Althornbach Dreister Diebstahl in der Nacht – vor den Augen der Nachbarn

Rudolf Lauterbach (rechts) zusammen mit seinen Nachbarn Anja und Uli Hofer, die Augenzeugen des Diebstahls wurden.
Rudolf Lauterbach (rechts) zusammen mit seinen Nachbarn Anja und Uli Hofer, die Augenzeugen des Diebstahls wurden.

Sie waren vermummt, und sie kamen in der Nacht. Und sie ließen sich nicht davon beeindrucken, dass sie beobachtet wurden. Die Geschichte eines dreisten Wohnwagendiebstahls.

Rudolf Lauterbach aus Althornbach kann es noch immer nicht fassen, ebenso wenig seine Nachbarn. Vor einer Woche, in der Nacht auf Sonntag, gegen 1.30 Uhr, haben vier maskierte Männer seinen Wohnwagen aus dem Carport gestohlen. Sie ließen sich auch nicht von mehreren Nachbarn stören, die die Diebe mitten in der Nacht bemerkt hatten, laut riefen, vom Balkon mit Taschenlampen leuchteten, die Polizei alarmierten und vors Haus traten und die Vermummten mit lauten Rufen aufforderten abzuhauen.

Unter den Augen der Nachbarn brachen die Diebe, die Französisch miteinander sprachen, das Deichselschloss und die Radkralle auf, hängten den zwei Tonnen schweren, über 7,50 Meter langen und 2,50 Meter breiten Wohnwagen an einen dunklen Kleinwagen und verschwanden spurlos. Die Polizei kam mit zwei Auto nach Althornbach – eins von Hornbach her, eins über Rimschweiler. Keine der beiden Streifenwagenbesatzungen sah das seltsame Gespann aus einem nahezu acht Meter langen Wohnwagen hinter einem Kleinwagen, vermutlich einem Renault Scenic, mit französischem Kennzeichen. Und auch sonst sah es niemand.

Der Wohnwagen, der in Althornbach gestohlen wurde.
Althornbach

Was die Polizei zu dem Wohnwagendiebstahl sagt

Die sieben Hunde schlugen gar nicht an

Für Fassungslosigkeit in der Althornbacher Siedlungsstraße sorgt bis heute das kaltblütige Vorgehen der vier Maskierten. Der Wohnwagen war mit der Deichsel zum Garten hin geparkt, gesichert mit einem Deichselschloss, das das Anhängen an fremde Fahrzeuge verhindern soll, und einer Radkralle. Beide Sicherungen haben die Täter mitten in der Nacht entfernt und mitgenommen. „Die haben Eisspray benutzt und die Schlösser damit geknackt“, sagt Nachbar Uli Hofer, der vom Balkon keine drei Meter entfernt von den Wohnwagenknackern stand. Sein Nachbar Rudolf Lauterbach schlief, und die Hofers konnten ihn nicht erreichen, weil sie seine Telefonnummer nicht hatten. „Die haben wir jetzt mal ausgetauscht“, so Lauterbach, der sieben Hunde hat. Dass die keinen Mucks von sich gaben, versteht ihr Herrchen nicht: „Normalerweise schlagen die an, wenn der Postbote nur in der Nähe ist, aber in der Nacht haben sie absolut keinen Ton von sich gegeben.“

Das Paar, das schräg gegenüber von Rudolf Lauterbach wohnt, hat aus der Haustür und vom Dachfenster aus ebenfalls Alarm geschlagen. „Aber die ließen sich gar nicht beeindrucken“, so die Nachbarin. Und als dann einer der Maskierten in ihre Richtung gelaufen kam, habe sie schnell wieder die Haustür zugemacht.

So manches scheint im Nachhinein verdächtig

„Das war ein bestellter Diebstahl“, ist sich Lauterbach sicher. Eine wenige Tage vor dem Diebstahl auf seiner Mauer abgestellte, leere weiße Flasche eines Toilettenreinigers ist ihm im Nachhinein als auffällig in Erinnerung. Vielleicht die moderne Form des Gaunerzinkens. „Ich hab sie weggeworfen“, erinnert er sich. Und ein weißer Kastenwagen mit französischem Kennzeichen, „getarnt als Schrottsammler“, sagt er, sei nur wenige Tage zuvor durch die Straße gefahren. Den fanden auch die Nachbarn ungewöhnlich. „Die üblichen Schrottis kennt man, die haben alle deutsche Kennzeichen. „Der Beifahrer hat den Kopf rausgestreckt und sich auffällig umgesehen“, erinnert sich der Bestohlene. Einen direkten Zusammenhang mit dem Wohnwagen-Diebstahl kann er zwar nicht beweisen, dieser sei aber für ihn mehr als wahrscheinlich.

Der gestohlene Wohnwagen.
Der gestohlene Wohnwagen.

Mit der Siedlungsstraße und dem Haus von Rudolf Lauterbach haben sich die vier Diebe nicht gerade ein leichtes Terrain ausgesucht. Enge Straße, ein langer, gut gesicherter Wohnwagen, ein viel zu kleines und schwaches Zugfahrzeug, von dem er vermutet, dass es ebenfalls gestohlen war, die Dreistigkeit der Täter – all das sind Indizien, die dafür sprechen, dass der Diebstahl nicht zufällig passierte. Das unterdimensionierte Zugfahrzeug, vermutlich ein dunkler Renault Scenic, und der Umstand, dass weder die deutsche Polizei noch die französische Gendarmerie, die sofort benachrichtigt wurde, in der Tatnacht die geringste Spur des Gespanns fanden, sind für den Camper aus Althornbach Grund für Spekulationen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Diebe gar nicht weit gekommen sind und den Wohnwagen irgendwo in der Nähe untergestellt haben. Den holen sie dann, wenn Ruhe eingekehrt ist“, vermutet Lauterbach. Dabei hat sein Freizeitgefährt zwei besondere Erkennungszeichen. Rechts und links von der Eingangstür hat der Bosch-Mitarbeiter zwei kleine Lüftungsgitter installiert, um zwei kleine Beulen zu verdecken. Diese Lüftungsgitter hat das Serienmodell des Hobby 560 WFU nicht.

Der Wohnwagen war schon für den Urlaub gepackt

Auf rund 30.000 Euro beziffert Rudolf Lauterbach den Wert des knapp ein Jahr alten Wohnwagens. Kleidung, Campingausrüstung, Geschirr, persönliche Dinge, die im Wohnwagen waren, kommen noch dazu. „Wir hatten ihn voll ausgestattet, wollten in wenigen Tagen nach Holland in Urlaub fahren, berichtet er. Nur weitere Kleider und der Proviant hätten noch gefehlt. Der Urlaub ist erstmal erledigt für ihn, seine Frau Andrea und die sieben Hunde. Für die Hunde hat der Althornbacher Halsbänder mit GPS-Sendern im Haus. Er ärgert sich heute, dass er nicht zufällig eines oder zwei davon im Wohnwagen hat liegenlassen: „Dann wüsste ich jetzt, wo er ist.“ In seinem Carport will er jetzt Kameras aufhängen. Einen Diebstahl verhindern die zwar nicht, aber er hofft, dass er dann wenigstens wach wird vom Alarm.

Vier Wochen sind die Frist der Versicherung. Wird der Wohnwagen innerhalb von vier Wochen aufgefunden, bekommt ihn der Besitzer zurück. „Wird er danach aufgefunden, geht er ins Eigentum der Versicherung über“, sagt der Althornbacher, der bislang Wohnmobil gefahren ist, aber durch den Kauf des Wohnwagens am Urlaubsort unabhängiger sein wollte.

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