Kaiserslautern Jetzt drängt IHK auf mehr Gewerbeflächen und Neubaugebiete

Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern wie hier in der Fliegerstraße ist groß.
Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern wie hier in der Fliegerstraße ist groß.

Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer kommt der Brief, in dem Unternehmer und Wissenschaftler fehlende Gewerbeflächen und zu wenig Platz für Häuslebauer monieren, zwar zur rechten Zeit. Dass die Diskussion öffentlich ausgetragen wird, sei aber schädlich fürs Image.

„Das Thema ist schon länger virulent“, sagt Michael Schaum, langjähriger Leiter des IHK-Dienstleistungszentrums Kaiserslautern im PRE-Park. „Wir hatten schon im Oktober in einem Gespräch mit Mitgliedern der Vollversammlung und Oberbürgermeister Klaus Weichel auf die Brisanz hingewiesen.“ Es sei Fakt, dass die Stadt als Oberzentrum dringend Gewerbeflächen schaffen und auch bevorraten müsse. Kaiserslautern könne es sich nicht leisten, Ansiedlungswillige abzuweisen. Er habe in der Sache nicht nur Gespräche mit dem OB, sondern auch einzelnen Fraktionen im Stadtrat geführt.

„Im Grunde hatte es deshalb auch schon im Jahr 2018 die Flächen-Potenzialanalyse der Firma Firu gegeben, die aufzeigen sollte, wo es noch Entwicklungsflächen gibt. Der Auftrag kam von Stadt und Landkreis“, so Schaum. Jetzt müsse gehandelt werden. „Wir kriegen öfter Anfragen von Firmen, die sich ansiedeln wollen, wir verweisen dann an die regionalen Wirtschaftsförderungen.“ Schon lange werde bei der IHK regional gedacht.

Kaiserslautern ist als Standort besonders gefragt

Kaiserslautern sei aber als Standort besonders gefragt, wegen der guten Verkehrsanbindung an die Autobahnen 6 und 63, der schnellen Erreichbarkeit des Frankfurter Flughafens, der guten Infrastruktur, aber auch wegen der Forschung an den Hochschulen vor Ort. Außerdem seien hier die Preise im Vergleich zur Rheinschiene noch vergleichsweise günstig. Die Stadt wiederum sei auf Neuansiedlungen angewiesen. „Kaiserslautern ist hoch verschuldet, die Stadt braucht weitere Gewerbesteuereinnahmen, damit sie lebenswert bleibt.“

„Militärflächen sind nicht verfügbar“

Wenig Hoffnung hat der IHK-Geschäftsführer, dass auf Militärflächen weiteres Wachstum gestemmt werden kann. „Ich habe selbst schon mit Vertretern des US-Militärs gesprochen, da werden auf absehbare Zeit keine Flächen frei, das ist illusorisch. Die Amerikaner brauchen im Gegenteil in den nächsten Jahren eher mehr Platz, ist mir gesagt worden.“ Zudem gebe es Pläne, Einheiten in Kaiserslautern zu konzentrieren. Gerade sei das Medical Center aus Pirmasens hierher umgezogen. Die frei gewordenen Flächen auf der Pirmasenser Husterhöhe hätten die Amerikaner nicht freigegeben. Insofern müsse akzeptiert werden, dass nichts verfügbar sei. Über kontaminierte Flächen zu reden, sei nicht zielführend. „Wir brauchen Flächen, die schnell verfügbar sind, auch große. Da reichen keine zehn Hektar.“ Unternehmen bräuchten vor allem Verlässlichkeit. Deshalb müssten auch die öffentlichen Diskussionen aufhören. „Das ist schädlich, weil signalisiert wird, in der Stadt geht es nicht voran.“

Statt sich gegenseitig im Stadtrat weiterhin zu misstrauen und mit Vorwürfen zu konfrontieren, appelliert Schaum an die politischen Vertreter, wieder enger zusammenzurücken. „Das scheint mir möglich, dass alle Seiten mehr aufeinander zugehen. Die Zerrissenheit lässt sich reparieren.“ Kaiserslautern sei ein hervorragender Standort. „Wir sollten ihn nicht schlechtreden.“

Regeln für die Vermarktung von Flächen gewünscht

Wenn die CDU-Fraktion beispielsweise Leitlinien verlange für künftige Ansiedlungen, dann sei das sicherlich machbar. Wobei Ansiedlungsgespräche höchst sensibel seien. „Da darf nicht alles nach draußen. Aber Regeln aufzustellen, nach welchen Kriterien Flächen vermarktet werden, das sollte gehen.“

Als störend empfindet Schaum, dass zu viel diskutiert wird, statt nach Lösungen zu suchen. „Wir sollten die Amazon-Diskussion jetzt endlich beenden.“ Hier hatten vor allem die Grünen immer wieder kritisiert, dass zu viele Flächen für vergleichsweise wenig Arbeitsplätze verbraucht werden. Schaum sieht das etwas anders. „Da entstehen 2000 Arbeitsplätze für Nicht-Akademiker. Das ist ein Wort, zumal die Stadt sehr lange unter einer hohen Arbeitslosigkeit gelitten hat, die auch den Sozialetat belastete. Und es lebt immer noch jeder Zehnte in der Stadt von Hartz IV.“

Große Nachfrage nach Wohnimmobilien

Wie auch die Unternehmer und Wissenschaftler in ihrem Schreiben an den Stadtvorstand und die Ratsmitglieder, fordert Schaum, dringend neue Wohngebiete auszuweisen. „Das ist der Schlüssel, wenn ich Fachkräfte anlocken und hier halten möchte.“ Das Problem sei jetzt schon, dass es durch die Nato-Angehörigen eine große Nachfrage nach Häusern gebe. „Auch Wissenschaftler, die nach Kaiserlauern berufen werden, suchen dringend etwas, finden aber nichts.“

Michael Schaum
Michael Schaum
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