Rheinpfalz Überflüssig oder kaum bekannt?
MAINZ. Die Fakten: 4665 Facharzttermine wurden seit dem Start am 25. Januar 2016 bis zum Jahresende in Rheinland-Pfalz vermittelt. Ist das nun wenig? Oder doch so viel, dass es als Beweis für die Existenzberechtigung des Services dienen kann? Bezogen auf alle fachärztlichen Behandlungsfälle seien damit gerade mal 0,16 Prozent aller Termine auf diesem Weg zustande gekommen, rechnet Rainer Saurwein, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, vor. Sein Fazit daher: „Die Inanspruchnahme ist gering.“ Die Vorgeschichte: Seit langem kommt es zu Beschwerden, wonach Privatversicherte oft schneller als Kassenpatienten einen Termin erhalten würden. Vor einem Jahr setzte das Bundesgesundheitsministerium das Telefonservice-Angebot durch – gegen den Widerstand der Ärzteschaft. Damit sollte gewährleistet werden, dass gesetzlich Versicherte nicht länger als vier Wochen warten müssen, bis sie den benötigten Facharzt zu Gesicht bekommen. Dieses Angebot ist allerdings an eine Voraussetzung geknüpft: Der überweisende Arzt muss die Dringlichkeit eines Termins bescheinigt haben. Bearbeitet werden die Patienten-Anfragen in Rheinland-Pfalz von einer Zentrale in Neustadt. Ihr sei es vom Start weg gelungen, alle dringlichen Fälle innerhalb der Vier-Wochen-Frist zu vermitteln, versichert KV-Sprecher Saurwein. Falls dies nicht der Fall gewesen wäre, hätte sich ein betroffener Patient einen ambulanten Termin in einem Krankenhaus geben lassen dürfen. Der Terminservice der KV „hapert leider noch daran, dass viele Patientinnen und Patienten das Angebot bisher gar nicht kennen“, bemängelt allerdings das Mainzer Gesundheitsministerium. Auch eine bundesweit einheitliche und patientenfreundliche Regelung zu Öffnungszeiten und Telefonnummern wäre wünschenswert. Auf Anregung des Ministeriums habe die KV in Rheinland-Pfalz auf ihrer Internetseite inzwischen ein spezielles Faxformular für hör- und sprachgeschädigte Menschen bereitgestellt. Überflüssig erscheint der Terminservice auch keinem der von der RHEINPFALZ befragten Kassenvertreter: „Nach unseren Erfahrungen wird der neue Service gut angenommen“, heißt es etwa bei der AOK-Zentrale in Eisenberg. Auch die Barmer-Landesgeschäftsführerin Dunja Kleis sieht die Notwendigkeit der von den KVen betriebenen Einrichtungen bestätigt: „Dass wöchentlich bundesweit mehr als 2000 Menschen über eine Terminservicestelle einen Facharzttermin vermittelt bekommen, macht das deutlich.“ Die Innungskrankenkasse IKK Südwest hat zudem bei ihrem eigenen, schon vor Jahren aus der Taufe gehobenen Termin-Service eine überraschende Erfahrung gemacht: Nach Einführung des vom Gesetzgeber erzwungenen KV-Angebotes erfreue sich die IKK-eigene Terminvermittlung „einer steigenden Inanspruchnahme“. Damit sieht sich diese Innungskrankenkasse in ihrer Meinung bestätigt, „dass über die KV in allen Bundesländern offenbar kein ausreichender Service sichergestellt werden kann“. Rheinland-Pfalz mache hier keine Ausnahme. Zwar sind laut IKK Südwest auch bei ihr „konkrete Beschwerden über nicht erfolgte Vermittlungen selten“. Das Hauptproblem stelle vielmehr die – vom Gesundheitsministerium ebenfalls kritisierte – „mangelnde Bekanntheit“ des KV-Terminservices dar. Statt dieses Angebot „praktisch zu verstecken“, sollte die KV es sowohl über das Internet als auch über die niedergelassenen Ärzte bewerben. Die KV sieht das laut ihrem Sprecher Saurwein anders: Die Patienten würden durchaus von ihren Hausärzten über die Möglichkeit einer Terminvermittlung informiert. Aus seiner Sicht deutet die verhaltene Nachfrage „eher darauf hin, dass Patienten doch lieber einen Termin bei ihrem Wunscharzt an ihrem Wunschort zu ihrer Wunschzeit in Anspruch nehmen“. Und dafür dann halt auch gerne etwas länger warten. Zum Verständnis: Versicherte, die sich an den KV-Service wenden, haben zwar Anspruch, innerhalb von vier Wochen einen Facharzttermin zu erhalten. Aussuchen können sie sich den Mediziner allerdings nicht. Auch müssen sie unter Umständen mit einer weiter entfernten Praxis vorlieb nehmen. Mit Spannung sehen alle Beteiligten dem Frühjahr entgegen. Bisher werden Termine bei Psychotherapeuten bundesweit nicht über die KV vermittelt. Dabei, so die IKK Südwest, gibt es gerade bei dieser Gruppe auch in Rheinland-Pfalz „teilweise lange Wartezeiten“. Ab April soll sich das ändern. Dann soll der KV-Service Patienten auch bei Psychotherapeuten zu einem baldigen Termin verhelfen. Info Die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hat ihren Sitz zwar in Neustadt, ist aber telefonisch unter der Mainzer Rufnummer 06131/8854455 zu erreichen. Und zwar von montags bis freitags zwischen 9.30 Uhr und 14 Uhr, mittwochs zusätzlich bis 16 Uhr. Weitere Infos finden sich im Internet unter der Adresse www.kv-rlp.de und dort weiter unter den Stichworten „Patienten“ beziehungsweise „Terminservicestelle“.