Ludwigshafen Tafel: Höhere Energiekosten und Ukraine-Krieg sorgen für gestiegene Nachfrage

Die Tafel-Ausgabestelle in West versorgt rund 2500 Menschen.
Die Tafel-Ausgabestelle in West versorgt rund 2500 Menschen.

Seit 2005 versorgt die Tafel Ludwigshafen bedürftige Menschen mit Lebensmitteln – dabei ging es anfangs um nur 27 Personen. Inzwischen werden im Monat rund 2500 Menschen verpflegt, davon 900 Kinder. Rund 120 ehrenamtliche Helfer sind für die Tafel sechs Tage die Woche im Einsatz. Der Trägerverein fordert mehr finanzielle Unterstützung von der Stadt.

Als Dankeschön für ihr Engagement hatte der Verein zur Förderung des Ehrenamtes (Vehra) die Helfer am Donnerstag zu einem Frühlingsempfang ins Turmrestaurant eingeladen. 110 Helfer waren der Einladung gefolgt, „eine Rekordzahl“, freute sich Juergen Hundemer, Vorsitzender des Vereins. Er betonte, dass das größte ehrenamtliche soziale Projekt in der Stadt neben Spenden auch auf öffentliche Gelder angewiesen sei. Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise stellten die Tafel vor neue Herausforderungen. Die Ehrenamtlichen versorgten bereits spürbar mehr Leute.

Zusätzlich verursachten die höheren Energiepreise eben auch höhere Ausgaben für die Tafel. Jeden Tag sammeln vier Kühlfahrzeuge die Lebensmittelspenden von 40 Spendern aus dem Stadtgebiet und der Umgebung ein. Vor Ort in der Tafel-Ausgabestelle in der Bayreuther Straße (West) werden sie sortiert und dann den Kunden entsprechend der jeweiligen Familiengröße zugeteilt. Die Fahrzeuge benötigen Diesel, das Tafel-Gebäude braucht Strom und Gas.

Appell an die Stadt

Es fehlt eine zuverlässige Gegenfinanzierung: „Ohne Geld geht es eben nicht, deswegen sind wir auch immer noch auf Spenden angewiesen“, sagte Hundemer. Er hofft auch auf dauerhafte finanzielle Unterstützung durch die Stadt Ludwigshafen, sagte er an die Adresse von Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (CDU) gerichtet, die den Helfern beim Frühlingsempfang dankte.

Der Tafel-Chef verwies darauf, dass die gestiegenen Energiekosten arme Menschen besonders hart treffen würden. „Die Energiekostensteigerung wird dafür sorgen, dass noch viel mehr Haushalte auf uns angewiesen sein werden“, meinte Hundemer. Einkaufen bei der Tafel dürfen nur nachweislich Bedürftige an der sogenannten Armutsgrenze. Der Fahrdienst, die Warenannahme und -ausgabe werden von Ehrenamtlichen übernommen.

Helfen macht Freude

Eine von ihnen ist Brigitte Krämer (63), die seit einem Jahr bei der Tafel tätig ist. Wie die meisten anderen Helfer auch, arbeitet sie dort einmal die Woche, eine Schicht dauert etwa sechs Stunden. Die Arbeit mache Freude, bleibe aber nicht ohne Schwierigkeiten. „Manchmal treten einige Menschen etwas fordernd auf“, erzählte sie – ihre Kollegin Karin Nehrig (68) stimmte zu. Sie ist seit über vier Jahren bei der Tafel tätig und hat so auch bei der Ausgabe während der Corona-Pandemie mitgewirkt.

Zu Anfang dieser Zeit wurde eine Auswahl von Lebensmitteln in einzelne Tüten verpackt und den Kunden fertig überreicht, anstatt sie selbst in den Warenraum zu lassen. Dabei reagierten manche enttäuscht, weil sie nicht genau die Ware bekamen, die sie persönlich gewollt hatten. Einige schmissen die Tüten vor dem Laden auf den Boden. Für die Ehrenamtlichen war das frustrierend. „Wir sind eine soziale Unterstützung, kein Supermarkt“, betonte Katrin Nehrig. Und doch hat sie Spaß an der Arbeit, am Miteinander mit dem Team und den Kunden. Krämer empfindet besonders die Dankbarkeit von vielen Kunden als belohnend: „Es gibt auch die, die einem mal übermitteln: Toll, dass es euch gibt.“

Auch die Helfer blicken nicht ohne Sorge in die Zukunft. In den vergangenen Wochen habe es häufiger an Ware gemangelt, berichtete Brigitte Krämer. Auch Hundemer bestätigte: „Der Wareneingang ist schwankend, das ist abhängig von den Spendern. Ich kann heute nicht sagen, wie viel wir morgen bekommen werden.“ Klar sei aber: Die Tafel werde gebraucht – mehr denn je.

Als Dankeschön für die Tafel-Helfer gab’s Kaffee und Kuchen im Turmrestaurant im Ebertpark.
Als Dankeschön für die Tafel-Helfer gab’s Kaffee und Kuchen im Turmrestaurant im Ebertpark.
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