaft des Paars ist die Beizjagd, das Ziel der Greifvogelschutz und die Öffentlichkeitsarbeit. Denn die Falknerei sei immaterielles Kulturerbe und vom Aussterben bedroht, sagt Thorsten Iwersen, der geprüfter Falkner und Jäger ist sowie dem Verband Deutscher Falkner Rheinland-Pfalz angehört.

Das Interesse an den anmutigen und teils an Menschen gewöhnten Tieren ist groß. Vögel, die ausgewildert werden, bringen die Iwersens so unter, dass sie so wenige Menschen wie möglich treffen und sich nicht an sie gewöhnen. So wird Turmfalke Hupsi in einer Voliere in einer ruhigen Ecke des Grundstücks aufgepäppelt, wo sie niemand stört. Dem Vogel fehlt der Stoß, die Steuerfeder, die erst nachwachsen muss, bevor er wieder ausgewildert werden kann.

Die Nachfrage nach Besuchen und Vorführungen hat die Greifvogelliebhaber schier überwältigt. Die Falknerei sei aus einem Hobby entstanden, „wir haben nicht gedacht, dass sie so gut ankommt“, sagt Courtney Iwersen. Sie und ihr Mann besuchen Kindergärten und Schulen, sind auf Veranstaltungen vertreten und werden für Feiern wie Hochzeiten mit ihren Tieren gebucht. Bereits jetzt liegen ihnen Anfragen für das übernächste Jahr vor – zum Beispiel eine Hochzeit, bei der ein Greifvogel die Ringe einfliegen soll.

Grundstück gesucht

Allerdings ist die Zukunft der Falknerei ungewiss. „Wir stehen kurz vor dem Aus“, sagt Thorsten Iwersen und konkretisiert, dass er und seine Frau ein neues Grundstück brauchen. Das jetzige in Waldsee haben sie gepachtet. Allerdings sei der Bereich, den sie nutzen können, zu klein, und eigne sich nicht dafür, dort Gruppen zu empfangen und den Menschen die Vögel näherzubringen, weil sie das Grundstück mit jemand anderem teilen. Das Ehepaar hofft, im Umkreis von zehn Kilometern rund um Schifferstadt, wo es wohnt, fündig zu werden. Bislang hatten sie kein Glück. Ideal wäre ein Grundstück ab 500 Quadratmetern zur Pacht, sagt Courtney Iwersen.

Die Naturliebhaber geraten ins Schwärmen, wenn sie ihre Tiere betrachten, die unterschiedliche Charaktere aufweisen, und erinnern sich gerne an Erlebnisse zurück: Noch heute komme ein Turmfalke, den sie mal ausgewildert haben, regelmäßig zu ihnen und hole sich Futter ab. Auch eine Schleiereule besuche die Falknerei nachts regelmäßig und setze sich an eine Voliere zu ihren Artgenossen. Diese Verbundenheit mit den Greifvögeln wünschen sich die Iwersens auch für die Zukunft.

Kontakt

Falknerei Birds of Prey, 0176 62238752, E-Mail: falknereibirdsofprey@outlook.de

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