Rheinpfalz Hedwighaus soll Dorf-Café werden

Derzeit wird das Hedwigshaus vom neuen Eigentümer, Erlenbachs Ortsbürgermeister Dirk Eichberger, grundlegend saniert.
Derzeit wird das Hedwigshaus vom neuen Eigentümer, Erlenbachs Ortsbürgermeister Dirk Eichberger, grundlegend saniert.

Das Hedwighaus ist eines der geschichtsträchtigsten und bekanntesten Häuser in Erlenbach. Lange Zeit hat es einen heruntergekommenen Eindruck gemacht. Doch jetzt hat der Besitzer gewechselt, und das Haus soll wieder zu einem Schmuckstück werden. Ortsbürgermeister Dirk Eichberger will das Gebäude sanieren und unter anderem ein Dorf-Café darin einrichten.

Es ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Haus. Das eingeschossige und denkmalgeschützte Gebäude von 1810 besitzt ein Mansardenwalmdach, die Viereckanlage betritt man durch ein Tor aus Sandsteinsäulen. Das alles weist auf einen ehemals wohlhabenden Bauherrn hin. Doch wer noch vor Kurzem an dem Haus in der Hauptstraße vorbeiging, hat es eher mit wehmütigem Blick betrachtet: der Außenputz bröckelte ab, hin und wieder fielen Ziegeln vom Dach – kein schöner Anblick also. Das Haus gehörte einer Erbengemeinschaft mit verschiedenen Parteien. Und die waren sich offensichtlich bei der Unterhaltung nicht immer grün unterm Grünberg (wir berichteten). So wurde das Haus in der Längsachse aufgeteilt. Die Straßenseite gehörte einer Partei, die Hofseite der anderen. Die Straßenseite bekam die Hausnummer eins, die andere im gleichen Haus die Nummer drei. Unter diesen Vorzeichen zu renovieren, gestaltete sich schwierig. So bekam die vordere Hälfte einen neuen Anstrich, an der hinteren Hälfte blätterte der Putz aber weiter ab. Es bildete sich ein enormer Sanierungsstau. Erschwerend kam hinzu, dass das Haus seit gut zehn Jahren leerstand. Bis Dirk Eichberger das Gebäude gekauft hat. „Mir haben das Haus und die Hofanlage schon immer gut gefallen“, gesteht er. „Als ich mit meiner Familie nach Erlenbach kam, drückte mir Ortschef Bernd Arnold das Buch ,Hedwig’ in die Hand. Ich bin zwar nicht der leidenschaftliche Roman-Leser, habe es mir aber trotzdem zu Gemüte geführt. Einige Passagen in dem Roman haben mir besonders gefallen, beispielsweise dass die Holztreppe immer knarrte, wenn die Maid hoch in die Stube ging.“ Nachdem er zusehen musste, wie das Gebäude immer mehr Schaden nahm, ist er an die Eigentümer herangetreten. „Wir waren uns schnell einig“, so Eichberger. Beim ersten Durchschauen habe er festgestellt, dass dringend etwas getan werden müsse, um weiteren Schaden abzuwenden. „Durch das undichte Dach drang Wasser ein, wodurch die Zimmerdecken durchfeuchtet waren. Ich habe mir vorgenommen, das Haus unverzüglich zu sanieren.“ Seiner Liebe zu dem alten Gemäuer geschuldet, soll „alles, was erhalten werden kann, original erhalten bleiben“. Sofort hat er Kontakt mit dem Denkmalschutz und den Baubehörden aufgenommen und das weitere Vorgehen abgestimmt. „Zusammen mit dem Denkmalamt haben wir alles in Augenschein genommen, die Maßnahmen besprochen und die Denkmalschützer haben auch schon die Handwerker eingewiesen“, so Eichberger. „Bei der fachlichen Unterstützung sind wir gerne behilflich“, sagt Peter Martini von der Kreisverwaltung. Da sich die Vorstellungen des Bauherrn mit denen des Denkmalschutzes decken, klappe alles reibungslos. „Es macht Spaß, ein solches Denkmal wieder herzurichten. Ich bin guter Dinge, dass etwas Schönes daraus wird“, so Martini. Eichberger ist sich bewusst, dass nun eine Menge Arbeit auf ihn zukommt, aber die ist der engagierte Ortschef, der mit seiner Familie den Linsenbühler Hof betreibt, gewohnt. „Wichtig ist momentan, dass wir das Dach in die Reihe bekommen.“ Inzwischen wurden die obere Dachhaut entfernt und der Dachstuhl überprüft. Zum Erstaunen aller ist der komplett aus solidem Eichenholz mit handgeschmiedeten Nägeln gefertigt. Beschädigte Sparren wurden ausgetauscht und zum Schutz ein Unterspannband eingezogen. Das Walmdach wurde mit roten Biberschwanzziegeln mit Segmentschnitt eingedeckt. Zuvor waren dort verschiedene Ziegelarten gesteckt. Folgen soll der untere Teil des Mansardendaches mit seinen Gauben, damit wieder alles im Trockenen steht. Dann soll es an die Fassaden gehen mit ihren schönen stichbogigen Sprossenfenstern. Die alten Klappläden sollen erhalten bleiben. Je nach zeitlichem Baufortschritt geht es dann an die Innensanierung. „In drei Jahren möchte ich die Renovierung abgeschlossen haben“, sagt Eichberger. In der Mansarde im oberen Stock sollen vier Gästezimmer entstehen, erzählt der Bauherr von seinen Plänen. Im Erdgeschoss links wird eine Zwischenwand herausgenommen, um einen Aufenthaltsraum zu schaffen. Rechts davon entsteht eine neue Küche. „Mir schwebt vor, hier ein Dorf-Café einzurichten“, sagt Eichberger. Im nördlich anschließenden Garten zwischen Hedwigshaus und Mühle soll ein Biergarten entstehen. Den Innenhof des bäuerlichen Anwesens möchte er weitgehend erhalten und mit einem Kastanienbaum bepflanzen. Ansonsten werde die Fläche als Parkplatz für das Haus benötigt. Die Wirtschaftsgebäude nutzt er für seinen Betrieb. Mit diesem Plan kann das Hedwigshaus nicht nur gerettet werden, das Dorf erhält auch einen zusätzlichen schmucken Treffpunkt.

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