Bobenheim-Roxheim Der letzte Tanz: Radlerballett verabschiedet sich

Geben bei ihrem letzten Auftritt alles: die Tänzer des Bobenheim-Roxheimers Radlerballetts.
Geben bei ihrem letzten Auftritt alles: die Tänzer des Bobenheim-Roxheimers Radlerballetts.

Seit mehr als 35 Jahren tanzt das Bobenheim-Roxheimer Radlerballett auf Bühnen in der ganzen Pfalz. Jetzt steht der letzte Auftritt der Gruppe bevor. Denn man soll bekanntlich aufhören, wenn’s am schönsten ist.

Dass Schluss ist, wurde mehrheitlich beschlossen. Der Nachwuchs fehlt, „und die Wehwehchen werden auch nicht weniger“, sagt Markus Fischer, „die meisten von uns sind eher 50 Jahre oder älter, das macht sich schon bemerkbar.“ Eigentlich sollte der Vorhang bereits zum 35-jährigen Bestehen 2020 fallen, aber wegen Corona fanden keine Prunksitzungen statt. Ganz ohne Abschied wollte man aber auch nicht gehen. Der letzte Tanz für die 13 Männer wird deshalb am Samstag, 7. Mai, in der ausverkauften Jahnhalle aufgeführt.

Seit September trainieren die Männer wöchentlich, kurz vor dem Auftritt werde noch „die eine oder andere Sonderschicht“ eingelegt. „Wir haben einen gewissen Anspruch an die Qualität unserer Darbietung“, sagt Fischer, der die Gruppe anleitet. Im Laufe der Zeit seien Tanzschritte und Kostüme weiterentwickelt worden. Für den letzten Auftritt hat der Co-Trainer, der selbst seit 1990 mittanzt, ein Best-of aus 35 Jahren Radlerballett zusammengestellt.

Im Galopp zum Silbersee

Während der Proben marschieren die Männer zum Beat auf die Bühne, Fischer erinnert an die richtigen Abläufe. „Eins, zwei, drei, Arme hoch“, ruft er den Tänzern zu, die sich in Position bringen, um sich im Wechsel in die Luft zu heben. Sie spielen zum Musik-Medley Luftgitarre und galoppieren zum Silbersee, bis allen nach minutenlanger Choreografie Schweißperlen auf der Stirn stehen.

Kay Stofleth, von dem seine Mitstreiter behaupten, er habe mal „die Bühne kaputt getanzt“, wird vor allem die Gemeinschaft vermissen, die über die Jahre im Radlerballett entstanden ist. Umzüge, Grillfeste und Aktionen zum Vatertag: „Bei uns gab’s nie böses Blut“, meint er. Jetzt sei aber der richtige Zeitpunkt zum Aufhören gekommen. „Irgendwann ist es eben vorbei, und besser, wir machen es jetzt, bevor wir lächerlich aussehen“, sagt Karl-Heinz Jorde. Schließlich habe man oft erfolgreich bei Turnieren mitgemacht.

Drei Gründungsmitglieder noch aktiv

1984 hatte der Elferrat des Radfahrervereins All-Heil die Idee, für den Radlerball etwas einzustudieren. Ein Jahr darauf wurde das Radlerballett gegründet, drei der damaligen Mitglieder sind heute noch dabei. Die „neutrale, autarke Tanzgruppe“ habe ihre Requisiten immer selbst finanziert, erklärt Fischer. Die jährlich wechselnden Kostüme wurden zum Großteil selbst hergestellt. Beim letzten Tanz wird eine Auswahl – unter anderem mit Peter Pan, einem Wikinger, Cowboy und Piloten – zu sehen sein. Bis in die frühen 2000er-Jahre verkleideten sich die Tänzer noch als „Frauen“. „Das war dann irgendwann aber nicht mehr im Trend, man wollte ästethisch bleiben“, sagt Fischer.

Zuerst dachte sich Sabine Hugo, die beim Bobenheimer Carnevalverein in der Garde getanzt hat, die Choreografien fürs Männerballett aus, später trainierte Nancy Göpfert die Truppe. Über die Jahre trat man auch auf Hochzeiten oder bei Jubiläumsfeiern auf, und sogar eine kleine Tournee durch die Pfalz kam zustande. „Zu Spitzenzeiten hatten wir zeitweise vier Auftritte an einem Abend“, erzählt Fischer.

Deniz Wetzler erinnert sich, dass sie einmal bei einer Akrobatikeinlage einen Tänzer nicht zu fassen bekamen, der dann ins Publikum fiel. „Der Moment hat mich geprägt“, sagt er und lacht. Nach Harald Gärtner wurde sogar ein Tanzschritt benannt – „den er bis heute nicht beherrscht“, wie seine Kameraden frotzeln. Dass das nicht stimmt, stellt Gärtner sogleich unter Beweis. Schließlich soll am Samstag beim großen Finale alles passen.

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