Rheinpfalz Interview: Handballtrainer Moritz Baumgart sieht bei TS Rodalben „keine Perspektive“

Hört zum Saisonende als Trainer und Spieler bei der TSR auf: Moritz Baumgart.
Hört zum Saisonende als Trainer und Spieler bei der TSR auf: Moritz Baumgart. Foto: Seebald

Herr Baumgart, warum hören Sie als Trainer bei der TSR auf?
Ich bin letzte Saison angetreten, um ernsthaft oben mitzuspielen. Das haben wir letzte Saison noch halbwegs hinbekommen, und ich habe uns in einer guten Entwicklung gesehen. Daher wollte ich eine Saison dranhängen, um es noch ein bisschen besser zu machen und womöglich diesem Ziel noch näher zu kommen. Das hat nicht geklappt, und ich sehe auch für die kommende Saison keine Perspektive, oben angreifen zu können. Da dies meine Motivation war, muss ich mein Engagement beenden, denn ohne diese Motivation kann ich keine Vorbildfunktion mehr einnehmen.

Werden Sie als Spieler noch zur Verfügung stehen?
Nein. Da meine Zeit auch immer knapper wird und mir schlicht und ergreifend die Motivation fehlt, noch einmal im Mittelfeld der Pfalzliga zu spielen.

Machte sich bei Ihnen angesichts des 13-Minuspunkte-Rückstands auf Spitzenreiter HSG Mutterstadt/Ruchheim Frust breit?
Frust sehe ich nicht. Natürlich sind wir enttäuscht, und ich finde, man merkt auch, dass es schwieriger ist, die allerletzten Prozente aus sich rauszuholen, wenn man das Ziel, oben mitzuspielen, abhaken musste. Das hat uns auch in die Negativspirale reinkommen lassen.

Vor der Runde waren Sie noch zuversichtlich. Was hat sich geändert?
Ganz klar war mitentscheidend, dass meine Brüder Jonas und Lukas einige Spiele fehlten. Leider haben auch die Spieler, die daraufhin in der Verantwortung standen (ich eingeschlossen), zu dieser Zeit nicht ihr Potenzial ausschöpfen können. Das hat dann zu einer Negativserie geführt und damit zu einem mentalen Dämpfer. Deshalb stehen wir eben jetzt dort, wo wir stehen.

Handball ist ein Sport, in dem Verletzungen nicht selten sind. In den vergangenen Jahren war der enge Kader ein Dauerproblem bei der TSR. Warum ist es nicht möglich, Abhilfe zu schaffen?
Das hat mehrere Gründe. Hier in Rodalben wird kein Geld bezahlt, die nächsten Handballvereine sind weit weg, und das Harzverbot in der Pfalzliga sorgt noch dafür, dass gute Spieler schon deswegen absagen. Außerdem haben wir nicht das Personal, um uns intensiv um neue Spieler zu bemühen.

Sie besitzen in ihrem Team mehrere Spieler auf Oberliga-Niveau. Kommt bei denen nicht Frust auf, da man nicht mehr erreicht?
Frust halte ich für übertrieben, darunter verstehe ich eine resignative Haltung. Die sehe ich bei uns nicht. Es ist für die ganze Mannschaft enttäuschend, wo wir derzeit stehen.

Ihr Bruder Jonas, Spielgestalter ihres Teams, wird für den Rest der Saison ausfallen. Wie kann man ihn ersetzen?
Das ist schwierig. Einen gleichwertigen Spieler haben wir nicht. Das heißt aber nicht, dass wir nicht alles versuchen. Wir können auch ohne ihn einen guten Ball spielen. Jonas Goll ist ein ganz anderer Spielertyp. Dass er in der Lage ist, das Spiel zu leiten, hat er schon bewiesen.

Wie stehen die Chancen, am Samstag (Anwurf: 20 Uhr) das Heimspiel gegen den TV Wörth zu gewinnen?
Ich habe selten eine so ausgeglichene Liga erlebt wie diese. Wer mehr in das Spiel investiert und wer abgezockter spielt, wird gewinnen. Von Favoritenrollen kann man in dieser Liga kaum noch sprechen.

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