Donnersbergkreis Obermoschel: Neuer Weinberg am Silberberg

Schweißtreibende Arbeit: Mitarbeiter setzen im steilen Silberberg am Anfang und Ende der 65 Rebenzeilen Holzpfosten. Der Obermos
Schweißtreibende Arbeit: Mitarbeiter setzen im steilen Silberberg am Anfang und Ende der 65 Rebenzeilen Holzpfosten. Der Obermoscheler Weingut-Chef Andreas Schmidt (rechts) überwacht die Arbeiten. Besitzer des neuen Weinbergs und des früheren Winzerbetriebs »Wolf und Guth« ist zwar sein Sohn Sebastian. Der musste aber an diesem Tag die Uni-Bank drücken – der Jungwinzer befindet sich noch im Studium an der Hochschule Geisenheim.

„Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“: Der Spruch des griechischen Dichters Hesiod passt auch zur Arbeit von Sebastian Schmidt aus Obermoschel. Denn er und seine Helfer kommen derzeit im Steilhang des Silberbergs mächtig ins Schwitzen: Auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern wird ein neuer Weinberg angelegt – der erste eigene des Jungwinzers.

Viel Arbeit wartet da auf die Familie Schmidt – Sebastians Vater Andreas ist Inhaber des renommierten Obermoscheler Weinguts – und die Mitarbeiter des Winzerbetriebs am Silberberg. Das Areal war lange Jahre mit Rieslingreben des Weinguts Wolf und Guth (ebenfalls Obermoschel) bestückt. Dieses hat der Nachwuchswinzer, der sich in der Endphase seines Studiums an der Hochschule Geisenheim befindet, im vergangenen Jahr gekauft. Mit den Worten „Neue Reben braucht das Land“ bezeichnet der Nachwuchswinzer den Umstand, dass normalerweise das Lebensalter einer Rebe zwischen 25 und 30 Jahren liegt – die bisher dort stehenden Rieslingreben waren noch um einiges älter. Und so wurden schon 2017 die alten Rebstöcke gerodet. Im Januar dieses Jahres übernahm dann eine Spezialfirma das Pflügen des Steilhangs. Trotz optimaler Be-dingungen war das nicht so einfach, weil wegen der Hanglage ein Pflug mit einem Seilzug eingesetzt werden musste. Nach dem Pflügen wurde die gerodete Fläche vorbereitet für das Pflanzen und die Neuanlage der rund 3600 Rebstöcke. Sebastian Schmidt hat sich für die Sorten Grau- und Weißburgunder entschieden. Das bildet die Grundlage für gute Ausgangsweine – diese sollen später zum einen zu Winzersekt verarbeitet werden. Zum anderen erhofft sich Sebastian Schmidt ausdrucksstarke, hauptsächlich im Barriquefass ausgebaute Weine. Ausgerichtet werden die einzelnen Rebzeilen mittels Laser, damit sie auch gerade wachsen. Noch moderner, damit aber auch noch teurer, wäre eine GPS-Steuerung über Satellit. An den Anfang und das Ende jeder der insgesamt 65 Rebenzeilen wird ein Holzpfosten gesetzt. Dieser wird zusätzlich mit einem Stahlanker, der in den Boden getrieben wird, befestigt. Dazwischen werden in jeder Rebzeile verzinkte Stahlstickel mit einer speziellen Rampe per Hand im Boden versenkt. Die Abstände der Stickel werden zuvor mit einem Bandmaß gemessen. Auch andere Arbeiten werden aus Kostengründen per Hand erledigt – ein Grund mehr, dass der Schweiß fließt. Auf der genannten Fläche werden rund 900 Stahlstickel in den Boden eingelassen, ebenfalls händig werden dann 3600 Rebstöcke eingepflanzt. Pro Hektar kommt da rasch eine Summe von rund 30.000 Euro zusammen, die aufgewendet werden muss. Weiterer Arbeitsschritt: In jeder Rebenzeile werden an den Stickeln sechs Drähte befestigt, an denen die Rebaustriebe und Ranken während des Jahres festgebunden werden. Sebastian und Andreas Schmidt hoffen, dass nun auch die Witterung mitspielt. Denn ansonsten müssten die neuen Reben noch eine Zeitlang gewässert werden, was einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuten würde. Der Grundstein ist gelegt – Ziel der Winzer ist es, dass im dritten Jahr nach der Pflanzung ein erster kleinerer Ertrag erwirtschaftet und im vierten Jahr erstmals die volle Ernte des „tierisch steilen Stoffs“ eingebracht wird. Unter anderem mit diesem Slogan wirbt das Weingut Wolf und Guth um seinen Chef Sebastian Schmidt für seine Produkte. Ist diesen der gewünschte Erfolg beschieden, dann hätte sich auch der eingangs erwähnte Schweiß gelohnt.

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