Ludwigshafen Hochstraße Süd: Was Ludwigshafener auf der Baustelle am meisten interessiert

Auf der Baustelle werden die Dimensionen des Projekts erlebbar.
Auf der Baustelle werden die Dimensionen des Projekts erlebbar.

Auf der Baustelle für den Lückenschluss in der Hochstraße Süd schreiten die Arbeiten voran. Die Stadt hat Bürger zu einem Rundgang eingeladen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Anwohner der Baustellen in Ludwigshafen sind nicht selten selbst Bauexperten. Bei der Führung über das Baufeld der Hochstraße Süd geht es meistens um technische Fragen. Froh ist ein Anwohner, dass der Bohrer für die Fundamente schneller vorankommt, als ursprünglich geplant. Man habe anfangs damit gerechnet, dass der Bohrer ein Loch in zwei Tagen schaffe, tatsächlich gehe es mit dem vierfachen Tempo voran, zwei Löcher pro Tag werden in den Ludwigshafener Boden getrieben, sagt Björn Berlenbach, Leiter des Tiefbauamts.

„Wir hatten uns da schon auf was eingestellt“, sagt ein Anwohner. Tatsächlich sei aber nur das Gebrumme des Motors der Bohrmaschine zu hören – und seit das Gerät auf dem Baufeld nach Westen vorgerückt ist, sei auch das Gebrumme leiser.

Auf der Baustelle werden die Dimensionen des Projekts erlebbar.
Auf der Baustelle werden die Dimensionen des Projekts erlebbar.
In der Verschalung muss der Beton langsam aushärten, erklärt Björn Berlenbach (Mitte).
In der Verschalung muss der Beton langsam aushärten, erklärt Björn Berlenbach (Mitte).
Tief im Westen: Der Bohrer ist dort noch im Einsatz, um die Fundamentlöcher auszuheben. Gleichzeitig geht es schon mit der sogen
Tief im Westen: Der Bohrer ist dort noch im Einsatz, um die Fundamentlöcher auszuheben. Gleichzeitig geht es schon mit der sogenannten Weißen Hochstraße weiter, so Björn Berlenbach (Mitte).
Geschichte: 1960 sah das jetzige Baufeld noch so aus.
Geschichte: 1960 sah das jetzige Baufeld noch so aus.
Blick fürs Detail: Ein Brückenkopf ist bereits fertig.
Blick fürs Detail: Ein Brückenkopf ist bereits fertig.

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Viele Fragen drehen sich um die Fundamente, die gegossen wurden und werden. Das nächste ist direkt hinter dem sogenannten Faktor-Haus vorbereitet. 1,60 hoch wird in den kommenden Tagen dort Beton gegossen. Gefragt wird, wie stark die Armierung des Stahlbetons ist (bis zu 25 Millimetern), warum nicht Carbon-Beton oder Glasfaser-Beton eingesetzt werde (noch keine allgemeine Zulassung und schwieriger zu verarbeiten, als Stahlbeton), ob die enorme Menge des Betons beim Aushärten gekühlt werden muss (tatsächlich bei der Menge Beton an der Grenze, dass Kühlschläuche hätten verlegt werden müssen).

Auch die Frage, wie viele Arbeiter beschäftigt sind, wird gestellt. „Das ist eine ganze Menge“, sagt Björn Berlenbach – und angesichts der Größe der Baustelle erwartet man eine hohe Zahl. „So 20 bis 25 Arbeiter sind es jeden Tag“, fährt Berlenbach ungerührt fort. Das Gerät, das derzeit am meisten Fortschritte mache, der Bohrer für die Fundamente, benötige freilich am wenigsten Manpower.

Ein kurioses Fundstück habe der Bohrer auch schon ans Tageslicht befördert, so Berlenbach auf die Frage nach Altlasten im Untergrund. Eine alte Gerolsteiner-Flasche aus den 1950er Jahren. Vollkommen intakt und verschlossen. Damals habe der Mineralwasser-Hersteller offenbar noch keine Glasflaschen verwendet, so Berlenbach. Das Fundstück sei aus Steingut. Der gesamte Abraum jedenfalls werde zwischengelagert und untersucht. Das hänge mit dem Chemiestandort Ludwigshafen zusammen: Sauberes, von Chemierückständen freies Erdreich werde für Straßen- und Hausbau verwendet. Belastetes Material müsse auf eine Deponie.

Damals vertraute man auf die Technik

Einige der Anwohner beschäftigen sich auch mit der Geschichte der Hochstraße. Einer zeigt Fotos des alten Berliner Platzes, die er auf seinem Handy gespeichert hat. Die sogenannte Pilzhochstraße war da noch der Traum vieler Ingenieure, die teilweise sogar aus Japan anreisten, um das Wunderwerk zu sehen. Der Traum wurde zum Albtraum, nicht zuletzt, weil man viele damals neue und revolutionäre Technologien eingesetzt hatte, wie Björn Berlenbach erläutert.

Die Stützen der Pilzhochstraße seien insgesamt beweglich gelagert gewesen – das habe nicht nur das Ende des Bauwerks besiegelt, es sei auch beim Abbruch ein Riesenproblem gewesen, da man die gesamte Konstruktion vorm Umkippen bewahren musste. Eine weitere Besonderheit werde an der im Westen anschließenden Weißen Hochstraße beseitigt: Die Lager der Brückenkonstruktion sind da zumindest oben, wie es heute im Brückenbau üblich sei – aber sie sind vollständig eingebaut.

„Man hatte damals ein großes Vertrauen in die Technik, man dachte, das hält ewig“, so Berlenbach. Natürlich hat an den Lagern der Zahn der Zeit genagt, sie müssen erneuert werden. Daher werden alle Brückenköpfe aufgeschnitten und erneuert. Die Fahrbahn selbst muss dafür angehoben werden.

Der Ersatz der Pilzhochstraße jedenfalls werde bestimmt 80 bis 100 Jahre halten, ist Berlenbach überzeugt. Zumal der Verkehr nicht mehr ungezügelt mehr und schwerer werde, sondern auf lange Sicht eher weniger Fahrzeuge unterwegs sein werden.

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