Donnersbergkreis Die ersten Haken sind gemacht
Schneeregen, Wind, kühle Temperaturen – draußen war’s gestern rund um den Donnersberg ziemlich ungemütlich. Drinnen sind dagegen 94 Schüler mächtig ins Schwitzen gekommen: Am Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler (WEG), an den Integrierten Gesamtschulen (IGS) in Rockenhausen und – erstmals – in Eisenberg sowie am Nordpfalzgymnasium Kirchheimbolanden (NPG) haben gestern die schriftlichen Abiturprüfungen begonnen. Insgesamt wollen in diesem Jahr an den vier Schulen im Kreis 195 junge Menschen ihre Hochschulreife erlangen.
Mittlerweile zum dritten Mal kommt dabei ein Teil der Fragen nicht von den jeweiligen Lehrern, sondern aus einem bundesweiten Aufgabenpool. Davon betroffen sind die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Mit der 2017 eingeführten Regelung hat Rheinland-Pfalz als letztes der 16 Bundesländer einen ersten Schritt in Richtung Zentralabitur gemacht. Dies dient dazu, die Leistungen beim Erlangen der Hochschulreife bundesweit vergleichbar zu machen – eine entsprechende Reform hatte die Kultusministerkonferenz bereits 2012 beschlossen. Aus dieser Regelung ergibt sich, dass die Prüfungen in den genannten Fächern in ganz Rheinland-Pfalz parallel geschrieben werden. Deshalb waren gestern zum Auftakt alle Deutsch-Schüler im Kreis gefordert. In Winnweiler ist ferner Physik geschrieben worden – was deshalb möglich ist, weil keiner der angehenden Abiturienten am WEG sowohl Deutsch als auch Physik als Leistungskurs hat. Morgen geht es dann an den drei Schulen mit Englisch weiter, am Montag steht Französisch auf dem Programm. Kleine Abweichung hier: An der Rockenhausener IGS gibt es keinen Französisch-Leistungskurs, dort wird stattdessen an diesem Tag in Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde geprüft. Letztes „zentrales“ Fach ist Mathematik am 16. Januar. Gemeinsam zur Wahl stand den insgesamt 88 Deutsch-Prüflingen gestern die Analyse des Sachtextes „Wo sind die Zwischentöne hin?“ (Cosima Schmitt, 2015), der sich mit „zwischenmenschlicher Verständigung durch den Einsatz digitaler Kommunikationsmittel“ befasst. Alternativ konnten sich die Prüflinge am WEG mit einer Interpretation von Goethes Faust oder einem Vergleich der Gedichte „Verfall“ (Trakl) und „Abend“ (Gryphius) beschäftigen. Die Naturlyrik von Eichendorff und Rilke sowie ein Vergleich der Werke von Goethe („Die Leiden des jungen Werther“) und Plenzdorf („Die neuen Leiden des jungen W.“) waren die weiteren Deutsch-Angebote an der IGS Rockenhausen, während am NPG als zusätzliche Themen ein Gedichtvergleich Platen/Hebbel und die Analyse des Romans „Diese eine Nacht“ (Arunika Senarath) zur Disposition standen. An der IGS Eisenberg konnten sich die Prüflinge wahlweise ebenfalls mit einer Gedichtinterpretation oder einer Erörterung beschäftigen. Ferner hatten gestern am WEG sechs Schüler in Physik eine Spektralanalyse (mit Experiment) vorzunehmen beziehungsweise technische Anwendungen von elektrischen und magnetischen Feldern zu erläutern. Insgesamt wollen in diesem Jahr 64 Schüler in Winnweiler ihr Abitur „bauen“. Mit 36 sind dabei die jungen Frauen gegenüber den Männern (28) in der Überzahl. Neben den Parallel-Prüfungen werden am WEG noch die Arbeiten in Erdkunde und Geschichte (18. Januar), Biologie (21. Januar) sowie Chemie (23. Januar) geschrieben. Danach haben die Absolventen Zeit, sich auf das „Mündliche“ am 15. und 18. März vorzubereiten – ehe (hoffentlich) alle am 22. März im Festhaus ihre ersehnten Abschlusszeugnisse ausgehändigt bekommen. Am gleichen Tag nehmen die Abiturienten Abschied von der IGS in Rockenhausen: zunächst am Mittag mit der akademischen Feier in der Donnersberghalle, am Abend dann beim Abiball im Kurhaus in Bad Münster am Stein. Zuvor haben jedoch auch hier die Schüler noch einige Hürden zu nehmen: Außer den oben genannten stehen am 18. Januar noch die schriftlichen Arbeiten in Biologie und Physik auf dem Plan, mündlich wird an der Gesamtschule am 18. und 19. März geprüft. Insgesamt streben 27 junge Menschen – 17 von ihnen weiblich – die Hochschulreife an. Auch am NPG sind unter den 71 Abiturienten – zahlenmäßig der stärkste Donnersberger Jahrgang – mehr Frauen (44) als Männer. Nach den Prüfungen mit den zentralen Elementen geht es in der Kreisstadt mit den Arbeiten in Bildende Kunst (18.), Biologie (21.), Chemie (22.), Geschichte (24.) sowie Sozialkunde und Sport (25. Januar) weiter. Etwas mehr Luft als an den anderen beiden Schulen haben die NPG’ler bis zum mündlichen Abitur: Das ist auf 25. und 26. März terminiert. Die große Feier findet dann am 30. März statt. Aufregend war der gestrige Start des Abiturs an der IGS Eisenberg nicht nur für die 17 Mädchen und den einen Jungen, die ihre erste Prüfung im Fach Deutsch bewältigen mussten, sondern für die gesamte Schulgemeinschaft. Denn dort kann zum ersten Mal die Allgemeine Hochschulreife erworben werden. „Für uns ist das eine ganz neue Situation und für alle eine neue Erfahrung. Im Vorfeld gab es viel Organisatorisches zu erledigen“, sagte Schulleiterin Christa Mayer. Die Prüflinge hätten zudem als Vorbereitung eine Klausur unter Abiturbedingungen geschrieben. Dass der erste Jahrgang mit 33 Absolventen – ein Drittel davon männlich – recht klein ausfällt, wird von Schülern und Lehrern unisono als Vorteil gesehen. Neben den Prüfungen mit zentralen Elementen stehen in den kommenden beiden Wochen an der Eisenberger Gesamtschule noch die Arbeiten in Chemie, Biologie, Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde auf dem Plan. Im Februar können die Schüler das schriftliche Latinum ablegen. Nach dem mündlichen Abitur wird am 29. März bei der Zeugnisausgabe im Evangelischen Gemeindehaus sicher ordentlich gefeiert. Jetzt heißt es aber für alle Absolventen im Donnersbergkreis erst einmal: weiter fleißig büffeln – auch wir von der RHEINPFALZ drücken die Daumen!