Dellfeld Von einem König, der angeblich in Dellfeld war

Der Kirchturm ist sogar deutlich älter, noch heute sind die baulichen Unterschiede zwischen Turm und Kirchenschiff zu erkennen.
Der Kirchturm ist sogar deutlich älter, noch heute sind die baulichen Unterschiede zwischen Turm und Kirchenschiff zu erkennen.

Die Dellfelder Kirche wird 100 Jahre alt. Genauer gesagt, das Kirchenschiff. Der Turm ist weitaus älter. Am Pfingstsonntag wird der Geburtstag gefeiert.

Es war im Sommer 1923, als das damalige Presbyterium beschlossen hat, das ursprüngliche, altersschwache Kapellchen in Dellfeld abzureißen. Anschließend wurde ein neues, wesentlich größeres Kirchenschiff gebaut. Der alte mittelalterliche Wehrturm blieb in der Nutzung als Kirchturm jedoch erhalten. Dem Abriss stimmte aber nicht nur das Presbyterium zu, sondern auch der damals Ortsgeistliche Pfarrer Philipp Schmidt aus Nünschweiler.

Turm steht schon lange unter Denkmalschutz

Der Kirchturm stand schon 1923 unter Denkmalschutz, noch heute sind die baulichen Unterschiede zwischen Turm und Kirchenschiff deutlich zu erkennen. Die Grundsteinlegung für das Kirchenschiff war am 4. November 1923. Der folgende lange und harte Winter unterbrach aber zunächst die Bauarbeiten, fertiggestellt wurde das Gebäude deshalb erst im darauffolgenden Herbst.

Der Bau wurde von der Ortsgemeinde seinerzeit unterstützt, die damaligen Bürgermeister hießen Karl Rottmann und August Grunder. Die Gemeinde stiftete der Kirche Bausteine sowie sämtliches Holz für Bau und Inneneinrichtung. Die Kirchengemeinde bezeichnet das Bauprojekt heute rückblickend als mutig, weil Anfang der 1920er Jahre noch immer die Spätfolgen der Hyperinflation deutlich spürbar waren und die allgemeine Teuerung noch allgegenwärtig gewesen ist. „Zur Veranschaulichung: Ein Sechspfünder Laib Brot kostete damals 20 Milliarden Mark“, schreibt Pfarrerin Anke Rheinheimer, die die wichtigsten Daten zur Geschichte der Kirche zusammengefasst hat.

Eine Glocke kehrte aus dem Krieg zurück

Das musikalische Herzstück der Kirche, die neue Orgel, wurde zum ersten Mal am 22. März 1925 bespielt, also knapp ein halbes Jahr nach der offiziellen Kirchweihe. Geliefert wurde das Pfeifeninstrument von der Firma Walcker aus Ludwigsburg. Das Glockengeläut der Kirche hat eine stark wechselvolle Geschichte. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg wurden die Glocken abgehängt und der Rüstungsindustrie zugeführt. Sie wurden eingeschmolzen, und aus dem Metall wurden Waffen und Munition gegossen. Eine Glocke, die auf dem Hamburger Glockenfriedhof gelandet war, kehrte 1947 wieder ins Dorf zurück. 1955 wurden das Geläut durch neue Bochumer Gussstahlglocken ersetzt. Diese Glocken erklingen noch heute.

Die Kirchenfenster nennt Pfarrerin Rheinheimer „kleine Schmuckstücke und Kunstwerke“. Hergestellt wurden sie seinerzeit von der Kaiserslauterer Kunstglaserei Roeder. „Der Schwedenkönig Gustav Adolf, der im Dreißigjährigen Krieg auf der Seite der Protestanten kämpfte“, sei auf einem der Fenster zu sehen“, schreibt die Pfarrerin. Er soll einer Legende nach auch in Dellfeld gewesen sein.

Info

Den Kirchengeburtstag feiert Dellfeld am Pfingstsonntag um 14 Uhr mit einem Gottesdienst. Die Predigt hält Oberkirchenrat Claus Müller aus Speyer. Nach der Messe gibt es einen Kaffeenachmittag und ein Kuchenbüffet im Gemeindehaus.

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