Donnersbergkreis Sturmtief „Sabine“: Umgestürzte Bäume und angestiegene Alsenz sowie Bäche im Donnersbergkreis [mit Bilderstrecke]

Alles in allem glimpflich ist es in der Verbandsgemeinde Winnweiler ausgegangen. Hier ein Ast auf der Brücke über den Lohnsbach
Alles in allem glimpflich ist es in der Verbandsgemeinde Winnweiler ausgegangen. Hier ein Ast auf der Brücke über den Lohnsbach in Winnweiler.

Sturmtief „Sabine“ hat für eine intensive Nacht speziell für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Straßenmeisterei gesorgt: Bis zum frühen Montagmorgen hatten Feuerwehrkräfte im Donnersbergkreis mehr als 60 Einsätze zu bewältigen. Größere Schäden gab es dabei glücklicherweise keine zu vermelden.

Der Blick geht nach oben. Nicht zum Himmel, sondern zum Dach. Aus gutem Grund: Die Bewohnerin des Hauses in der Kirchheimbolander Langstraße hat eine unruhige Nacht hinter sich. Gegen 1 Uhr alarmierte sie die Feuerwehr, weil Ziegeln vom Dach auf die Straße fielen. Diese sperrte den Bereich ab. „Uns hat es auch schon früher das Dach abgedeckt, die letzten Jahre war aber Ruhe“, erzählt sie. Bereits früh am Morgen hat die ältere Frau versucht, Dachdecker zu erreichen. Zum einen, weil Ziegel noch lose auf dem Dach liegen, zum anderen aber auch, damit es nicht reinregnet. Doch jemand an diesem Montagvormittag zu bekommen, habe sich als schwierig erwiesen.

Eine unruhige Nacht hatten vor allen Dingen auch die Einsatzkräfte im Donnersbergkreis. „Zu beseitigen waren überwiegend umgestürzte Bäume und herabgefallene Ziegeln. Teilweise kam es kurzzeitig zu Stromausfällen, die aber nicht länger als eine Stunde andauerten. Das Einsatzgeschehen hält weiterhin an“, teilte der Brand- und Katastrophenschutz Donnersbergkreis auf seiner Facebookseite mit. Bis 6.30 Uhr arbeiteten rund 180 Feuerwehrkräfte 62 Einsätze ab. Weitere Einsätze sollten im Laufe des Tages noch folgen. Auch die Polizeiinspektion Kirchheimbolanden berichtete, dass im gesamten Dienstgebiet Bäume umgestürzt waren, teilweise wurden Straßen blockiert. „Durch den Sturm wurden auch Bauzäune und Verkehrsschilder umgeworfen“, so die Polizei.

Sperrungen wegen umgestürzter Bäume

Die Feuerwehr musste in Kirchheimbolanden auch in der Mühlstraße wegen herabfallender Dachziegel ausrücken. Die Liebfrauenstraße musste wegen eines umgestürzten Baumes gesperrt werden. „Das war schon eine kritische Situation. Wenn in diesem Moment jemand darunter gestanden hätte, wäre das schlimmer ausgegangen“, berichtete Thomas Rech, der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden. Auch auf der Landesstraße 399 zwischen Oberwiesen und Kriegsfeld sowie auf der Kreisstraße 3 zwischen Mörsfeld und Stein-Bockenheim kam es zu Sperrungen, wie die Feuerwehr der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden berichtete. Am Montagvormittag mussten die Wehren dann nochmals am Bahnhaltepunkt Kirchheimbolanden sowie in Marnheim wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Insgesamt gab es in der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden rund 20 Einsätze, 70 Wehrleute aus sechs Einheiten rückten aus.

„Alles in allem sind wir glimpflich davongekommen“, sagte Rech. Er hatte es den Feuerwehrleuten gegen 23 Uhr freigestellt, ob sie in den Gerätehäusern bleiben oder nicht doch lieber daheim etwas Schlaf suchen wollen. Rund zehn Personen hätten sich aber dazu entschieden, in der Wache in Kirchheimbolanden zu bleiben. Von Seiten des Katastrophenschutzes wurden sie mit Feldbetten unterstützt. Der Brand- und Katastrophenschutz des Kreises hatte sich selbst auf eine lange Nacht mit Wechselschicht eingestellt und den kleinen Sitzungssaal der Kreisverwaltung – mit Hilfe des DRK-Ortsvereins Eisenberg – in eine Schlafstätte umfunktioniert.

Einiges los im Nordpfälzer Land

Die ganze Nacht auf Montag hindurch hatte auch die Feuerwehr in der VG Nordpfälzer Land alle Hände voll zu tun. „Wir hatten nix Dramatisches, aber insgesamt rund 20 kleinere Einsätze“, bestätigte Wehrleiter Timo Blümmert. Zwei Straßen mussten wegen zahlreicher auf der Fahrbahn liegender Äste und Zweige vorübergehend voll gesperrt werden: die L 385 zwischen Dielkirchen und Gerbach sowie die K 26 zwischen Schmalfelder- und Hengstbacherhof. Bäume blockierten unter anderem die Strecke von Oberhausen nach Kriegsfeld, die L 386 bei Dörrmoschel, die B 48 in Mannweiler-Cölln und die K 4 zwischen Winnweiler und Wingertsweilerhof. Die Rockenhausener Stützpunktwehr beschäftigten umherfliegende Trümmer eines ehemaligen Imbisses in der Kreuznacher Straße: Elemente des Flachdaches sowie Styroporplatten hat der Sturm laut Blümmert mehrere hundert Meter weit durch die Stadt geweht. Die Polizei schätzt den Sachschaden auf rund 5000 Euro.

Im Einsatz waren auch etliche Ortswehren. Gegen 5.30 Uhr wurden die Einheiten Schiersfeld, Finkenbach und Waldgrehweiler gerufen, um einen größeren Baum in Höhe der Burgruine Randeck Richtung Mannweiler-Cölln von der Kreisstraße 16 und herabgefallene Ziegel von einer Feldscheune am Ortsausgang Schiersfeld zu beseitigen. Die Feuerwehr Waldgrehweiler entfernte drei weitere Bäume von der Landesstraße 379 Richtung Teschenmoschel und in der Hohlstraße. Bereits am frühen Sonntagnachmittag rief der Waldgrehweilerer Ortsbürgermeister Helmut Brand die Feuerwehr um Hilfe, da zwei dürre Tannen beim Friedhof auf eine angrenzende Garage und Schuppen zu stürzen drohten. In der Kehrstraße gefährdete Windbruch parkende Fahrzeuge.

Zwei weitere Vorkommnisse meldete die Polizeidienststelle Rockenhausen: Am Sonntagmittag drohte am Gebäude des Amtsgerichts ein verbogener Fahnenmast auf die Kreuznacher Straße zu stürzen. Streifenbeamten haben die Gefahr beseitigt. Am späten Sonntagabend hat sich in der Langmeiler Kaiserstraße eine Deko-Vase aus Plastik selbstständig gemacht und ist mit einem fahrenden Auto kollidiert. Dieses ist im Frontbereich beschädigt worden – die Polizei geht von rund 4000 Euro aus. Die Herkunft der Vase – eine Replik einer antiken Amphore – ist bislang ungeklärt. Hinweise dazu unter Telefon 06361 9170.

Sieben Einsätze in der VG Göllheim

In der Verbandsgemeinde Göllheim waren die Feuerwehren vor dem Sturm gewarnt, mussten aber nicht oft ausrücken. Insgesamt hat es sieben Einsätze gegeben, informierte Wehrleiter Stefan Stein. Zwischen Albisheim und Harxheim lag kurzzeitig ein kleiner Baum auf der Bundesstraße 47, der weggeräumt werden musste. In Biedesheim sorgte ein loses Blechteil für einen Einsatz, in Rüssingen und Ottersheim gab es einige lose Dachziegel, die heruntergefallen waren. „Es ging also eigentlich nur um das Absichern von Gefahrenstellen“, so Stein.

Alsenz stark angestiegen

Bedrohlich hoch war am Montagmorgen auch wieder die Alsenz, gerade zum Beispiel in Winnweiler am Parkplatz in der Nähe des Bahnhofes, wo der Lohnsbach in den Fluss mündet. In Retentionsflächen stand bereits die braune Brühe. „Wir beobachten den Pegel“, berichtete Wehrleiter Christian Füllert. „Wir hoffen, dass die Niederschläge nicht zu stark werden.“ Bislang sehe es so aus, dass es nicht zu einer Situation wie in der vergangenen Woche kommt, wo die Feuerwehren alle Hände voll zu tun hatten.

Bereits am Sonntagnachmittag sicherte die Feuerwehr im Ortskern von Winnweiler ein Gerüst, dessen Planen sich stark aufblähten und dadurch ein Umstürzen drohte. „Insgesamt ist die Nacht in der Verbandsgemeinde Winnweiler relativ moderat verlaufen“, sagte Füllert mit Blick auf das Sturmtief. So mussten noch umgestürzte Bäume zwischen Winnweiler und den Leithöfen sowie Winnweiler und Wingertsweilerhof beseitigt werden, dazu ein Trampolin in Münchweiler, das in eine Hecke geweht wurde. Am Vormittag war die Feuerwehr zudem in Sippersfeld im Einsatz, wo Ziegeln von einem Dach gefallen sind.

Viele Schüler nicht im Unterricht

Viele Eltern hatten am Montag entschieden, ihre Kinder sicherheitshalber nicht in die Schule zu schicken. Christina Zils, die Leiterin der Gutenbergschule Göllheim, berichtet beispielsweise, dass von 420 Schülern 88 anwesend waren. Sie hätte sich hier von Seiten des Ministeriums und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion eine landesweite Entscheidung gewünscht. „Mit dieser Situation ist keiner glücklich“, sagte Zils im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Weil in manchen Klassen nur vier, fünf Schüler anwesend waren, wurden Jahrgangsstufen zusammengefasst. Andernorts war die Situation ähnlich, auch am Nordpfalzgymnasium in Kirchheimbolanden sind viele Schüler nicht zum Unterricht gekommen. „Grundsätzlich entscheiden in außergewöhnlichen Wettersituationen die Eltern selbst, ob eine große Gefährdung für den Schulweg besteht und ob dieser gefahrlos anzutreten ist. Dabei steht die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler an erster Stelle“, hieß es am Sonntag auf der Homepage des Gymnasiums Weierhof. An der Realschule Plus in Rockenhausen fiel der Unterricht am Montag aus.

An der Georg-von-Neumayer-Schule waren rund 40 Prozent der Schüler anwesend, wie Schulleiter Jörg Oeynhausen mitteilte. Auch ihm wäre eine landesweite, zumindest kreisweite Entscheidung lieber gewesen. Sonntags habe man sich mit dem Nordpfalzgymnasium kurzgeschlossen und sich dazu entschieden, den Unterricht zunächst einmal nicht abzusagen. Bei dieser Entscheidung blieb man am Montagmorgen, als klar war, dass Busse fahren.

Nur sehr eingeschränkt fand an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Rockenhausen Unterricht statt. Der weit überwiegende Teil der insgesamt rund 850 Schüler ist zuhause geblieben beziehungsweise hatte wegen der Behinderungen im ÖPNV keine Möglichkeit, nach Rockenhausen zu kommen. Das Sekretariat der IGS verzeichnete am Montagvormittag über 700 Einträge von Schülern, die gar nicht oder nur zeitweise anwesend waren.

Vor allem „Zugkinder“ fehlen in Winnweiler

Weniger gravierend waren die Auswirkungen von „Sabine“ am Wilhelm-Erb-Gymnasium (WEG) Winnweiler: Grob geschätzt ein Fünftel der Schüler fehlte nach Angaben des Sekretariats – vor allem die „Zugkinder“, da die Bahn den Regionalverkehr erst nach und nach wieder aufnimmt. Die Busse sind dagegen größtenteils gefahren. Schulleiter Ralf Schäfer hatte um 6 Uhr die Lage sondiert, mit dem für den Busverkehr im Donnersbergkreis zuständigen Unternehmen Kontakt aufgenommen und dann via Homepage mitgeteilt, dass der Unterricht nicht generell abgesagt wird. „Am Dienstag werden wir genauso verfahren“, kündigte Schäfer an. Die anwesenden Kinder wurden am Montag „eingeschränkt“ unterrichtet – und wo doch Stoff versäumt wurde, sollten die Lehrer diesen möglichst mit den betroffenen Schülern nachholen, so der Schulleiter.

Noch nicht in den Wald

Das Forstamt Donnersberg hatte am Montag keine flächenmäßig größeren Schäden ausgemacht. Von Spaziergängen oder Laufrunden im Wald rate man jedoch die nächsten Tage noch ab. Der Rockenhausener Stadtförster Lothar Burkhart teilte mit, dass die Waldwege im Bereich um Rockenhausen noch die ganze Woche gesperrt bleiben: „Wir erwarten noch Nachwürfe.“

Einwurf: Danke!

Die gute Nachricht: Das Sturmtief „Sabine“ hat im Donnersbergkreis keine ganz großen Schäden verursacht. So fiel zumindest am Montag die Bilanz aus. Der Winnweilerer Wehrleiter Christian Füllert hatte zudem den Eindruck, dass sich die Menschen aufgrund der umfassenden Information im Vorfeld gut auf das Sturmtief eingestellt hatten. Dennoch war es eine intensive Nacht für alle Einsatzkräfte. Denen gebührt an dieser Stelle ein großes Dankeschön. Sie haben sich in der Sturmnacht so manchen Gefahren ausgesetzt, um anderen zu helfen. Eine große Leistung!

Aktuelle Sturm-Entwicklungen können Sie auch in unserem Liveblog nachlesen.

Ungewohntes Bild: Am Solarpark Börrstadt sammelten sich am Montagmorgen Wassermassen.
Ungewohntes Bild: Am Solarpark Börrstadt sammelten sich am Montagmorgen Wassermassen.
Gegen 5.30 Uhr wurden die Feuerwehren Schiersfeld, Finkenbach und Waldgrehweiler gerufen, um einen größeren Baum in Höhe der Bur
Gegen 5.30 Uhr wurden die Feuerwehren Schiersfeld, Finkenbach und Waldgrehweiler gerufen, um einen größeren Baum in Höhe der Burgruine Randeck Richtung Mannweiler-Cölln von der Kreisstraße 16 zu beseitigen.
Bedrohlich hoch stand das Wasser am Montagvormittag wieder am Parkplatz Nähe des Bahnhofes in Winnweiler.
Bedrohlich hoch stand das Wasser am Montagvormittag wieder am Parkplatz Nähe des Bahnhofes in Winnweiler.
Am Ortsausgang von Alsenbrück-Langmeil trat das Wasser über die Ufer.
Am Ortsausgang von Alsenbrück-Langmeil trat das Wasser über die Ufer.
Die Liebfrauenstraße in Kirchheimbolanden musste wegen eines umgestürzten Baumes gesperrt werden.
Die Liebfrauenstraße in Kirchheimbolanden musste wegen eines umgestürzten Baumes gesperrt werden.
Keine Züge fuhren am Morgen auf der Alsenzstrecke. Hier ist der Bahnhof Winnweiler zu sehen.
Keine Züge fuhren am Morgen auf der Alsenzstrecke. Hier ist der Bahnhof Winnweiler zu sehen.
Wegen herunterfallender Ziegel musste die Langstraße in Kirchheimbolanden von der Feuerwehr gesperrt werden.
Wegen herunterfallender Ziegel musste die Langstraße in Kirchheimbolanden von der Feuerwehr gesperrt werden.
Einen deutlichen Hinweis gibt es am Schlossgarten in Kirchheimbolanden.
Einen deutlichen Hinweis gibt es am Schlossgarten in Kirchheimbolanden.
Vor der Paulskirche in Kirchheimbolanden liegen abgebrochene Äste.
Vor der Paulskirche in Kirchheimbolanden liegen abgebrochene Äste.
Grün am Straßenrand: Ein Blick in die Neue Allee in Kirchheimbolanden in Höhe des Rathauses.
Grün am Straßenrand: Ein Blick in die Neue Allee in Kirchheimbolanden in Höhe des Rathauses.
In Rockenhausen wurde ein Baum vom Sturm umgeweht.
In Rockenhausen wurde ein Baum vom Sturm umgeweht.
x