Unternehmen Nach Wut kommt Blick nach vorne: Gewerkschaft und Betriebsrat kritisieren BASF-Stellenabbau

Der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat.
Der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat.

Die Chemie-Gewerkschaft IGBCE und der BASF-Betriebsrat kritisieren das Sparprogramm des Weltkonzerns und den Stellenabbau in Ludwigshafen als überzogen.

Gemeinsam haben Gewerkschaft und Betriebsrat ein Papier zur Zukunftssicherung des BASF-Standorts Ludwigshafen vorgelegt. Es sieht Investitionen in Personal und den Umbau des weltgrößten Chemieareals vor.

Ludwigshafen dürfe nicht durch ständig neue Sparmaßnahmen geschwächt werden, sondern müsse jetzt eine Pionierrolle im Auf- und Ausbau von nachhaltigen Chemie-Produkten einnehmen.

Es sei eine „sportliche Geschwindigkeit“, den einen Teil des Sparprogramms, der Bereiche außerhalb der Produktion betrifft, in den kommenden zwei Jahren bis Ende 2024 vollzogen haben zu wollen. Das sagte der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat. „Wir sperren uns nicht gegen Veränderungen“, betonte IGBCE-Bezirksleiter Gunther Kollmuß. „Aber jetzt werden unter hohem Zeitdruck Sparmaßnahmen durchgeführt. Wir hätten uns mehr Zeit gewünscht.“ Die Konzernleitung habe im Herbst ein Sparpaket angekündigt und habe jetzt bis zur Vorlage der Jahreszahlen am 24. Februar unter selbst gemachtem Druck gestanden.

Außerhalb der Produktion sind in Ludwigshafen 1800 Stellen vom Abbau betroffen. In der Produktion sind es 700 Stellen, die mit der Schließung mehrerer Anlagen am Standort Ludwigshafen einhergehen, weil die Nachfrage vor allem in Europa laut BASF nicht mehr ausreiche.

Mitarbeiter anderweitig einsetzen

Gewerkschaft und Betriebsrat verhandeln seit Längerem in ungewöhnlich vielen Sitzungen des BASF-Wirtschaftsausschusses mit der Unternehmensleitung über die Möglichkeiten, wie vom Stellenabbau betroffene Mitarbeiter im Konzern anderweitig eingesetzt werden können.

„Es zeigt sich auch jetzt, wie wichtig die Standortvereinbarung ist“, sagte Horvat. Die Vereinbarung schließt bis Ende 2025 betriebsbedingte Kündigungen am Standort Ludwigshafen aus. Ihre Lieblingsstelle aufzugeben, falle vielen Mitarbeitern aber nicht leicht. Er habe „Angst, Wut und Verzweiflung“ gesehen, sagte Horvat. Seit Donnerstag und Freitag wüssten die meisten der vom Abbau Betroffenen Bescheid.

„Viel über Qualifizierung geredet“

„Wir haben viel über Qualifizierung geredet“, sagte Horvat. Die BASF habe ein umfassendes Weiterbildungsprogramm gerade auch für die betroffenen Mitarbeiter zugesagt. Sie sollen so weit wie möglich an anderen Stellen im Unternehmen eingesetzt werden. „Das kostet so viel, wie gebraucht wird“, betonte Horvat. Näheres werde man in den kommenden Monaten sehen. Priorität habe, vom Stellenabbau betroffene Mitarbeiter auf eine vergleichbare Position im Unternehmen zu bringen. So gebe es konzernweit 1000 offene Stellen, davon viele in Ludwigshafen, sagte Tatjana Diether, die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der BASF.

„Nicht mit dem Kostenhammer“

Der energieintensive und daher von den hohen Gas- und Strompreisen infolge des Ukraine-Kriegs besonders betroffene Standort Ludwigshafen stehe „vor seiner ganz eigenen Zeitenwende. Und die gestalten wir nur mit mutigen Innovationen und Investitionen – nicht mit dem Kostenhammer“, sagte der IGBCE-Vorsitzende und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis. Konzernchef Martin Brudermüller indes bekannte sich zur Zukunft von Stammwerk und Standort. Ludwigshafen solle zu „dem europaweit führenden emissionsarmen Chemie-Standort“ werden.

Hier lesen Sie mehr zum Stellenabbau bei der BASF.

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