Fragen und Antworten Warum sich Energiesparen trotz der Preisbremse weiter lohnt

Hier kommt kein Gas aus Russland mehr an: Gasanlandestation von Nord Stream 2.
Hier kommt kein Gas aus Russland mehr an: Gasanlandestation von Nord Stream 2.

Die Bundesregierung hat zur finanziellen Entlastung der Bürger Preisdeckel für Strom, Gas und Fernwärme beschlossen. Was das für die 100.000 Kunden der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) bedeutet.

Worum geht es bei der Energiepreisbremse?
Seit 1. März sind in Deutschland die Preise für Strom (40 Cent), Erdgas (zwölf Cent) und Fernwärme (9,5 Cent pro Kilowattstunde) begrenzt worden. Die Deckelung gilt für 80 Prozent des Jahresverbrauchs und greift rückwirkend vom 1. Januar bis 31. Dezember dieses Jahres. Die restlichen 20 Prozent des Verbrauchs wird nach den tatsächlichen Marktpreisen berechnet.

Wie profitieren die TWL-Kunden davon?
Das hängt vom Tarif der Kunden ab, sagt der kaufmännische TWL-Vorstand Dieter Feid. Die Preise des Energieversorgers liegen beim Strom leicht unter dem Deckel und beim Erdgas leicht darüber. Die Preise für die Grundversorgung seien etwas höher. Feid hält die Energiepreisbremse grundsätzlich für ein wirksames Instrument, um die Verbraucher zu entlasten. Bisher sei es den TWL aber gelungen, die astronomischen Energiepreise vom vergangenen Sommer nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs nur abgemildert den Kunden in Rechnung zu stellen. Wegen der Energiepreisbremse müssten die Verbraucher nicht selbst aktiv werden. Die TWL wollen alle Kunden anschreiben und informieren. Die Abrechnungssoftware sei neu programmiert worden. „Das ist für uns ein sehr großer Aufwand, der vom Staat nicht vergütet wird“, sagt der TWL-Chef.

Wie hat sich in diesem Winter der Verbrauch bei Strom und Gas entwickelt? Haben die TWL-Kunden tatsächlich Energie gespart?
Nach Angaben der TWL ist sowohl beim Gas- und Stromverbrauch deutlich gespart worden. Im Vergleich zu den Vorjahren wurden von Privat- und Gewerbekunden rund 15 Prozent weniger Gas verbraucht, beim Strom betrug die Ersparnis vier Prozent. Auch im Januar und Februar wurde gespart: beim Gas 23 Prozent und beim Strom zehn Prozent. „Das liegt an dem relativen milden Winter“, sagt TWL-Vorstand Feid. Er appelliert an die Kunden, weiterhin zu sparen, denn die Beschaffungspreise seien weiterhin viel höher als vor der Energiekrise. „Das Preisniveau ist etwa dreimal so hoch wie früher“, verdeutlicht Feid.

Wie teuer ist Energie geworden?
Die Beschaffungskosten sind für die TWL im vergangenen Jahr massiv angestiegen. Beim Strom stiegen die Kosten um 174 Prozent für das Lieferjahr 2023. Beim Gas waren es 162 Prozent, wie der Energieversorger weiter mitteilt. Daneben sind laut TWL auch die Netznutzungsentgelte für das Jahr 2023 gestiegen. Im aktuellen Jahr haben sich die Beschaffungskosten für die Folgejahre bisher reduziert. Die Energiemengen für 2023 wurden allerdings bereits 2022 gekauft, so das sich die gesunkenen Kosten erst in den Folgejahren bemerkbar machen könnten.

Warum dauert es so lange, bis gesunkene Energiepreise beim Verbraucher ankommen?
Die TWL kaufen die benötigten Energiemengen für ihre Privatkunden langfristig ein. Daher dauert es einige Zeit, bis die Preisentwicklung beim Endverbraucher ankommt. Das hat für die Verbraucher auch Vorteile: Denn wegen des zeitlich gestaffelten Energieeinkaufs sind die Höchstpreise vom vergangenen Sommer nur abgemildert bei den Kunden angekommen.

Kaufmännischer TWL-Vorstand: Dieter Feid.
Kaufmännischer TWL-Vorstand: Dieter Feid.

Für die TWL- Kunden sind die monatlichen Abschläge für dieses Jahr erhöht worden. Kommt da noch was?
Aufgrund der langfristigen Beschaffungsstrategie und der aktuellen Preisentwicklung an den Energiemärkten gehen die TWL-Verantwortlichen derzeit davon aus, dass in diesem Jahr die Abschläge für Erdgas und Strom nicht weiter erhöht werden müssen.

Gibt es Kunden, die ihre Energiekostenrechnung nicht mehr zahlen konnten und die deswegen kein Strom und Gas mehr geliefert bekamen?
Nach Angaben der TWL liegt die Anzahl der Gas- und Stromsperrungen auf dem Niveau der Vorjahre. Ein Zusammenhang mit Zahlungsrückständen aufgrund der aktuellen Preiserhöhungen sei nicht zu erkennen. Im Durchschnitt kommt es zu zirka 25 bis 30 Sperrungen pro Woche. Zur Einordnung: Die TWL haben zirka 100.000 Strom- und Gaskunden in Ludwigshafen.

Die TWL bieten Kundenberatungen wegen der Energiekrise an. Wie viele Kunden haben das Angebot wahrgenommen?
Nach Angaben des Konzerns sind es rund 300 Beratungen zum Thema Energiekosten pro Woche, was etwa zehn Prozent aller Beratungen ausmache. Das mit Abstand meistnachgefragte Thema sei die sogenannte Dezemberhilfe gewesen – der Staat hat für diesen Monat einmalig die Energiekosten für Erdgas und Wärme übernommen als Überbrückung bis zur Gaspreisbremse.

Wann ist mit einer Entspannung auf dem Strom- und Gasmarkt zu rechnen, die auch die Verbraucher in sinkenden Preisen spüren werden?
„Aktuell sehen wir eine leichte Entspannung an den Energiemärkten“, sagt eine Konzernsprecherin. Die Gründe hierfür seien der milde Winter, die Einsparungen beim Erdgasverbrauch und die in Europa immer noch gut gefüllten Speicher. „Dennoch ist Erdgas derzeit immer noch mehr als dreimal so teuer wie im Jahr 2021, die Strompreise liegen weiterhin auf erhöhtem Niveau und auch die Netznutzungsentgelte sind gestiegen“, so die TWL weiter. Die weitere Preisentwicklung hänge von vielen Faktoren ab, wie den Temperaturen im nächsten Winter und der globalen Verfügbarkeit von Erdgas auch in Form von Flüssiggas. „Die Preise werden auf einem erhöhten Niveau bleiben“, ist sich TWL-Vorstand Feid sicher.

Wie ist die wirtschaftliche Lage der TWL?
„Wir sind gut durch das Jahr 2022 gekommen – trotz aller Irrungen und Wirrungen auf dem Energiemarkt“, sagt TWL-Vorstand Feid. Er gehe davon aus, dass sich das im Jahresergebnis zeige.

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