Eisenberg Biker helfen Jungen: Einen Tag die schwere Krankheit vergessen

Hunderte Biker haben dem schwerstkranken Malik (vorn auf dem Motorrad seines Großvaters Enrico Wunderlich) eine beeindruckende S
Hunderte Biker haben dem schwerstkranken Malik (vorn auf dem Motorrad seines Großvaters Enrico Wunderlich) eine beeindruckende Sternfahrt geschenkt, die auf dem Campingplatz Ochsenbusch in Eisenberg endete.

Dass es unter Motorradfahrern eine enge Verbindung gibt, die weit über das Hobby hinausgeht, ist in Eisenberg eindrücklich unter Beweis gestellt worden. Rund 600 Biker aus ganz Deutschland fluteten den Campingplatz Ochsenbusch – nach einer Tour für einen todkranken Jungen.

„Malik ist aus-therapiert“, sagt Enrico Wunderlich und die Augen werden feucht. Er spricht von seinem Enkel. Seit 2019 kämpft der 13-Jährige gegen das Ewing-Sarkom, eine seltene Form von Knochenkrebs, die meist Kinder und Jugendliche befällt. Während der Pandemie sei das alles doppelt so schwer gewesen, erzählt er. Großmutter Christine Kantner setzt ein wenig Hoffnung in eine medizinische Studie, an der Malik teilnimmt. Dennoch: Es wisse niemand, wie viel Zeit ihm noch bleibt. „Und er wollte so gern Bike fahren“, sagt sie. Wohl auch, weil der Opa eine schicke Honda hat.

Mit ein paar Kumpels gerechnet

„Ich hatte dann die Idee, ihm gemeinsam mit ein paar Kumpels eine Tour zu schenken“, erläutert der 64-Jährige, der eine Hütte auf dem Campingplatz Ochsenbusch in Eisenberg hat. Auch die Lions Bikerhood for Kids, eine Gruppe um Volker Mücke, die sich inzwischen dem Verein Biker Against Mobbing (BAM) angeschlossen hat, besitzt dort ein Holzhäuschen. Dieses wird regelmäßig Familien nach einem Schicksalsschlag oder mit Kindern, die Einschränkungen beziehungsweise schwere Erkrankungen haben, kostenlos für ein paar erholsame Tage überlassen. „Ostern wohnt da wieder eine Familie“, sagt BAM-Vorsitzender Maik Hausdörfer. Wunderlich hat dem Club von seiner Idee erzählt. „Ich hatte gedacht, so 30 bis 40 Maschinen zusammenzubringen“, erläutert er.

80 Kilometer über Land

Doch was dann daraus wurde, hat er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Mücke, der bei BAM für die Organisation von Veranstaltungen verantwortlich zeichnet, berichtet: „Wir hatten mehr als 1000 Anmeldungen.“ Zum Glück habe das Wetter am Freitag mit Sturm und Regen verrückt gespielt, meint er schmunzelnd. So seien „nur“ etwa 600 Motorräder der Einladung zur Sternfahrt gefolgt. Sie kamen aus Bad Kreuznach und Mannheim, aus Homburg an der Saar, aus München, sogar aus Berlin. Treffpunkt war in der Nähe von Ingelheim. „Wir sind dann rund 80 Kilometer über Land gefahren“, berichtet Wunderlich, der – mit seinem Enkel als Sozius – den Konvoi anführte. Maliks Mutter und seine drei Geschwister waren auch mit von der Partie.

Polizei stets dabei

Eskortiert wurden die Biker von der Polizei. „Wegen der großen Anzahl an Zweirädern musste die Tour als Demonstration angemeldet werden“, erklärt Hausdörfer. Trotz aller Bemühungen, die Kolonne zusammenzuhalten, sei sie leider auseinandergerissen. Dennoch ist es schon sehr beeindruckend, als die chromblitzenden Maschinen auf den Campingplatz rollen. In der Gastwirtschaft der Anlage hat man alle Hände voll zu tun. Der Betreiber spendiert die Getränke, BAM das Essen, wie Mücke informiert. Alles, was in der Spendendose landet, ist für Malik. Der 13-Jährige, dem eine richtige Kutte geschenkt worden ist und dem jemand noch einen Plüschhund überreicht, strahlt. Dieser besondere Tag gefalle ihm, meint er.

Wunderlich ist überzeugt, sein Enkel habe Riesenspaß. Damit sei das Ziel der Aktion, die Krankheit mal für einen Tag zu vergessen, erfüllt. Sein Enkel werde mit seiner Familie noch auf dem Campingplatz übernachten, sagt der Opa und plant schon das nächste Event: „Malik möchte so gern noch ins Legoland.“

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