Neustadt Es fehlen die Nachfolger

In einem Dringlichkeitsantrag im Gemeinderat hatte die FWG darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Hausarzt- aber auch die Facharztversorgung in Haßloch als nicht mehr ausreichend erachte (wir berichteten am Donnerstag). Bei der Sitzung des Gemeinderats wurde darüber diskutiert, wie die Versorgung künftig wieder sichergestellt werden soll.

Gemeinderatsmitglied Jürgen Wolff (FWG), selbst Facharzt für Allgemeinmedizin, wies darauf hin, dass kein Nachfolger für die Praxis des verstorbenen Hausarztes Klaus Tüttenberg gefunden werden konnte. Ende September schließe zudem eine neurologisch-psychiatrische Praxis im Großdorf: auch hier gebe es keinen Nachfolger. Haßloch könne immer weniger Fachärzte aufweisen, auch würden mehrere niedergelassene Allgemeinmediziner „in absehbarer Zeit die Altersgrenze erreichen“ und in den Ruhestand gehen, so Wolff: „Wir müssen jetzt für die Zukunft planen.“ Achim Weisbrod (FDP), der in Haßloch als Facharzt für Innere Medizin niedergelassen ist, betonte, der Ärztemangel sei eine strukturelle Angelegenheit: „Das Problem liegt nicht bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Entscheidungen trifft der Zulassungsausschuss, die Zahlen werden vom Sozialministerium vorgegeben.“ Haßloch habe gegenwärtig mit 107 Prozent laut Bedarfsplanung einen sehr guten Versorgungsgrad und sogar mehr Ärzte, als benötigt würden. Das sei vergleichbar mit dem Zustand 2006.:„Die Fakten sagen, wir sind optimal versorgt.“ Laut Kassenärztlicher Vereinigung Neustadt gebe es zudem gegenwärtig keinen Interessenten für die Übernahme einer Praxis in Haßloch. Weisbrod selbst plane aus diesem Grund bereits jetzt, etwa 15 Jahre vor seinem eigenen Ruhestand, die Nachfolge für seine Praxis., wie er erklärte. Ein weiteres Problem sei, so Renate Armbrust (CDU) die pauschalierte Vergütung, die viele Ärzte von einer Selbstständigkeit abschrecke. Die Zahlen und die Wirklichkeit gehen nach Ansicht von Bürgermeister Lothar Lorch (CDU) hier weit auseinander. Das bestätigte auch Karin Alter-Hormes (Grüne) aus ihrer Erfahrung als Psychotherapeutin. Patienten müssten „oft mehrere Monate auf einen Termin bei einem Facharzt warten“. Als mögliche Lösungen wurden die Bildung eines Runden Tisches mit den ansässigen Ärzten beschlossen. Darüber hinaus will die Verwaltung tätig werden, um direkt für einen Neurologen zu werben. Es soll eine Strategie entwickelt werden, um Haus- oder Fachärzte zu gewinnen. Hier muss die Gemeinde sich auch an die Kassenärztliche Vereinigung und letztendlich ans Ministerium wenden. (uhk)

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