Donnersbergkreis Der sportliche Naturschützer

Die Frage, ob sein Herz mehr für den Sport oder für den Naturschutz schlägt, könnte Adolf Stauffer wohl nicht so einfach beantworten. Fakt ist, dass der Winnweilerer in beide Sparten unzählige ehrenamtliche Stunden investiert hat und hier wie dort bis heute mit großer Leidenschaft aktiv ist. Seit 1975 ist der pensionierte Lehrer Schriftführer der NABU-Kreisgruppe Donnersberg, zudem ein unermüdlicher Schützer und Bewahrer der Natur. Und der Sportbund Pfalz hat den 75-Jährigen gerade ausgezeichnet, weil er seit 50 Jahren als Prüfer für das Deutsche Sportabzeichen tätig ist.

Dabei ist sein erster eigener Versuch, das begehrte Fitness-Symbol zu erwerben, 1955 erst mal gründlich daneben gegangen. Dem talentierten Leichtathleten hatte es aber weder an der geforderten Kraft und Ausdauer noch an der Sprint- und Sprungstärke gefehlt – der junge Mann konnte schlichtweg nicht schwimmen. Als Langmeiler „Bauernbub“ hat er seine freie Zeit gezwungenermaßen eher auf den Feldern rund um den Ort als im nahen Schwimmbad in Winnweiler verbracht. Glücklicherweise ließ sich das Manko später beheben – und 1962 hat Adolf Stauffer erstmals das Abzeichen in Bronze erworben. 1992, bevor er aus gesundheitlichen Gründen der eigenen sportlichen Betätigung Ade sagen musste, erhielt er das Abzeichen in Gold mit der Zahl „15“. Ungleich langlebiger war dagegen seine gern übernommene Aufgabe als Prüfer, die aber nur ein Teil seines Engagements war: In seinem Heimatverein, dem SV Alsenbrück-Langmeil, trainierte er die jungen Leichtathleten. Da Adolf (von vielen nur „Adi“ genannt) Stauffer zudem als Volksschullehrer in Roxheim, Wartenberg-Rohrbach, Alsenz, Imsbach und Münchweiler arbeitete, hat neben dem Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen natürlich auch Sport auf dem Stundenplan gestanden – und dort nicht zuletzt die Vorbereitung für den Erwerb des Sportabzeichens. Blickt er auf fünf Jahrzehnte zurück, fällt ihm die eine oder andere kuriose Begebenheit ein. So war und ist er stets bereit, auch zu ungewöhnlichen Tages- und Jahreszeiten mit Stoppuhr und Maßband die Leistungen der Sportabzeichenanwärter zu dokumentieren. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm jener Aspirant, der sich das 20-Kilometer-Radfahren bis Silvester aufgehoben hat. Damit hatte er nicht nur den letztmöglichen Termin, sondern auch noch einen extrem stürmischen Tag ausgesucht. Also strampelte er zunächst drei Kilometer gegen den strammen Westwind von Langmeil bis Lohnsfeld, um dann die „restlichen“ 17 Kilometer mit Rückenwind nach Marnheim zu rollen. Zurück ging es dann auf vier Rädern! Der Name dieses Sportlers ist selbstverständlich – wie alle 1079 weiteren, die der 75-Jährige persönlich geprüft hat – in einem kleinen, akribisch geführten Notizbüchlein festgehalten. Dass Adolf Stauffer einmal ein echter Nordpfälzer würde, ward ihm nicht „an der Wiege gesungen“. Geboren wurde er 1939 in Reichenbach (Kreis Lemberg) in Galizien, der heutigen Ukraine. Dorthin waren seine Vorfahren Ende des 18. Jahrhunderts ausgewandert. Seine ersten Lebensjahre waren von gravierenden Ortswechseln geprägt. Bei der von den damaligen Machthabern in Deutschland so genannten Aktion „Heim ins Reich“ ist seine Familie 1940 mit vielen anderen in den „Warthegau“ umgesiedelt worden. Im oberschlesischen Niedermühleneck – im heutigen Südwest-Polen gelegen – hat er eine unbeschwerte Kindheit verbracht. Bis zu jener kalten Januar-Nacht 1945, als sich seine Familie auf der Flucht vor der Roten Armee auf den langen und gefahrvollen Treck nach Westen machte. Zunächst sind die Stauffers in Bolanden untergekommen, ehe sie 1947 in Langmeil einen Bauernhof pachten konnten. Bei der Eingewöhnung in der neuen Heimat machte dem kleinen „Adi“ das „Pälzisch“ die geringste Mühe: Die Ahnen hatten 200 Jahre lang nicht nur Sitten und Gebräuche in Galizien gepflegt, sondern waren auch ihrer pfälzischen Muttersprache treu geblieben. Seit 1978 wohnt Adolf Stauffer in der Kolpingstraße in Winnweiler. 1975 war er Mitbegründer der NABU-Kreisgruppe Donnersberg, und seither ist der Naturschutz Teil seines Lebens. Er bedauert den drastischen Rückgang der Rauchschwalbenbestände. Und es schmerzt ihn besonders, dass die 20 Kunstnester für Mehlschwalben an seinem Wohnhaus seit Jahren verwaist sind, wo sie noch in den 1980er Jahren bis auf ein einziges durchweg „bewohnt“ waren. Auch der eigens installierte Brutkasten für Schleiereulen steht seit langem leer. Um Nistplätze für Mehlschwalben zu schaffen, haben Mitglieder der Kreisgruppe mittlerweile zirka 1600 Kunstnester in verschiedenen Orten im Kreis angebracht. Grund zur Freude liefert Stauffer dagegen eine Wasseramsel, die ihr Nest unter der Alsenzbrücke am Bahnhof gebaut hat. Zufrieden ist er auch mit der positiven Entwicklung in den Potzbacher Wiesen, die der NABU in den 1980er Jahren gekauft hatte. Hier wächst das seltene breitblättrige Knabenkraut, Braunkehlchen und Schwarzkehlchen haben hier ihre Brutplätze. In den Schilfwiesen bei Langmeil herrscht ebenfalls reges Leben. Wasserralle, Rohrammer, Sumpfrohr- und der stark gefährdete Teichrohrsänger haben sich dort niedergelassen. Der absolute Höhepunkt für den leidenschaftlichen Naturschützer sind aber aktuell die „Lohnsfelder“ Störche! Schon früh hat Adolf Stauffer die sportlichen Erfolge seiner Schützlinge auch in der Presse öffentlich gemacht – mittlerweile blickt er auf ein halbes Jahrhundert Tätigkeit als freier Mitarbeiter der RHEINPFALZ zurück. Seit 1975 steht das Kürzel „as“ jedoch hauptsächlich für informative und interessante Beiträge aus der Tier- und Pflanzenwelt, die rund um den Donnersberg eine aufmerksame Leserschaft finden. Vom Aaronstab oder heimischen Orchideen über Libellen und Schmetterlinge bis hin zu Krötenwanderungen, Fledermäusen oder Kranichzügen – Adolf Stauffer hat ein Faible für Pflanzen und Tiere aller Art. Aber auch für den Sport. In seiner Brust schlagen eben zwei (gleichgroße) Herzen ...

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