Pirmasens Pilotprojekt bei der Stromversorgung

Der Schlauchturm der Feuerwehr wird mit vertikal installierten Solarkollektoren beheizt.
Der Schlauchturm der Feuerwehr wird mit vertikal installierten Solarkollektoren beheizt.

Die Wissenschaft sieht inzwischen enormes Potenzial für Solaranlagen an Hauswänden und nicht nur auf Dächern. Hier war Pirmasens Vorreiter. 1989 startete eine Vertikal-Photovoltaikanlage am Turm des Stadtwerke-Neubaus. Im vergangenen Jahr haben die Stadtwerke diese Anlage aber sang- und klanglos außer Betrieb genommen.

Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme hat errechnet, dass Solarmodule auf allen Dächern und Hauswänden mit entsprechender Ausrichtung so viel Strom produzieren könnten, wie ihn 900 Atomkraftwerke liefern. Ein riesiges Potenzial wird gerade für Hauswände gesehen. Und hier hatte Pirmasens mit dem Stadtwerkeneubau die Nase vorn.

Die Pirmasenser Anlage war in mehrerer Hinsicht ein richtiges Pilotprojekt. Die Module sind vertikal angeordnet und nicht horizontal wie heute üblich. Außerdem sollte die Anlage im Inselbetrieb laufen, also nichts einspeisen. Im Treppenturm des Stadtwerkegebäudes fanden sich deshalb einige sehr große Batterien, die den gewonnenen Sonnenstrom speicherten, um damit ein Personenleitsystem im Haus zu betreiben, das mit farbigen Neonröhren in die richtige Abteilung führte.

Gefördert durch die Bundesregierung

Gefördert wurde die Anlage durch das damalige Bundesministerium für Forschung und Technologie. Drei Jahre lang wurde der Stromfluss im Turm gemessen und von Wissenschaftlern in München ausgewertet. Bestückt wurden die Ost-, Süd- und Westseite des Stadtwerketurms mit je 36 Quadratmetern Photovoltaikmodulen. Die Leistung betrug insgesamt immerhin zwölf Kilowatt. Zahlen über die Stromproduktion haben die Stadtwerke aus der Zeit von 1995 bis Anfang 2021. In den 25 Jahren wurden 140.000 Kilowattstunden Strom produziert. Das hätte bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden pro Jahr einer vierköpfigen Familie für 35 Jahre Stromversorgung gereicht.

Die Münchner Wissenschaftler registrierten in den ersten Jahren eine Stromproduktion von rund 7600 Kilowattstunden im Jahr. Wären die gleichen Module auf einem Dach mit schräger Ausrichtung zur Sonne installiert worden, hätte sogar eine Produktion von 12.000 Kilowattstunden erreicht werden können, so die Ergebnisse der Auswertung durch die Wissenschaftler.

In 25 Jahren kaum an Leistung nachgelassen

Probleme soll es mit der Anlage keine größeren gegeben haben, erzählt Kati Miersch, Sprecherin der Stadtwerke. Die Wechselrichter, die aus dem Gleichstrom der Module, den für das Stromnetz nötigen Wechselstrom machen, seien ausgetauscht worden, da neuere Modelle einen viel höheren Wirkungsgrad haben. Die Leistung der Module habe in den 25 Jahren so gut wie nicht nachgelassen.

Erst in der jüngsten Zeit habe ein deutlicher Verlust registriert werden können, da die Module am Ende ihrer technischen Lebenszeit angekommen seien. Deshalb wurden die Module auch Anfang 2021 vom Netz genommen. Neue Module am Turm zu installieren oder andere Vertikalanlagen zu planen, sei nicht vorgesehen, meint Miersch und verweist auf Projekte, die auf Dächern mit optimaler Ausrichtung zur Sonne von den Stadtwerken realisiert würden wie beispielsweise auf den Dächern der Werkstätten und des Lagers der Stadtwerke. Vertikale Solarkollektoren lohnten sich nur dort, wo eine Dachinstallation nicht möglich sei. Dafür gebe es moderne Module.

Bei der Feuerwehr wird Wärme produziert

In Pirmasens gibt es noch eine zweite Vertikal-Solaranlage. Die findet sich am Turm der Feuerwache wenige Meter von den Stadtwerken entfernt. Dort wird jedoch kein Strom produziert, sondern Wärme. Die Anlage diene der Schlauchtrocknung, informiert Talea Meenken von der Pressestelle der Stadtverwaltung. Die Wärme der Kollektoren geht in zwei Gebläse, die Schläuche trocknen. Die Anlage arbeite durch die sehr kurze Leitungsführung sehr effizient.

1989 waren die Stadtwerke bundesweit Vorreiter mit den vertikal installierten Solarmodulen, die ein Forschungsprojekt in München
1989 waren die Stadtwerke bundesweit Vorreiter mit den vertikal installierten Solarmodulen, die ein Forschungsprojekt in München mit Daten fütterten.
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