Rheinpfalz Wahrscheinlich von Martin Biterich

Die Marienstatue in der katholischen Kirche von Lauterecken ist offenbar das Werk des bedeutenden Mainzer Barockkünstlers Martin Biterich. Diese Vermutung äußert der Kunsthistoriker Alexander Wißmann aus Raunheim, der im Rahmen seiner Forschungstätigkeit vor wenigen Tagen in Lauterecken Station machte.

Bisher war in Lauterecken nicht bekannt, von wem die Marienstatue in der Pfarrkirche stammt. „Ich habe in ihr ein Werk von Martin Biterich erkannt“, sagte Wißmann der RHEINPFALZ. Nach seiner Vermutung handelt es sich um eine Arbeit aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dies sei insofern besonders, da die sonstige Ausstattung der Kirche überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stamme. Martin Biterich (1691-1759) gilt wie auch sein Sohn Johann Georg als wichtiger Vertreter des Mainzer Barock. Generell sei die Barockkunst aus Mainz im Vergleich zu den bayerischen Pendants noch nicht gut erforscht, bedauert Wißmann. Wohl habe man in Lauterecken um die Bedeutung der Marienfigur gewusst, „aber niemand konnte sie einordnen oder mit einem Namen in Verbindung bringen.“ Wißmann arbeitet zurzeit an der Universität Mainz an seiner Doktorarbeit. Der 29-Jährige ist spezialisiert auf Skulpturen des Barock. „Von Biterich kenne ich mehr als 300 Figuren“, illustriert er. Die meisten seien in Mainz – vielfach in Vororten – sowie im Umkreis in Rheinhessen und im Rheingau verteilt. Dass nun auch in der Pfalz ein Werk von Biterich aufgetaucht ist, erstaunt den Kunsthistoriker nicht. Denn Biterich habe gute Kontakte zu Klöstern unterhalten. Er vermutet, dass die Figur in Lauterecken möglicherweise eine Auftragsarbeit für das ehemalige Franziskanerkloster in Meisenheim gewesen sein könnte. Der Grund: „Der Künstler hat preiswert gearbeitet.“ Auf die Figur in Lauterecken ist Wißmann übrigens im Rahmen seiner Arbeiten für das Jahrbuch des Donnersbergkreises gestoßen. Darin befasst er sich mit der Marienfigur in der Kirche Maria Himmelfahrt in Obermoschel. „Daraufhin habe ich einfach auch mal die Denkmäler des Kreises Kusel durchgeblättert“, erzählt er. Und siehe da, in Lauterecken wurde er rasch fündig. „Die Marienstatue von Obermoschel ist quasi die Schwesterfigur zu Lauterecken“, fand der Experte heraus. Die Figur hält eine Lilie in der Hand als Hinweis auf die unbefleckte Empfängnis Mariens. Charakteristisch ist auch der Sternenkranz als apokalyptisches Zeichen. Meist seien diese Figuren aus weichem Lindenholz gearbeitet worden, erklärt Wißmann. Er vermutet weiter, dass die Marienstatue zuvor als Altarfigur in der ehemaligen Simultankirche in Lauterecken genutzt wurde. Grund für diese Annahme ist, dass die relativ große Skulptur hinten ausgehöhlt ist – „dann standen sie meistens vor einer Wand“, also etwa vor einem Altar. Der Kunsthistoriker geht weiter davon aus, dass die Maria anschließend in die später errichtete Lauterecker Pfarrkirche übertragen worden ist. Dies sei schon etwas Besonderes: „Offenbar hat sie damals besonders gut gefallen“, meint Alexander Wißmann.

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