Bahnverkehr Lokführergewerkschaft GDL will bei der Bahn streiken

Wie zuletzt 2015 setzt GDL-Chef Claus Weselsky wieder auf Streiks bei der Deutschen Bahn.
Wie zuletzt 2015 setzt GDL-Chef Claus Weselsky wieder auf Streiks bei der Deutschen Bahn.

Kunden der Deutschen Bahn (DB) müssen sich auf Streiks einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erklärte am Dienstag ihre Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen für gescheitert und beschloss die Einleitung von Arbeitskampfmaßnahmen.

Einen Termin nannte die Gewerkschaft noch nicht. Sie ließ auch offen, welche Bereiche des Unternehmens zunächst betroffen sein könnten. Von einer Urabstimmung unter den Mitgliedern war am Dienstag keine Rede.

Auch die vierte Verhandlungsrunde hatte am Montag keine Einigung gebracht. „Wir wollten verhandeln und eine Einigung erzielen, doch die DB hat sich erneut verweigert“, erklärte GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag. Er warf der DB vor, die Arbeitsbedingungen des Zugpersonals verschlechtern zu wollen und in anderslautenden Aussagen zu lügen.

EVG streikte 2018 kurz

Kommt es zum Warnstreik, wäre es der erste bei der DB seit Dezember 2018, als die größere Eisenbahnerwerkschaft EVG ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Vor allem mit ihren Fahrdienstleitern in den Stellwerken kann die EVG den Bahnbetrieb noch leichter lahmlegen als die GDL mit ihren Lokführern. Der Streik der EVG dauerte damals allerdings nur vier Stunden an einem Tag. Die letzte Streikwelle der GDL zog sich dagegen 2014/15 über Monate hin.

Die DB hatte die Eskalation nach dem ergebnislosen Gespräch in Berlin am Montag schon kommen sehen. Nach dem Treffen kritisierte DB-Personalvorstand Martin Seiler, die GDL ziele auf Konfrontation um jeden Preis. Die DB schlug am Montag einen Tarifabschluss vor, der den Beschäftigten Einkommenssteigerungen wie im Öffentlichen Dienst im Bereich Flughäfen gebracht hätte. Die GDL habe sich jedoch geweigert, über Spielräume und Lösungen zu sprechen. Sie beharre auf deutlich höheren Forderungen.

Angebot wie Öffentlicher Dienst an Flughäfen

Die Vertragsparteien im Öffentlichen Dienst hatten sich im Herbst auf Lohn- und Gehaltssteigerungen von 3,2 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten geeinigt. Wegen des Verkehrseinbruchs gelten an Flughäfen jedoch Sonderregeln mit verzögerten Tarifsteigerungen, verringerter Arbeitszeit und einer Aussetzung leistungsorientierter Bezahlung.

Die DB macht wegen der Corona-Krise Milliardenverluste. Im September schnürte sie deshalb ein Tarifpaket mit der größten Eisenbahnergewerkschaft EVG. Ab Anfang 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Bis Ende 2023 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. In vergangenen Tarifrunden konnten sich die knapp 215.000 DB-Mitarbeiter über teils deutlich höhere Einkommenssteigerungen freuen. Die GDL lehnte es ab, an den Verhandlungen teilzunehmen. Eine Schlichtung im Herbst scheiterte. Nach dem Auslaufen des Tarifvertrags Ende Februar begann die neue Verhandlungsrunde.

Nach der Lockerung der Corona-Regeln nimmt die Nachfrage bei der DB gerade wieder Fahrt auf. „Die Buchungen ziehen wieder an“, sagte Seiler.

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